Kurztrip Sexten – Tag 1

31.08.2017

Einmal im Jahr müssen Diane und ich einfach zum Biken in die Alpen. Für richtige Alpenüberquerungen ist momentan die Zeit nicht vorhanden – die Kinder wollen einfach nicht so lange auf ihre Eltern verzichten… 😉
Umso mehr freue ich mich auf den ersten gemeinsamen Alpencross mit den Kindern. (Naja, das ist so eine Wunschvorstellung.)
Letztes Jahr fuhren wir schon eine 3-Tages-Tour in den Alpen und dieses Format hat sich als durchaus praktikabel erwiesen. Nach etwas Recherche fiel meine Wahl auf den Stoneman-Trail-Dolomiti. Diese Rundtour um Sexten lässt sich an einem, zwei oder auch an drei Tagen fahren. Das wäre die perfekte Runde gewesen. Unglücklicherweise kam die Schulter-OP meiner Frau dazwischen und somit Trainingsausfall ihrerseits und auch das Fahren mit schwerem Rucksack wäre nicht das Gelbe vom Ei gewesen. Die Region rund um Sexten interessierte uns trotzdem sehr und wir änderten einfach den Tourenmodus. Wir schwenkten um auf 3-4 1-Tagestouren und im schlimmsten Fall würde wir einfach wandern gehen. Den Termin legten wir auf das erste Septemberwochenende. Das hatte zum einen organisatorische Gründe, zum anderen hofften wir auf eine stabile Wetterlage und ein schönes Spätsommer-Wochenende. Für den Aufenthalt in Sexten buchte ich uns im Hotel Strobl ein – eine perfekte Wahl.

Zwei Wochen vor Reiseantritt waren die Wetterprognosen noch ganz gut, dann schwenkten die Vorhersagen um. Eine Kaltfront würde just an jenem Wochenende über die Alpen ziehen. Damit verbunden: Temperatursturz und Dauerregen, in höheren Lagen sogar Schnee… Nun gut, ich war ja Kummer mit dem Wetter heuer schon gewohnt…
Wir wollten auf jeden Fall in den Urlaub und das Beste daraus machen – und wenn wir nur wandern und „wellnessen“ würden – egal und Hauptsache fort.

Wir fuhren am frühen Donnerstagmorgen los, um den vermeintlich besten Tag noch nutzen zu können. Die Anreise verlief ohne Zwischenfälle und bereits kurz nach 13 Uhr waren wir in unserem Urlaubsdomizil angekommen. Wir checkten schnell ein, bezogen unser Zimmer, zogen uns um und starteten kurz vor 15.30 Uhr zu unserer ersten Tour.

Bestens gelaunt starteten wir in die MTB-Tour Highland Tour Coltrondo.
Für den kurzen Nachmittag war die Strecke ideal, nicht zu kurz und nicht zu lange und ein paar nette Trails sollten auch dabei sein. Perfekt!

Der Wettergott meinte es gut mit uns und wir genossen die ersten Meter durch Sexten in Richtung Nemes Alm. Schnell wurde der Weg steiler und wir ließen die gemütliche Ortschaft hinter uns. Dafür, dass Sexten so nah an den weltberühmten Drei Zinnen liegt und der Ort über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügt, war erstaunlich wenig dort los. Beschaulich beschreibt die Atmosphäre dort ganz gut – wir mochten es. Rasch gewannen wir an Höhe und bald verließen wir den Wald. Der Blick war nun frei auf die umliegenden Gipfel.

Besonders gerne an den Dolomiten mag ich die bizarren Felsformationen. Sie sind typisch für das Gebirge und suchen ihres Gleichen.

Kurz nach der Nemes Alm, die wir rechts liegen ließen erreichten wir den ersten kurzen Trail.

Von hier hatten wir auch einen Blick auf ein Stockwerk höher, wo die sogenannte Demuth-Passage verlief. Dieses Highlight hatte ich auch noch auf meiner To-do-Liste stehen. Vielleicht würde es ja an einem der folgenden Tage klappen.

Der erste Trail also führte uns ohne größere Schwierigkeiten, dafür aber mit viel Flow und Spaß, zur Coltrondo Alm. Auch hier kehrten wir nicht ein, obwohl uns eine Pause sicherlich gut getan hätte. Wir waren nun doch schon lange auf den Beinen. Aber es wurde langsam spät.

Nach einem Selfie mit dem Dach der Alm im Hintergrund fuhren wir weiter. Dann folgte der zweite Trail. Dieser war durchaus anspruchsvoll und forderte unsere Fahrtechnik.

Dianes Schulter machte sich bei dieser Abfahrt bemerkbar. So ganz in Ordnung war sie wohl noch nicht. Vor allem solche Belastungen quittierte sie mit mehr oder weniger heftigem Zwicken. Der dritte Trail war sehr wurzelig – für mich ein großer Spaß, für meine Frau weniger. Ab dann rollte es auf Schotter bergab. Ein paar kurze Gegenanstiege stellten sich uns noch in den Weg, bevor wir kurz vor Sexten einen letzten Trail mitnahmen.

Zufrieden kamen wir am Hotel an. Nach einer kurzen Dusche und Pause gingen wir zum Abendessen. Sehr leckere 4 Gänge + Salatbuffet rundeten diesen ersten Tag ab. Erschossen fielen wir dann ins Bett. Der 16-Stunden-Tag, die lange Autofahrt und die Tour forderten ihren Tribut.

Keep on Biking!

Rhön 300 – Grenzen erfahren

Irgendwann im Frühjahr wurde ich auf das Rennen Rhön 300 im Internet aufmerksam. Der Slogan „Grenzen erfahren“ sprach mich direkt an. Dazu war am Anfang noch geplant, eine Zeitmessung über die komplette Strecke zu installieren. Welch eine Herausforderung. Meine bisher längste Strecke war ca. 260 Kilometer lang. 40 Kilometer mehr sollten also möglich sein. Aber in welcher Zeit? Und wäre die Karenzzeit von ca. 13 Stunden zu schaffen? Immerhin mussten auch 4.500 Höhenmeter bewältigt werden. Ich war von der Idee angetan. Diane gab dann den letzten Impuls zur Anmeldung. Ein paar Clicks, und ich war angemeldet…

Alle anderen Events in diesem Jahr hatte ich ganz gut hinter mich gebracht. Den Wenigumstädter Marathon, Bimbach, 12h Hohler Buckel und den Arlberg Giro. Eigentlich hätte ich entspannt an den Start gehen können. Aber ich hatte gewaltigen Respekt und wurde immer nervöser, je näher der Tag X kam.

Im Laufe der Zeit wurde der Modus der Zeitnahme von der kompletten Strecke über einzelne Segmente auf Zeitnahme über die ersten 40 Kilometer geändert. Schade, ich wäre gerne die komplette Strecke auf Zeit gefahren, aber der organisatorische Aufwand war für die Veranstalter zu hoch.

Und dann war es soweit. Das Wetter war bescheiden, und eigentlich wollte ich bei solchen Bedingungen nicht mehr fahren. Aber wenn man schon mal angemeldet ist…

Der Wecker klingelte sehr früh und wir fuhren am Sonntagmorgen in die Rhön. Unterwegs prasselte der Regen aufs Auto und ich fluchte vor mich hin. In Schondra angekommen holte ich meine Startunterlagen in der Turnhalle und machte mich dann fertig.

Der spärlich besuchte Parkplatz lies schon eine dürftige Teilnahme vermuten. Klar, bei dem Wetter…

Ich verabschiedete mich von Diane, sie wünschte mir Glück und ich fuhr vom Ziel an der Halle zum Start in die Marktstraße

Der Start wurde um 15 Minuten verschoben. Grund war das Wetter, aber was das für ein Vorteil haben sollte, erschloss sich mir nicht wirklich.

Um 6.15 Uhr rollte das kleine Startfeld los. Ich war nervös, denn ich vermutete nur Profis in den Startreihen. Denn wer würde sich sonst bei solchen Bedingungen bei so einer Veranstaltung an den Start stellen? Allerdings hörte ich aus den Gesprächen im Startblock heraus, dass es vielen rein ums Ankommen ging. Sehr beruhigend. Verhalten fuhr ich nach dem Start los. Bloß nicht blau fahren auf den ersten Kilometern. Ich orientierte mich an den „Ankommern“ um mich herum, merkte aber bald, dass sie wohl Probleme mit der Karenzzeit bekommen würden, wenn sie in dem Tempo weiterfahren würden. Ich legte meine „Wohlfühlgeschwindigkeit“ ein und beschloss mein Ding durchzuziehen. Nach wenigen Kilometern fuhr ich zu den Büttners auf, mit denen ich ein paar Kilometern zusammen pedalierte.

Nach 95 Minuten rollte ich über „Ziellinie“ und beendete den Teil mit Zeitmessung. Bis hierher regnete es eigentlich durchgehend stark, es war neblig und kalt. Mein Wetter… 😉

Die Streckenführung war jedoch sehr interessant und wäre bei besserem Wetter sicher ein Traum gewesen. Wir waren viel auf kleinen Nebenstraßen unterwegs.
Hinter dem Transponderteppich wurden wir gestoppt und Blockweise in die „sehr gefährliche“ Abfahrt nach Gefäll geschickt. Da ich nun schon einmal stand ging ich kurz austreten und stopfte mir einen Riegel aus dem Verpflegungswagen rein. Die Helfer waren übrigens sehr nett und das nicht nur an dieser Verpflegung.
Die Abfahrt nach Gefäll empfand ich nicht so spektakulär, sie war allerdings ein Grund dafür, dass die Zeitnahme nicht über die komplette Strecke erfolgte. Die Polizei hatte ein Rennen auf diesem Abschnitt untersagt.
Nach Gefäll formierte sich eine Gruppe, die mächtig aufs Pedal drückte. Ich versteckte mich im Windschatten, musste zwischendurch allerdings auch meinen Beitrag leisten. Irgendwann konnte ich das Tempo nicht mehr mitgehen und fiel zurück.

Nach dem ersten Kontrollpunkt – es gab fünf und man bekam jeweils ein Bändchen angelegt – traf ich Harald von der RSG Würzburg. An der folgenden Verpflegung beschlossen wir, das Rennen gemeinsam durchzuziehen. Diese Schicksalsgemeinschaft war eine sehr gute Entscheidung, konnten wir uns zwischendurch doch immer wieder gegenseitig aufbauen und ermutigen.

Der Rest ist eigentlich schnell erzählt…

Das Wetter wurde besser, die Strecke hart und härter (noch mal fast 1000 Höhenmeter auf den letzten 40Kilometern), die Verpflegung war super und die Helfer wie oben schon erwähnt sehr hilfsbereit und nett. Immer wieder feuerten sie uns an. Ein besonderes Highlight für unser Duo war die exklusive Motorradeskorte. Zwei motorisierte Polzisten begleiteten uns über mehrere Kilometer und räumte für uns die Radwege, Straßen und Kreuzungen frei. Die beiden waren echt super! 🙂
Überhaupt leistete die Polizei sehr gute Arbeit an diesem Tag.

Nach 11 Stunden und 38 Minuten brutto überquerte ich mit Harald gemeinsam die Ziellinie in Schondra. Yeah! Netto brauchte ich 10 Stunden 55 Minuten. Damit war ich mehr als zufrieden.

Und während ich mein alkoholfreies Finisher-Radler genoss durfte Harald aufs Treppchen. Seine Zeit hatte für den 2. Platz in seiner Altersklasse gereicht – Gratulation! 🙂

Diane hatte mich schon im Ziel erwartet und übernahm so ein bisschen die Steuerung über mich, da ich etwas planlos war… 😉
Sie war am Morgen übrigens auf einer der RTF-Strecken unterwegs und kämpfte sich ebenfalls tapfer durch den Regen.
Nach kurzer Erholungzeit meldete ich mich in der Halle zurück und nach der Kontrolle der Bändchen am Arm wurde mein Ergebnis offiziell bestätigt. Man kam nämlich nur in die Wertung, wenn man alle Kontrollpunkte passiert hatte.

Ich hatte es geschafft und das in einer ganz passablen Zeit. Ich war zufrieden und Diane fuhr mich nach einer Bratwurst und einer Dusche nach Hause.

Fazit:

Rhön 300 war eine tolle Veranstaltung. Für die erste Durchführung gab es wirklich erfreulich wenig Kritikpunkte und viele positive Eindrücke. Größter Kritikpunkt war die Ausschilderung, aber das hat der Veranstalter inzwischen sicherlich oft genug gehört… 😉
Ansonsten hoffe ich, dass sich das Event etablieren kann und im nächsten Jahr wieder stattfindet. Ob ich dann allerdings noch einmal teilnehme kann ich jetzt noch nicht sagen.

Keep  on cycling!