Die beste Tour meines Lebens

Von dieser Tour träumte ich schon seit Mai 2011. Aber was ist das Besondere an einem Spessartcross über zwei Tage? Auf Wegen die ich schon x-mal gefahren bin? Mit Tagesetappen zwischen 25-30 Kilometern und 650 Höhenmeter? Nun, das ist eigentlich ganz einfach: Die Begleitung!

Die Idee zu dieser Tour reifte, wie schon gesagt, etwas länger in mir – eine Zweitagestour im Spessart mit meinem Sohn. Mit Übernachtung. Endlich war die Zeit reif dafür. Glücklicherweise fährt Felix mit Begeisterung Mountainbike und er war gleich Feuer und Flamme für die Idee, als ich ihm Anfang des Jahres davon erzählte. Ich legte den Zeitraum auf die Pfingstferien, da er da sein neues Rad zum Geburtstag bekommen hätte.
Ich macht mich an die Streckenplanung. Für die Übernachtung bot sich der „Oberschnorrhof“ an. Günstig, ideal gelegen und sehr leckeres Essen – perfekt für unsere Unternehmung. Ich buchte ein Doppelzimmer mit Frühstück.
Im Vorfeld fuhr ich mit Felix einige Touren zum Testen und Austesten. Sogar mit seinem alten 20″ Rad fuhr er schon ordentliche Strecken und Trails. Mit seinem neuen 24″ Rad machte er noch einmal einen Entwicklungssprung. Die zwei Etappen, die ich geplant hatte, sollte er locker schaffen können – und ich hatte viel Zeit und Zwischenstopps eingeplant.

Endlich war es soweit. Am Donnerstag, den 31.05.2018, fuhren wir nach dem Mittagessen bei uns in Haibach los. Unser gesamtes Gepäck befand sich in meinem Alpencross-Rucksack – plus Proviant. An meinem Hardtail hatte ich zwei Trinkflaschen. Felix hatte eine Flasche an seinem Rad und seine zweite befand sich in einer Außentasche meines Rucksackes.
Die Route führt uns gleich hinauf zum Pfaffenberg – ein ganz ordentlicher Berg. Felix hat ihn aber schon einmal bezwungen und so war die Plackerei nichts besonderes.

Die „Hohe Wart“ ließen wir links liegen und surften auf dem HG-Weg in Richtung Volkersbrunn.
Auf dem Parkplatz des Volkersbrunner Sportplatzes legten wir in einer Vesperhütte die erste Riegelpause ein. Felix liebt Müsliriegel und manchmal habe ich den Verdacht, er fährt nur Rad, um ein Paar Riegel essen zu können. 😉
Auf dem Parkplatz trafen wir auch einen Vereinskollegen, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Er war mit Familie zu Fuß unterwegs, und sein Nachwuchs ist noch ein paar Jährchen von der ersten Radtour entfernt…

An der Kapelle „Herrin der Berge“ legten wir kurz darauf eine zweite Pause ein und studierten die Karte. Mir ist es wichtig, dass Felix Karten lesen kann. Ich glaube es ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, dass man sich anhand einer Landkarte zurecht finden kann. Durch das Kartenstudium nimmt man meiner Meinung nach die Umgebung viel besser war.

Dann ging es weiter. Auf der Abfahrt mussten wir ein paar Pausen einlegen und die vom Bremsen schmerzenden Hände ausschütteln. Trotz der hydraulischen Scheibenbremsen müssen sich die Kinderhände erst an diese Belastung gewöhnen. Aber mit den ollen Felgenbremsen wäre es eine richtige Tortur geworden.
Im Tal legten wir in Heimbuchenthal eine Spielplatzpause ein. Dort füllte ich auch unsere Trinkflaschen auf.

Am Wegesrand entdeckten wir interessante Dinge – wie zum Beispiel diesen Stein oberhalb von Heimbuchenthal. Leider konnte ich im Internet keine Information darüber finden.

Dieser Trail – der „Rote Balken“ in Richtung Krausenbach war das fahrtechnische Highlight des ersten Tages. Bis auf ein, zwei Stellen fuhr Felix die komplette Abfahrt. Natürlich mussten auch hier zwischendurch die Hände ausgeschüttelt werden.

Richtig hart wurde es noch einmal zum Ende hin. Unser Ziel wollte umkämpft werden und der letzte, sehr steile, Anstieg verlangte uns nochmals alle Kräfte ab. Dazu kamen Temperaturen um die 33°C – puh.

Schließlich wurden wir für die Strapazen mit einem herrlichen Panoramaweg zum Hotel belohnt.

Eine weitere Belohnung war das Eis, das wir unmittelbar nach unserer Ankunft verschlangen.

Felix war total stolz und gestand mir, das er nie geglaubt hätte, dass er die Tour schaffen würde. Umso erleichterter war er, als wir das Hotel erreicht hatten und unser Zimmer bezogen hatten.

Im Bett Fernsehen und chillen, sicherlich eines der Top-Highlights der Tour! 😉

Danach gingen wir zum Essen und verdrückten Schnitzel in verschiedenen Variationen. Und natürlich teilten wir uns einen Eisbecher zum Nachtisch – denn Eis geht ja bekanntlich immer!

Wir schauten dann noch KiKa bis zum Sendeschluss und sahen uns danach noch ein paar Bike-Videos auf Youtube an, bevor wir in den verdienten Schlaf hinüber dämmerten.

Frisch ausgeruht starteten wir nach einer erstaunlich erholsamen Nacht in den zweiten Tag.

Nach einem leckeren Frühstück und einer Partie Tischtennis machten wir uns auf den Weg.

Diesmal fuhren wir den Panoramaweg in die andere Richtung – mit Miltenberg als Ziel.

Bis Wildensee war das nun auch für mich Neuland, doch das Navi führte uns sicher durch die unbekannte Region.

Auch hier gab es schöne Trails und richtig spannend (und auch etwas unheimlich) wurde es, als sich zwei Harvester in Sichtweite (aber doch in sicherer Entfernung) durch den Wald arbeiteten.

In Wildensee legten wir die erste größere Pause ein. Auch hier lud ein Spielplatz zum Verweilen ein. Felix hatte vor Aufregung nicht viel gefrühstückt und so musste der erste Riegel dran glauben.

Nach ein paar weiteren Kilo- und Höhenmetern erreichten wir das Gräbele – Bestandteil der Co1.

Wir fuhren den ersten Abschnitt des Trails und Felix war restlos begeistert. „Das ich sowas fahren kann! Das war der beste Trail meines Lebens!“ Hach, ist das Leben schön und aufregend, wenn man noch so jung ist. Aber er hatte schon recht, der Trail war wirklich super.

Nach den vernichteten Höhenmetern kämpften wir uns wieder bergauf und wechselten auf dem Bergkamm auf den Eselsweg, dem wir nun bis Großheubach folgen würden.

Auch hier gab es super Trailabschnitte mit viel Flow, die uns richtig Spaß machten.

Etwas abseits erkundeten wir noch den Hunnenstein oder auch Heunenschüssel, eine historische heidnische Kultstätte. In den mehrere Meter hohen Sandstein-Felsblock sind kreisrunde Vertiefungen grob eingehauen.

Nun begann der epische, und zum Ende hin immer steiler werdende Downhill zum Kloster. Es brauchte viele „Händeschüttelpausen“, bis wir am Kloster Engelberg angekommen waren. Aber es war geil!

Wir kehrten in der Klosterschänke ein und sammelten neue Kräfte für die restliche Abfahrt nach Miltenberg.

Ein super Trail brachte uns dem großen Ziel immer näher – wow, war das eine Abfahrt!

Schließlich erreichten wir den Bahnhof und nach kurzer Wartezeit stiegen wir in den Zug nach Aschaffenburg.

Vom Südbahnhof mussten wir allerdings noch den letzten Anstieg nach Haibach bewältigen, doch auch der stellte keine große Herausforderung mehr dar. Und dann:

Das Finisher-Eis in der Eiskugel! 🙂

Irgendwann am zweiten Tag meinte ich unterwegs zu meinem Sohn, dass das die beste Radtour meines Lebens sei. Er platzt fast vor Stolz und Glück und erwiderte: „Und du hast schon echt viele Touren gemacht!“.

So eine Tour ist wohl der Traum eines jeden bikenden Papas und ich bin sehr froh und dankbar, dass die Tour so möglich war und alles so gut geklappt hat. Natürlich waren auch die Touren mit meiner Frau, meiner Tochter, meinem Bruder, meinem Neffen und allen meinen Bekannten toll – aber diese hier war besonders und wird mir ewig in Erinnerung bleiben.
Sie könnte allerdings getoppt werden, wenn Lisa alt genug ist und wir zu dritt so eine Tour fahren. Bzw. zu viert, da Diane dann sicher auch dabei sein wird. Und dann kommt irgendwann der erste Alpencross… Hach, man wird doch wohl noch träumen dürfen. 😉

Keep on Biking!