Langer Sonntag oder lieber Radhelm als Stahlhelm

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(Keine Ahnung, ob ich das hier angeben muss oder nicht.)

Tolles Wetter und viel Zeit – das waren ideale Voraussetzungen für einen langen Sonntag auf dem Mountainbike.

Ich starte ja gerne direkt von der Haustür weg meine Touren, um die Belastung für die Umwelt möglichst gering zu halten. Aber nach ein paar Jahren kennt man halt wirklich jeden Trail in der näheren Umgebung und muss schon etwas weiter weg, um Neues zu entdecken. Im Sommer verfüge ich meist über die Fitness, solche lange Strecken zu fahren. Und als Vorbereitung für die kommenden Langstrecken-Events sind solche Einheiten auch sehr willkommen.

Also schwang ich mich am vergangenen Sonntag um 8.15 Uhr auf den Sattel meines Hardtails und fuhr Mainaufwärts. Die geplante Route war mit ein paar Highlights aufgepeppt, die ich zum Teil schon kannte. Aber es waren auch neue Abschnitte dabei, auf die ich mich schon freute.

Nette Trails im Obernauer Wald machten den Auftakt. Ich überquerte auf der Mainschleuse den Main und steuerte die Trails von Mömlingen an.

Ein kleines Stück fuhr ich auf der Mö1, allerdings entgegen der offiziellen Fahrtrichtung. Das war aber kein Problem, so stark ist die Strecke nicht frequentiert und es war noch dazu relativ früh am Tag.

Es folgte ein für mich neuer Abschnitt – der Gruselpfad hinab nach Mömlingen. Sooo gruselig war dann aber gar nicht – eher sehr spaßig. 😉

Nachdem ich das Mümlingtal durchquert hatte hieß es erst einmal Höhenmeter machen. Auch hier war ich noch nicht gewesen.

Bei Lützelbach stieß auf den Limeswanderweg, dem ich jetzt einige Kilometer folgte.

Der Limeswanderweg folgt dem Verlauf der ehemaligen Grenzlinie und geleitet Sie vom sonnigen Main, durch den waldreichen Odenwald, bis ins romantische Neckartal. Bei dieser landschaftlich schönen und kulturell interessanten Wanderung im östlichen Odenwald passieren Sie die Überreste römischer Wachtürme, Kastelle, Badeanlagen und Grenzbefestigungen. Die Wege sind gut markiert, interessante Infotafeln machen Sie auf Sehenswertes aufmerksam und berichten vom Leben in der damaligen Grenzregion.

Außerdem zeichnete sich der Limesweg mit einem sehr hohen Trailanteil aus. Ein wahres Vergnügen! (Ich setzte den Weg auf meine „To drive“-Liste.)

Hinter Vielbrunn verließ ich den historischen Weg und bewegte mich auf fast ebenso alten Wegen. So muteten die Pfade zumindest an.

Hier war schon lange niemand mehr unterwegs gewesen. Zum Glück führte der Weg bergab und der verlassene, zugewucherte Trail war erstaunlich gut zu fahren.

Ich durchquerte das Ohrenbachtal, welches ich vom Rennradfahren kannte. Nach dem nächsten Anstieg erreichte ich den „Lauseichen Trail“ – ein Highlight der Region und meiner Tour. Der Trail war mir zwar nicht neu, aber es war schon lange her, dass ich ihn gefahren bin. Um genau zu sein fast sieben Jahre

In Rüdenau pedalierte ich an einer neuen Destillerie vorbei, deren feine Tropfen ich sehr schätze. Natürlich nur zu besonderen Anlässen und gaaaanz selten.

Leider war der Laden geschlossen. Die Spirtiuosen von St. Kilian wären für meinen immer größer werdenden Durst sicher auch nicht das richtige gewesen. Zudem hatte ich gerade mal noch nicht ganz die Hälfte der Gesamtstrecke hinter mich gebracht.

Ich kämpfte mich einen schweißtreibenden Anstieg nach Mainbullau hinauf, um mich mit dem nächsten Downhill nach Weckbach belohnen zu können. Den bin auch 2012 zum letzten Mal gefahren.

Der Weg schien leider in letzter Zeit nicht oft begangen bzw. befahren worden zu sein. Er war ganz schön zugewuchert. Viel Laub und Geäst vereinfachten die Abfahrt auch nicht unbedingt. Spaßig war es trotzdem.

Von Weckbach musste ich wieder den Berg hinauf, zurück in Richtung Mainbullau. Es wartete ein weiteres Highlight, welches ich mitnehmen wollte.
Langsam wurden meine Flüssigkeitsvorräte knapp. Neben den beiden Trinkflaschen hatte ich noch eine Trinkblase mit 1,5L Wasser im Rucksack. Viel war da jetzt nicht mehr drin.

Der Aufstieg war lang und anstrengend. Auch hier hatte ich Abschnitte eingebaut, die schon längere Zeit unbenutzt waren und die Auffahrt unnötig zäh machten. Aber egal, irgendwann war ich oben. Ich wechselte auf einen schicken, teilweise recht schwierigen Trail und ich musste sogar an ein paar Stellen runter vom Rad. Ich wollte aber auch kein Risiko eingehen.

Diese S-Kurve gehörte zu den leichten Stellen.

Mitten im Wald kam ich dann zu dem Highlight –  den Heunensäulen.

Allerdings verschwendete ich keine Zeit für Sightseeing – ich musste weiter. Hydration wurde erforderlich. Ich ließ sogar ein paar geplante schöne Abschnitte aus, da ich dem „Hitzetod“ entgehen wollte und hoffte, in den Ortschaften einen Verpflegungspunkt zu finden. Erst ein gutes Stück weiter rettete mich die Bahnhofsbäckerei von Trennfurt. Bis dorthin hatten alle anderen angesteuerten Laben leider geschlossen.

Frisch gestärkt, „koffeiniert“ und hydriert startete ich in den Endspurt. Den Wendepunkt der Tour hatte ich schon ein gutes Stück hinter mir gelassen und ich wandelte nun auf bestens bekannten Wegen gen Heimat zurück.

An den Hängen des Maintals finden sich wirklich tolle Trails und Aussichtspunkte. Hier fahre ich immer wieder gerne.

Und wie ich so vor mich hinfahre denke ich mir: „Was leben wir doch in einer tollen Zeit und Region, wo man einfach so zum Spaß herumfahren kann und einen Radhelm trägt anstatt eines Stahlhelmes. Das sollten wir uns viel öfter vor Augen halten und es zu schätzen wissen.“
Denn im Maintal verlaufen nicht nur ein paar schöne Trails – im zweiten Weltkrieg verlief hier auch die Wetterau-Main-Tauber-Stellung. Einige Zeitzeugen finden sich heute noch dort.

Aber genug abgeschweift – am Ende habe ich mich mit einem Eis belohnt und bin schlagkaputt zu Hause eingerollt. Schee war’s.

Peace & keep on Biking!