Der Highlander Radmarathon 2013

Mein Rennrad-Saison-Highlight für 2013 – der Highlander!

Geschafft – der Marathon liegt hinter mir – und ich habe, aus meiner Sicht, sehr erfolgreich gefinished. 🙂

Mein Ziel war unter 8 Stunden und 30 Minuten zu bleiben. Das hätte meinem Schnitt vom Ötzi 2010 entsprochen. Ich konnte im Vorfeld meine Zeit für den Highlander überhaupt nicht einschätzen. Zwar sind es weniger Kilo- und Höhenmeter als beim Ötzi, aber das will ja nichts heißen… Man sollte den Highlander auf keinen Fall unterschätzen. 😉

Der Anreisetag

Am Samstag kam ich nach einer ätzenden Autofahrt mittags in Hohenems an und bezog mein Quartier im Gasthof Landhaus Schiffle, welches sehr nahe am Startort des Rennens lag.

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Blick von meinem Balkon auf den Schlossberg.

Nach einer kurzen Verschnaufpause machte ich mich auf den Weg um meine Startunterlagen abzuholen. Nach zehn Minuten zu Fuß war ich bereits an meinem Ziel angelangt.

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Die Ruhe vor dem Sturm.

Ich war früh dran und so war bei der Startnummernausgabe noch nichts los. Spontan entschied ich mich, entgegen meiner ursprünglichen Absicht, ein Trikot der Veranstaltung zu kaufen – als Andenken… 😉
Ich traf einen weiteren Teilnehmer aus dem Aschaffenburger Raum und hielt ein kleines Schwätzchen mit ihm ab, bevor jeder seiner Wege ging.
Danach schaute ich dem Käferle-Cup (Kinderrennen) zu, holte mir meine Gratis-Portion Pasta ab und unterhielt mich mit zwei netten Münchnern, die ebenfalls Novizen beim Highlander waren.

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Käferle-Cup

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Pasta-Party

Um 18.30 wollte ich bei dem Stadtkriterium zuschauen. Da ich aber bis dahin noch sehr viel Zeit hatte, entschied ich mich, auch hier entgegen meiner ursprünglichen Absicht, eine Runde auf dem Rennrad zu drehen. Bisserl die Muskeln aufwärmen und testen, ob am Rad alles funktioniert.
Schnell eilte ich ins Hotel zurück, zog mich um, schnappte mein Rad und machte mich auf in Richtung Bödele (Westanfahrt von Dornbirn  8,2 km / 702 Hm). Das sollte auch gleichzeitig der erste Pass am Sonntag sein, welcher nach einer kurzen Einrollzeit von ca. 6 Kilometern erreicht werden würde.
Locker rollte ich nach Dornbirn, erfreute mich am schönen Wetter und den vielen anderen Radfahrern, die sich ebenfalls einfuhren. Kurz darauf die Ernüchterung – das „Bödele“ liest sich nur so nett, zeigt aber von Beginn an richtig Zähne. Nach der 14%-Rampe beschloss ich dann, es für heute gut sein zu lassen und fuhr zurück nach Hohenems, um dem Stadtkriterium zuzuschauen. Vorher genoss ich aber noch den Blick über das Tal, die Berge und den Bodensee.

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Das Stadtkriterium war dann auch noch sehr beeindruckend. In einem Wahnsinnstempo knallten die ca. 70 Teilnehmer durch die engen Gassen des Städtchens. Das war ein richtiges Radrennen – nicht so ein langweiliger Marathon… 😉

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Nach einigen Runden wurde ich hungrig und kehrte ins Hotel zum Abendessen zurück. Nach dem Essen checkte ich noch ca. 20-mal meine Ausrüstung, zerbrach mir den Kopf über die Bekleidung (wird es warm oder doch eher frisch? Armlinge? Weste? Regenjacke?), rasierte die Beine, zappte unstet durch das Fernsehprogramm, stellte meinen Wecker auf 4.45 Uhrund fiel in einen unruhigen Schlaf.

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Der Renntag

Bereits kurz nach 4 Uhr wurde ich von alleine wach und stellte den Wecker ab, bevor er die Chance bekam, loszuklingeln. Das ist eigentlich immer so bei solchen Veranstaltungen. Auf den Wecker könnte ich echt gut verzichten.
Ab 5.15 Uhr gab es Frühstück im Hotel, das sich auf die vielen Renn-Teilnehmern eingestellt hatte. Wie der Zufall es wollte, saß ich mit einem Radfahrer aus Obernburg (für die nicht Ortskundigen: Obernburg ist nur wenige Kilometer von Aschaffenburg entfernt) am Tisch. So gab es natürlich viel Gesprächsstoff und ich musste aufpassen, mich nicht zu verplaudern. Die nächsten Tagesordnungspunkte waren nämlich Toilettengang (der dritte – ja ja, die Aufregung) und in die Rennkleidung werfen.
Ich hatte mich nun für kurz/kurz entschieden. Dazu Armlinge und eine minimalistische Regenjacke in der Trikottasche. Außerdem dabei: zwei Riegel, drei Gels, MP3-Player, Smartphone. So bepackt schwang ich mich um kurz vor halb sieben auf mein Rad und rollte zum Start.
Das Startfeld war bis dato noch recht überschaubar, und so fand mich mein Vereinskollege (am Vortag verpassten wir uns knapp bei der Nummernausgabe) recht einfach. Zusammen warteten wir auf den Start, während sich das Feld hinter uns füllte.

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Gespanntes Warten…

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Eine lahme Ente. 😉

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Der Blick nach vorne…

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… und zurück.

Pünktlich um 7 Uhr fiel der Startschuss und Sekunden später rollte ich über die Zeitnahmematte. Der Start erfolgte zwar neutralisiert, aber schon nach 200m kam es zum ersten Unfall in den engen Straßen, bei dem sich wohl zwei Radler ineinander verheddert hatten. Ich konnte gerade noch so ausweichen. In einem großen Feld knallte ich dann nach Dornbirn. Mein Vereinskollege war weg, letzten Endes war er gut eine Stunde schneller als ich, was aber auch zu erwarten war.
Es folgte der erste Anstieg auf das „Bödele“. Vom Einrollen wusste ich ja was auf mich wartete und ich ging dementsprechend gelassen an die Sache heran. Bloß nicht gleich zu Beginn überpacen!

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Noch hatte ich die Hoffnung, dass der Berg nur am Anfang so steil war, aber die zweite Hälfte wurde nicht viel besser. Der mir unbekannte Teil wies eine Steigung von 9,5%  im Durchschnitt auf. Puh. Es folgte die erste Abfahrt des Tages. Hier zeigte sich auch gleich, dass ich seit einem Jahr keine längeren Abfahrten mehr gefahren bin. Mir fehlte es einfach an der Routine und ich konnte es nicht so richtig laufen lassen. Im Gegenteil. Zudem schossen mir Gedanken wie: „Denk an deine Kinder!“ usw. durch den Kopf. Das war der Abfahrtsgeschwindigkeit auch nicht gerade zuträglich…
Aber irgendwann war ich unten. Nun fuhren wir in einer großen Gruppe in einem Affenzahn entlang der Bregenzer Ach in Richtung Hochtannbergpass (Westrampe von Au  13 km / 906 Hm). Auf dieser Strecke ereignete sich der zweite Unfall direkt vor meinen Reifen. Mehrere Fahrer stürzten wild durcheinander und sahen so aus, als ob sie an diesem Tag nicht mehr weiterfahren würden. Da gleich ein paar andere Radler stehen blieben setzte ich meine Fahrt leicht geschockt fort. Dieses Windschattenfahren in großer Gruppe bei einem so hohen Tempo hatte es in sich… Ich passte noch besser auf.
In Au gab es die erste Verpflegungsstation. Kurz überlegte ich durchzufahren, da ich aber eh etwas Flüssigkeit loswerden musste, beschloss ich hier zu halten. Ich suchte das Dixi-Häuschen auf, füllte meine Trinkflasche auf, stopfte zwei kleine Stückchen Kuchen in mich rein und fuhr wieder weiter. Der Kuchen lag wie Stein in meinem Magen. Also kein Kuchen mehr für den Rest des Tages.
Der Hochtannbergpass wartete dann auch gleich wieder mit ordentlich Prozenten auf. So langsam beschlich mich die Ahnung, dass das heute kein Kinderspiel werde würde. Aber auch diesen Pass bezwang ich und konnte sogar noch ein paar Bilder machen.

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Nach einigen Abfahrtsmetern wartete in Warth die nächste Verpflegungsstation auf uns. Auch hier hielt ich mich nur kurz auf. Nach einer kurzen Abfahrt ging es hinauf zum Flexenpass (Nordseite von Lech 6 km / 283 Hm). Dieser Anstieg verlief nun endlich etwas moderater und war auch nur kurz. Oben fuhr ich an der Getränkestation vorbei, legte aber eine weitere Pinkelpause ein.

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Landschaftlich ein Traum, wie auch der Hochtannbergpass, der Flexenpass.

Kurz genoss ich die Aussicht, dann „stürzte“ ich mich in die Abfahrt. Gleich zu beginn wartete eine Tunnel auf uns, von denen es auf der Strecke tatsächlich mehrere gab. Der Veranstalter wies im Vorfeld auf die Lichtpflicht der bestehenden StVO hin. Demnach reichten Stecklichter aus. Solche hatte ich als Notlicht dabei. Ich muss aber sagen, dass diese nicht zu einer besseren Sicht führten. Richtige Lampen wären jetzt auch übertrieben gewesen. Man hält ja nicht vor jedem Tunnel an und schaltet die Lichter an. Ein mulmiges Gefühl hatte ich auf alle Fälle. Das lag aber obendrein an meiner Sonnenbrille. Eine Brille mit photochromatischen Gläsern wäre die besser Lösung gewesen. Vielleicht beim nächsten Mal…
Bei den folgenden Kilometern bis Ludesch war es wichtig, eine Gruppe oder zumindest 1-2 andere Fahrer zu finden. Zwar fiel die Strecke leicht ab, aber es wehte ein nicht zu vernachlässigender Wind aus Richtung Bludenz. Ich hatte Glück und war nicht alleine unterwegs, musste allerdings immer wieder Führungsarbeit leisten. Also nichts mit ausruhen… 😉
An der Verpflegung in Ludesch hielt ich nochmals an, füllte die Flaschen auf, aß etwas, verschnaufte kurz und fuhr weiter. Kurz darauf teilte sich die Strecke. Das wäre die Möglichkeit gewesen, auf die kürzere Strecke abzubiegen und sich die letzten Höhenmeter zu schenken. Zum einen fühlte ich mich noch gut, zum anderen hatte ich nicht so viel trainiert, um dann zu kneifen. So bog ich auf die lange Strecke ab. Natürlich wurde uns bei den kommenden Anstiegen wieder nichts geschenkt. Der Unterscheid zu den vorherigen Anstiegen war der, dass jetzt auch noch die Sonne hereinknallte. Von den Steigungungsprozenten standen sie den anderen in nichts nach… Von 542m musste in mehreren Teilanstiegen auf 1.756m pedaliert werden, nicht ohne dazwischen zweimal ca. 200 Höhenmeter wieder zu vernichten. Der erste Peak war dann das Faschinajoch (Westanfahrt über Raggal 21 km / 1200 Hm). Hier begann ich mich zu verfluchen. Die üblichen Fragen (Warum tue ich mir das an, hätte ich nicht zu Hause bleiben können, warum Radfahren statt Schach, soll ich umkehren und auf die kleine Strecke abbiegen, …) kamen auf.

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Unverschämt steil geht es auf das Faschinajoch.

Ab jetzt machte ich auch keine Fotos mehr, obwohl es die Landschaft wert gewesen wäre. Ich haderte zwar mit mir selbst, realisierte aber gleichzeitig, dass eine Zeit unter 8,5 Stunden durchaus im Bereich des Möglichen lag. Diese Erkenntnis verlieh mir keine Flügel, lies mich aber die Strapazen besser ertragen. Ich erreichte das Faschinajoch und rollte bis Damüls hinab. Hier stand die letzte Verpflegungsstelle, die ich auslies. Meine Flaschen war noch gut voll, meine Blase leer, und ich wollte ja meine eigenen Reserveriegel und -gels nicht wieder mit nach Hause nehmen. Der letzte Anstieg auf das Furkajoch (Ostanfahrt von Damüls ca. 7 km / ca .400 Hm) „erfreute“ mich ein letztes mal mit einer fiesen 12%-Rampe über zwei Kehren. Dann wurde die Strecke etwas flacher und so langsam kam das tolle Gefühl auf, das Gröbste überstanden zu haben. Meine Zeit war immer noch gut. Ich begann zu rechnen und stellte erstaunt fest, dass ich gut eine Stunde vor meiner geplanten Zeit lag. 7,5h – das wäre ja der Hammer!

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Das Ende der letzten Rampe in Sicht… 🙂

Endlich erreichte ich die Passhöhe. Euphorisch stürzte ich mich in die zunächst einfache Abfahrt, die sich aber später als sehr kniffelig (für mich) erwies. Ein enges Sträßlein mit Gefälle bis zu 14% und engen Kehren – nicht meine Welt. Mir taten wieder die Arme und Hände vom Bremsen weh und ich hoffte ein weiteres Mal, dass mich die Technik nicht im Stich lassen würden. Tat sie nicht. 🙂
Am Ende der Abfahrt fomierte sich zum Glück eine größere Gruppe, die ordentlich Druck machte. Ich „durfte“ auch das ein oder andere Mal nach vorne…
Kurz vor Hohenems schockte mich allerdings ein letzter „Anstieg“. Hier mussten wir Tempo rausnehmen und meine Zeit von 7h 30min wurde etwas unwahrscheinlicher. Mit diesen letzten Höhenmetern hatte ich nicht mehr gerechnet, auf dem Höhenprofil waren sie „weichgezeichnet“… Na ja, eigentlich war es ja auch nur eine Bodenwelle. 😉
Die Gruppe blieb aber zusammen und wir stürmten gen Hohenems. Und dann war es da, das Ziel. Meine Zeit: 7 Stunden und 34 Minuten. Yes! Fast eine Stunde schneller als geplant. Ich war happy. Ich gab meinen Chip ab und setzte die 20 Euro Kaution die ich zurückerhielt in Bratwurst, Redbull und eine große Portion Eis um.

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Ich trieb mich noch etwas im Zielgelände herum, schaute einigen nachfolgenden Fahrern bei der Zieldurchfahrt zu und wohnte der Siegerehrung bei. Meine Bekannten waren schon abgereist.
Nach einer Dusche spazierte ich ein letztes Mal durch Hohenems und lies in einer Pizzeria den Abend ausklingen.

Erschossen fiel ich ins Bett und schlief volle 8 Stunden am Stück – eine Seltenheit, bei unserer derzeitigen Familiensituation. 😉

Apropos Familie – meinen „Sieg“ widmete ich meinem Ältesten und überreicht ihm meine Finisher-Medaille. Er wusste das leider noch nicht so richtig zu schätzen… 😉

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Und noch mal apropos Familie: An dieser Stelle möchte und muss ich meiner Familie danken, die es mir überhaupt erst ermöglicht, meine sportlichen Betätigungen in diesem Umfang zu betreiben. Besonders meiner Frau möchte ich danken. ILD. 🙂
Ab jetzt wird es wieder etwas ruhiger – also wahrscheinlich… 😉

Fazit:

Der Highlander ist eine tolle und empfehlenswerte Veranstaltung. Sicher kann er mit dem Ötzi in einigen Punkten nicht mithalten. Das fängt mit den gesperrten Straße an und hört mit dem „Drumherum“ auf. Dafür hat der Highlander seinen eigenen Charm, ist familiärer. Vom günstigen Startgeld ganz zu schweigen. Und aus sportlicher Sicht ist er nicht zu unterschätzen. Ich war froh um jeden Meter, den ich vorher trainiert hatte. Gerne komme ich wieder, irgendwann, und versuche meine diesjährige Zeit zu verbessern…

Offizielles Ergebnis:

Rang: 271 (von 589)
Rang Klasse (M-55): 161 (von 374)
Zeit Gesamt: 07:34:29,29
km/h: 24,69

Meine Daten (Polar über BikeXperience):

Fahrzeit: 07:15:52
Gesamtzeit: 07:34:07
Kilometer: 177, km
Durch. Geschw.: 24,37 km/h
Max. Geschw.: 74,88 km/h
Höhenmeter: 3851 m
Rad: Cannondale Caad9

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Strava:

Keep on biking.

9 Gedanken zu „Der Highlander Radmarathon 2013

  1. Ich bin fast eingeschlafen beim lesen 😉
    aber nur weil ich so fertig nach meiner Tour war 🙂
    Coole Sache und tolles Bericht. Hut ab!

  2. Pingback: Mein erster Halbmarathon | MTB- und Rennrad-Blog für Spessart und Umgebung

  3. Respekt ! Für den tollen Bericht und Deiner Leistung beim Highlander!
    War 2013 auch das erste mal dabei und 2014 wieder.

    Gruß
    Tom

  4. Pingback: Radmarathon Tannheimer Tal 2016 oder auf der Flucht vor der 9h-Gruppe | MTB- und Rennrad-Blog für Spessart und Umgebung

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