Ich bin eine Maschine – nein, doch nicht…

Lange habe ich nichts mehr aus meinem privaten Leben gebloggt. Das lag zum einen an der weniger werdenden Zeit zum Schreiben, zum anderen auch daran, dass das Leben so vor sich hin plätscherte. Nichts, zumindest in meinen Augen, was erwähnenswert gewesen wäre…
Aber jetzt habe ich die Zeit… Warum?
Eine chronologische Zusammenfassung der Geschehnisse:

Januar 2017

Alles lief prima. Familie, Gesundheit, Training, Job. Ich freute mich, bisher so gut durch die Erkältungszeit gekommen zu sein. Auch der Rest der Familie zeigte sich erstaunlich resistent gegen die Gefahren, die überall (und besonders in Kindergärten!) lauerten. Ein bisschen Husten, ein bisschen Schnupfen – mehr war da nicht. Scharlach, Noro-Virus, etc. hatten uns bisher verschont. Ich sah zu, dass ich meine anvisierten 200 Kilometer/Woche schaffte. Das gelang mir auch meistens. Wegen Zeitmangel und schlechtem/Kalten Wetter absolvierte ich viele Kilometer auf dem Ergometer. Schließlich hatte ich mir für dieses Jahr ja wieder ein bisschen was vorgenommen… 😉

30.01.2017

Sonntags war ich mit meinem Sohn 6 Stunden auf einem Hallen-Fußball-Turnier der U7. 10 Mannschaften + viele Angehörige auf engstem Raum. Mir ging es nicht ganz gut, aber ich machte mir keine Gedanken. Nach dem Turnier machte ich noch etwas Krafttraining. Am Montag hatte ich nach dem Aufstehen zum ersten Mal etwas Husten. Nicht weiter tragisch – die tägliche Routine lief. Aufstehen, Frühstück für alle machen, Pausenbrote für alle machen, Kinder in den Kindergarten bringen, zwei Stunden schreiben, Hausarbeit, Kinder holen, etc…
Kein Training.

31.01.2017

Heute stand etwas Training auf der Tagesordnung. 55 flache Kilometer – es lief zäh…
Mittags erfuhr ich dann, dass eine sehr enge Angehörige ins Krankenhaus eingeliefert wurde wegen Atembeschwerden… Keine guten Nachrichten.

01.02.2017

Trainingspause. Mir ging es nicht so gut. Erkältung war etwas stärker aber vor allem machten mir die Neuigkeiten aus dem Krankenhaus zu schaffen – Verlegung auf die Intensivstation. Also bin ich an dem Tag zusätzlich 2 Mal in die Klinik zu Besuch. Lage ernst aber wohl nicht kritisch.

02.02.2017

In der Nacht verschlechterte sich der Zustand der Patientin leider rapide und sie musste intubiert werden. Lungenentzündung hieß jetzt die Diagnose. In dem Alter und dem gesundheitlichen Zustand kein Pappenstiel. Also wieder zweimal ins KKH, den ganzen Rest erledigt und zur Ablenkung Krafttraining gemacht. Der Anblick und der Ernst der Lage im KKH setzten mir mehr zu als ich mir zugestehen wollte…

03.02.2017-08.02.2017

Körperlich ging es mir wieder ganz gut – was sicher auch an der ein oder anderen Ibuprofen lag… Ich dachte mir, ich bin stark – ich bin eine Maschine! Ich komme da durch. Psychisch, kann man wohl sagen, war ich etwas angeknackst. Bangen und hoffen ob der Situation im KKH. Keine wirkliche Verbesserung, keine Fortschritte, immer noch intubiert und sediert, immer noch Intensivstation. Ich hetzte zwischen Alltag und Krankenhaus hin und her. Dazwischen hockte ich mich auf das Ergometer. Das half mir, die Situation mental zu verarbeiten. Meine eigene Gesundheit trat irgendwie in den Hintergrund. Aber ich fühlte mich auch nicht schlecht. Ich bin eine Maschine und so…

09.02.2017

Am Vorabend wurde der Husten heftiger und ich hatte etwas Schmerzen dabei. Gegen halb drei in der Nacht verließ ich das Bett und wanderte nach unten auf die Couch aus. Ich wollte niemand mit meiner Husterei wecken. Auf dem Sofa dämmerte ich wieder weg. Um 5 Uhr wachte ich mit Schmerzen links im Thorax auf. Dazu kam heftiger Husten und Atemnot. Ich lag auf der Couch und wurde etwas panisch. Hatte ich einen Herzinfarkt? Auszuschließen wäre das nicht. Vielleicht hatte ich mein Herz ja doch irgendwann schon mal etwas vor geschädigt? Kurz darauf kam Diane runter, weil sie mich wohl stöhnen hörte. Genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich wurde aschfahl, mir wurde eiskalt und kalter Schweiß lief mir in Strömen hinab. Zudem wurden meine Hände taub und ich hatte das Gefühl, gleich weg zu sein. Diane rief den Notarzt an. Der kam kurz darauf. Es war mittlerweile 6 Uhr. Gott sei Dank schliefen die Kinder und bekamen von der ganzen Action nichts mit. Die Untersuchung verlief bezgl. eines Herzinfarktes negativ. Der Notarzt konnte es eigentlich ausschließen. Ich bekam eine Infusion mit Schmerzmittel und die Diagnose schwere Bronchitis, evtl. Lungenentzündung, mit geklemmtem Nerv im Thorax. Daher die Schmerzen. Er stellte mir frei ins KKH zu gehen oder später zum Hausarzt zur weiteren Abklärung. Da es mir besser ging und ich nicht ins KKH wollte und nichts mit dem Herzen zu sein schien entschied ich mich für den Hausarzt. Ein bisschen fühlte ich mich schlecht, wegen einer Bronchitis den NA gerufen zu haben, aber der beruhigte mich. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig…
Ich quälte mich durch den Vormittag und ging kurz vor 12 Uhr zum Arzt – vorher war kein Termin frei. Es ging mir etwas besser, aber die Schmerzen im Brustbereich waren noch nicht weg. Deswegen war sich auch die Ärztin sicher, dass es sich um eine Atemwegsgeschichte handeln müsse. Zur Sicherheit wurden aber noch ein EKG geschrieben und ein „Trop T„-Test durchgeführt. Ich wartete auf das Ergebnis und freute mich darauf, nach Hause zu gehen. Ich hatte Hunger…
Die Ärztin kam mit ernstem Gesicht zurück. Sie habe eine kleine Hiobsbotschaft. Zwar sei das EKG unauffällig, aber der Trop-Test war positiv. Ich solle sofort in die Notaufnahme ins Krankenhaus – ohne Umwege… Aber es bestünde immerhin die Möglichkeit, dass alles nicht so schlimm sei – in 2-3% der Fälle würde der Test falsch positiv anzeigen.

So eine Sch… Ich bekam es mit der Angst. Noch nie war ich im Krankenhaus. Als Patient. Ich wollte da nicht hin. Ich hatte Panik vor der Diagnose und malte mir die düstersten Szenarien aus. Herzinfarkt, Herzschaden, Herzmuskelentzündung, Pflegefall, nie mehr Rad fahren und vor allem musste ich doch eh zweimal täglich auf die Intensivstation zu Besuch…
Wie auch immer, Diane fuhr mich umgehend ins nahe gelegene Klinikum und wir gingen in die gut gefüllte Notaufnahme. Ich gab meine Überweisung ab und die Aufnahme wurde abgearbeitet. Dabei wurde mir leicht schummerig, was ich mir aber nicht anmerken ließ. „Bitte setzen sie sich, sie werden sofort aufgerufen!“. Kaum saß ich, wurde ich tatsächlich schon aufgerufen. Vor all den anderen Wartenden – die Lage musste wirklich ernst sein. Diane musste draußen bleiben. Im Hintergrund managte sie alles. Angehörige informieren, Kinderabholen organisieren, etc…
Die Untersuchungen liefen alle wie im Film ab. Auch hier wieder EKG und Blutabnahme. Ich dachte mir: „Das darf doch alles gar nicht war sein!“. Alle waren sehr nett, sprachen ruhig auf mich ein und versuchten mir Hoffnung zu machen. Ich dachte mir: „Muss ich jetzt sterben?“
Von der Erstuntersuchung wurde ich in ein Aufnahmezimmer zu weiteren Untersuchungen verbracht. Auf einem rollenden Bett, verkabelt und überwacht. Es war jetzt ungefähr 13 Uhr. Die Notaufnahme war voll. Überall hustete es. Vom Gang hörte ich manchmal Wortfetzen wie „Patient mit Verdacht auf Meningitis – wir brauchen ein Einzelzimmer“, „Patientin mit Verdacht auf MRSA hat sich bestätigt“ und anderes. Ich wollte raus! Nach einer gefühlten Ewigkeit kam eine sehr nette Ärztin aus Paraguay und stellte mir Fragen. Ach ja, das EKG sei unauffällig, aber sie wolle noch die Blutwerte abwarten. Sie glaube nicht, das etwas mit dem Herzen sei. Es seien aber auch noch weitere Untersuchungen nötig. Irgendwann, nachdem ich mehrmals nachgefragt hatte, kam Diane zu mir. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit kam die Ärztin wieder. Gute Nachrichten, der Trop-Test war negativ. Aber die Entzündungswerte waren ordentlich hoch. Die Überwachung konnte abgenommen werden. Ein Röntgenbild von der Lunge müsse aber noch gemacht werden. Und dann noch eine Infusion mit erster Antibiotikagabe angehängt werden. Danach dürfe ich wohl wieder nach Hause. Ich war ja sowas von erleichtert. Es ging mir auch schlagartig besser. Jetzt wurde die Zeit aber lange. Bis ich zum Röntgen geholt wurde, verging wieder viel Zeit. Ich durfte jetzt sogar gehen. Danach wurde die Infusion angehängt.

Der Röntgenbefund war nicht ganz eindeutig, wahrscheinlich eine Lungenentzündung. Nun mussten wir noch ewig auf den Arztbrief warten und gegen 17.30 war ich wieder draußen. GOTT SEI DANK!

10.02.-13.02.2017

In der Zeit bis heute stand die Regeneration im Vordergrund. Mit Einnahme des Antibiotikums verbesserte sich mein gefühlter Zustand täglich. Ich hielt mich an die Empfehlungen, Ruhe zu bewahren. Auch wenn es schwer fiel. Ein bisschen gute Nachrichten aus dem Krankenhaus vom anderen Fall gab es auch: Der Zustand der Patientin dort geht, wenn auch langsam, stetig nach oben. Wobei da noch nicht alles ausgestanden ist.
Und jetzt sitze ich hier und warte auf meinen Kontrolltermin heute um 16 Uhr. Dann wird sich zeigen, ob das Antibiotikum angeschlagen hat und wie der weiter Verfahrensweg sein wird. Persönlich habe ich mir, auch wenn es mir besser geht und es in den Füßen juckt, Sportverbot bis mind. nächste Woche auferlegt. Sollte die Ärztin das kritisch sehen, werde ich mich an ihre Weisungen halten. So schnell will ich nicht wieder in die Notaufnahme – das war ein Schuss vor den Bug.

Fazit: Was kann ich jetzt aus dem Fall für mich ziehen? Ich bin keine Maschine und pausieren, insbesondere bei Erkältungen und in stressigen Zeiten, ist ein absolutes Muss! Ich werde versuchen, mich in Zukunft daran zu halten!

Keep on regenerating! 😉

PS: Natürlich halte ich Euch über meine weitere Genesung auf dem Laufenden halten. Im Übrigen ist die Kommentarfunktion wieder freigeschaltet…

5 Gedanken zu „Ich bin eine Maschine – nein, doch nicht…

  1. Mensch Fati! Gute Besserung! Ich drück alle Daumen und bin in Gedanken bei Euch! Liebe Grüsse!

  2. Ging mir zeitgleich ähnlich, wenn auch nicht ganz so heftig. Ich wusste es besser und hatte dennoch weiter trainiert. Dämlich – wie so oft schon. Nach dem Antibiotikum geht es mir nun wesentlich besser.
    Dir eine gute Besserung.
    Claude

  3. Pingback: Rückblick auf das Jahr 2017 | MTB- und Rennrad-Blog für Spessart und Umgebung

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