Die Anreise
Für dieses Jahr hatten wir uns noch eine Befahrung des Rennsteigs vorgenommen. Dieses Wochenende war es soweit. Wir (Björn, Dierk, Matthias und ich) machten uns am Freitag auf den Weg nach Eisenach. Hier trafen wir Jens, der unsere Gruppe noch verstärkte. In Eisenach stellten wir unsere Autos ab und bauten die Räder zusammen. Unsere Befürchtungen, den letzten Zug nach Blankenstein um 16.10 Uhr zu verpassen, erwiesen sich als haltlos. Wir hatten sogar ein kleines Zeitpolster.
Björn und ich wechselten noch schnell unsere abgefahrenen Mäntel.
Im Eisenacher Bahnhof.
Es folgte eine ca. 3-stündige Zugfahrt durch Thüringen. Gegen 19.30 Uhr erreichten wir unseren Zielbahnhof in Blankenstein. Dreimal mussten wir umsteigen. Die Bahnfahrt war wirklich unkompliziert und mit dem Thüringenticket (5 Mann + Fahrräder inkl.) mit 27 Euro sehr günstig. Nun folgte noch ein kleiner Anstieg nach Blankenberg zu unserem Hotel, das wir trotz einsetzender Dunkelheit relativ zügig fanden. Wir übernachteten im Gasthof Blankenberg. Den ich uneingeschränkt empfehlen kann. Gutes Essen, saubere Zimmer, freundliche Leute und ein gutes Frühstück. Es war ein idealer Ausgangspunkt für unsere Tour.
Tag 1
Am Samstag wollten wir gegen 8.00 Uhr starten. Dies verzögerte sich allerdings um eine halbe Stunde aufgrund verschiedener Optimierungsprozesse an den Rädern. Jens stellte den Dämpfer an seinem Rad ein, bei mir fehlte Luft (hoffentlich nichts Ernstes ) und auch die anderen fummelten an ihren Rädern rum.
Wir kommen nie los
Schnell noch ein Gruppenbild und dann geht es los. Wirklich!
Gegen 8.30 Uhr ging es wirklich los! Und wie! Ich hatte einen feinen Trail hinab nach Blankenstein erspäht. Erst mussten wir durch einige S-Kurven durch und dann ging es mit viel Flow weiter.
Und der Rennsteig hatte noch gar nicht begonnen.
Kurz darauf standen wir am offiziellen Beginn (oder Ende) des Rennsteigs. Eigentlich geht der Rennsteig von Hörschel nach Blankenstein. Wir wählten aber die andere Richtung, da das Höhenprofil in dieser Variante etwas gnädiger aussah.
Am Startpunkt des Rennsteigs.
Von nun an ging es bergauf. Ungefähr 90 Kilometer und 1600 Höhenmeter lagen vor uns. Die ersten Höhenmeter hinauf auf das Höhenniveau des Rennsteigs führten auf Asphalt durch Blankenstein. Nach diesem Anstieg von ca. 200 Höhenmetern war uns trotz der noch recht frischen Temperaturen warm. Die Wetterprognosen waren für das Vorhaben ja nahezu ideal. Noch hielt sich aber Nebel über dem Thüringer Wald.
Das Etappenziel hieß für Samstag Allzunah bei Frauenwald. Die Strecke am ersten Tag war sensationell. Der Rennsteig zeigte sich hier von seiner besten Seite. Der gefühlte Trailanteil lag bei mindestens 60 %. Und was für Trails! Wurzeln, Stufen – alles dabei!
Leider hatte ich einen Platten und musste den Schlauch mit dem defekten Ventil wechseln. Hier begegneten uns zwei Jungs aus Frankfurt, die wir später noch des Öfteren treffen sollten. Kurz darauf ereilte mich auch noch ein Sturz, der aber glimpflich verlief. Auf einer nassen Wurzel schmierte mir das Vorderrad weg. Das waren aber die einzigen Zwischenfälle.
Und so konnten wir den Rensteig in vollen Zügen genießen.
Viel Wald, viele Anstiege, viele Abfahrten und tolle Trails ließen den Weg zu einem besonderen Fahrerlebnis werden.
Wald
Anstiege
Abfahrten
Tolle Trails
Auch sehr positiv fielen uns die Wanderer auf. Von denen waren natürlich auch einige unterwegs. Wobei sich die Anzahl in Grenzen hielt. Die Hauptsaison war vorbei. Der Umgang war sehr freundlich und die meisten feuerten uns an oder hatten ein paar lockere oder aufmunternde Sprüche drauf. Allerdings fuhren wir auch sehr rücksichtsvoll. Es kam zu keinen Konflikten.
Die Sonne war nun durchgebrochen und es wurde Zeit für eine Mittagspause. Und was gibt es da besseres als eine originale Thüringer Rostbratwurst? Oder zwei?
Also machte wir Rast an einem Einkaufszentrum zwischen Ernstthal und Igelshieb. Wir versorgten uns mit Wasser, Bananen, Müsliriegel und eben Bratwürsten. Und weil die so lecker und günstig waren, verdrückte jeder von uns gleich zwei. Übrigens machte ich den Fehler, meine erste Wurst mit Ketchup zu essen. Das sollte man nicht tun. Nicht in Thüringen. Niemals. Der Spot über mich reichte über den ganzen Parkplatz. Kinderwurst und ähnliche Sprüche durfte ich mir anhören. Deswegen bestellte ich die zweite Wurst tapfer mit Senf. Ich konnte sie gerade so essen
😉
Nicht sehr idyllisch, aber die Würste waren lecker
und günstig!
Frisch gestärkt, aber leider im Suppenkoma, stiegen wir wieder auf unsere Räder. Nach dieser langen Pause, und vor allem nach zwei Bratwürsten, fiel das Weiterfahren sehr schwer.
Nach einer gewissen Zeit fanden wir aber wieder in unseren Rhythmus und der Rennsteig zeigte sich von seiner besten Seite.
An der Triniusbaude legten wir nochmals eine etwas längere Pause ein. Es gab Kaffee und Kuchen und hinterher noch ein Päuschen in der Sonne. Übrigens war der Trail hinab zur Triniusbaude das absolute Highlight!
Während die anderen ruhten, übten Björn und ich noch etwas Fahrtechnik. 😉
Kaffee und Kuchen an der Triniusbaude.
Relaxen in der Sonne.
Björn auf dem Leih-Zesty von Jens
mal schauen was das hergibt!
Ich hopse hinterher.
Der Herbst hat Einzug gehalten.
Die letzten Kilometer zum Waldhotel Rennsteighöhe.
Nach 90,52 Kilometern; 1552 Höhenmetern und fast 6,5 Stunden Fahrzeit erreichten wir unser Etappenziel – das Waldhotel Rennsteighöhe. Nachdem wir die Räder verstaut, das Zimmer bezogen und uns geduscht hatten, gingen wir zum Abendessen. Das war wirklich ausgezeichnet. Auch wenn es mit Carboloading nicht viel zu tun hatte. Aber Schnitzel und Steak sind ein adäquater Ersatz für Pasta. 😉
Außerdem durften wir den Klängen eines Alleinunterhalters lauschen, der eine Jahrgangsfeier (`36/`37) im Hinterzimmer beschallte. Lange feierten wir aber nicht mit. 😉 Nach zwei Gläsern Radler war dann Schluss. Müde fielen wir in die Betten
Der Eingang zur Rezeption und dem Restaurant.
In diesem Apartmenthaus waren wir untergebracht.
Den ersten Tag hatten wir erfolgreich hinter uns gebracht. Außer meinem Platten und meinem kleinen Sturz gab es keine Zwischenfälle. Es war ein sehr schöner und gelungener erster Tourentag!
Hier die Daten:
Fahrzeit: 06:21:40
Kilometer: 90,58 km
Durch. Geschw.: 14,24 km/h
Max. Geschw.: 46,8 km/h
Höhenmeter: 1552 m
Das Höhenprofil:
Tag 2
Am Sonntag starteten wir kurz nach 8.30 Uhr. Eigentlich rechneten wir mit einem lockeren Tag. Da hatten wir uns aber getäuscht und die Rechnung ohne den Rennsteig gemacht.
Bei bestem Wetter und frischen 6°C machten wir uns auf den Weg. Die Strecke war vom technischen Aspekt her gesehen nicht sonderlich anspruchsvoll. Es gab wesentlich weniger Trails, dafür mehr Schotterpisten. Das ließ allerdings ein höheres Tempo zu. Und das war auch nicht schlecht, wie sich später noch herausstellen sollte.
Aber zurück zur Tour. Wir machten einen kleinen Abstecher auf den höchsten Berg im Thüringer Wald – den Schneekopf. Dazu verließen wir kurz den Rennsteig.
Der Schneekopf ist eigentlich 978 m hoch. Dazu gibt es eine lustige Anekdote (Auszug aus Wikipedia):
„In den 1990er Jahren gab es die Idee, den Berg im Zuge der Renaturierung auf 1000 Meter über NN zu erhöhen (beispielsweise mit Aushub vom Autobahnbau der A 71). Damit wäre es der einzige Tausender in Thüringen gewesen und der Thüringer Wald wäre, wenn auch auf unnatürlichem Wege, zur Reihe der deutschen Mittelgebirge über 1000 Meter (Schwarzwald, Erzgebirge, Bayrischer Wald, Harz, Fichtelgebirge, Adelegg und Schwäbische Alb) hinzugefügt worden. Nach langen Diskussion begann im September 2007 der Bau eines neuen Turms, dessen Spitze nach Fertigstellung im Juni 2008 auf 1001 m liegen wird.“
Wir hätten den Turm besteigen können, haben uns das aber gespart.
Gruppenbild auf dem Schneekopf. Im Hintergrund liegt Oberhof.
Der einzige Tausender in Thüringen.
Nach diesem kurzen Abstecher trafen wir wieder auf den Rennsteig. Es war Kilometerfressen angesagt. Irgendwie hatten wir bei der Planung den zweiten Tag beschönigt. Allmählich wurde uns klar, dass es noch mal so viele Höhenmeter werden würden wie am Vortag. Und auch bei der Strecke hatten wir uns vertan. Mit der Rückfahrt von Hörschel nach Eisenach würden auch wieder ca. 90 km auf dem Tacho stehen. Und so fuhren wir ohne große Pausen vor uns hin. Leider blieb wenig Zeit zum Fotografieren und zum Genießen der Landschaft. Landschaftlich war nämlich der zweite Tag der schönere.
Waldarbeiterdenkmal bei Oberhof.
Bei der wilden Hatz blieb kaum Zeit zum Fotografieren.
Herbstfarben
Die Mittagspause wollten wir kurz vor dem Inselsberg einlegen. Nach dieser Erhebung sollte es die letzten 30 Kilometer eigentlich nur noch bergab gehen
Also stoppten wir an einer Bratwurstbude unterhalb des Inselsbergs. In der Mittagssonne machten wir es uns gemütlich. Aber allzu lange sollte die Pause nicht dauern.
Pause am Fuße des Inselsbergs.
Hier gab es ausgezeichnete Sportlernahrung.
Diesmal ließen wir es allerdings bei einer Bratwurst bleiben. Das Suppenkoma am Vortag sollte sich nicht wiederholen. Nach der Pause begannen wir die Auffahrt zum Inselsberg. Und das war eine Unverschämtheit! Das war mit Sicherheit das steilste Stück meines Lebens oder zumindest des Rennsteiges. Nur mit allergrößter Willenskraft war dieser Berg auf dem Sattel zu bezwingen. Mir fehlte der Wille. Schließlich hatten wir da schon 50 km in den Beinen und ich wollte mich jetzt nicht mit Gewalt kaputt machen. Wenn ich mich recht erinnere, hat nur einer von uns den Berg komplett bezwungen. Respekt! Die letzten Meter zum Gipfel waren wieder fahrbar und so erreichten wir ihn doch noch im Sattel.
Auf dem Inselsberg verweilten wir nur kurz. Schließlich freuten wir uns auf die nun folgende Endlosabfahrt bis nach Hörschel.
Auf dem Inselsberg.
Wie weiter oben bereits erwähnt, gestalteten sich die letzten Kilometer anders als erwartet. Hier zeigte der Rennsteig seine Zähne. Zwar fällt der Weg insgesamt gesehen, aber er ist gespickt mit kurzen, extrem fiesen, steilen Gegenanstiegen. Und immer wenn wir dachten, das ist die letzte Abfahrt, ging es kurz darauf wieder einen Stich hinauf. Ich persönlich kämpfte mittlerweile ums Ankommen. Hier hätten wir zwar auf den Radweg ausweichen können, der einige Anstiege umging, doch das ließ unser Stolz dann doch nicht zu. Und so erkämpften wir uns mühsam Kilometer um Kilometer.
Die Schönheit der Landschaft.
Rennpiste
Kurze Verschnaufpause auf einem Stückchen Downhill.
Die letzten Kilometer.
Tja, und dann war er da, der wirklich letzte Downhill. Und schon waren wir in Hörschel
Die wirklich letzte Abfahrt.
Da stehen wir nun, in Hörschel
Das war ein fast unbeschreibliches Gefühl bei der Ankunft. Wir hatten es geschafft: 170 Kilometer und über 3000 Höhemeter waren bezwungen! Ein magischer Moment. Wir fielen uns in die Arme und beglückwünschten uns ausgiebig.
Allerdings mussten wir jetzt noch auf dem Radweg nach Eisenach zu unseren Autos zurück. Das waren nochmals fast 10 Kilometer. In Eisenach kehrten wir zum Abschluss bei einem Italiener ein und stopften uns mit Nudeln und Pizza voll. Danach traten wir die Heimfahrt an.
Die Daten von Tag 2:
Fahrzeit: 05:31:12
Kilometer: 84,58 km (+10 km zurück nach Eisenach)
Durch. Geschw.: 15,32 km/h
Max. Geschw.: 48,0 km/h
Höhenmeter: 1521 m
Das Höhenprofil:
Fazit:
Die Befahrung des Rennsteigs war ein absoluter Topevent! Dieser Weg bietet von allem, was ein Mittelgebirge zu bieten hat, das Beste. Wir hatten die Route mit der entgegengesetzten Fahrtrichtung richtig gewählt, da uns so einige Schiebestücke erspart geblieben sind. Sollten wir den Weg noch einmal fahren, werden aber die Etappen anders gewählt. Es empfiehlt sich, am ersten Tag bis Oberhof zu fahren. Dann ist der zweite Tag wirklich etwas entspannter.
Rennsteig – wir kommen wieder!
Ein besonderes Dankeschön möchte ich an meine Mitfahrer richten! Erst die Gruppe macht eine Tour zu einer besondern Tour! Danke für die schöne Zeit und bis zur nächsten Aktion!
Keep on biking!
Eine ausgezeichnet ausgezeichnete Tour und alles fahrbar! Nette Mitstreiter, bestes Wetter, geniale Trails, mehrere Kilo Fleisch, von diesem wunderbaren TV-Programm ganz zu schweigen – was will man mehr? Rennsteig, mer gomme wider!
„Hier begegneten uns zwei Jungs aus Frankfurt, die wir später noch des Öfteren treffen sollten.“ …
guude 😀
tja, ich bin einer von denen gewesen und habe euch am 2ten tag echt ein bisschen vermisst, weil wir uns am ende der 1ten etappe verschiedene endziele gewählt hatten und der unterschied von 20 km dann leider doch unaufholbar war.
bis dahin aber fand ich die gegenseitigen überholmanöver recht spaßig. sie gaben der tour so ein wenig das i-tüpfelchen 😉
nächstes jahr wieder rennsteig! ist doch klar!
grüße
rossi
Guude rossi,
ja, war echt spaßig!
Nächstes Jahr wählen wir dann das selbe Etappenziel! 😉
Pingback: Rennsteig Revival 2019 – Prolog | MTB- und Rennrad-Blog für Spessart und Umgebung
Pingback: Rennsteig Revival 2019 – Tag 1 | MTB- und Rennrad-Blog für Spessart und Umgebung