Oder auch: der längste Singletrail Deutschlands!
Für unseren Pfingst-Kurzurlaub vom 29.05. – 02.06.2009 hatten wir uns dieses Jahr die Befahrung des Altmühltal Panoramawegs ausgesucht. Dieser Wanderweg gehört zu der Kategorie der Qualitätswanderwege, die sich durch einen sehr hohen Anteil an naturbelassenen Wegen auszeichnen. Mit seiner Länge von ca. 200 km lies er sich perfekt auf vier Etappen aufteilen. Sicher kann man die Strecke auch an weniger Tagen zurücklegen, aber für uns stand der Urlaub und nicht die Leistung im Vordergrund.
Auch logistisch ließ sich der Trip sehr gut organisieren.
Die Strecke fand ich als Overlay auf gps-tour.info.
Am Freitag fuhren wir mit dem Auto und den Rädern auf dem Dach nach Gunzenhausen. Wir übernachteten in der Pension Erika. (relativ günstig, ok für eine Nacht). Diese Unterkunft buchte ich im Voraus, die restlichen Übernachtungen buchte ich nicht, da ich mir die Etappenziele beweglich halten wollte.
Abendessen gab es bei einem Italiener in Gunzenhausen.
Tag 1: Kelheim – Beilngries
Der erste Tag begann sehr früh für uns. Wir fuhren um 7.15 Uhr mit der Bahn in Richtung Kelheim los. Mit dem Bayernticket plus 2 Fahrradkarten blieb das auch preislich im Rahmen.
Wir mussten zweimal umsteigen, in Treuchtlingen und Ingolstadt, und kamen um 9.47 Uhr in Kelheim an. Vom Bahnhof waren es ungefähr 6 km bis zum eigentlichen Start unserer Tour unterhalb der Befreiungshalle in Kelheim.
Bis dahin verfuhren wir uns 2-mal ein wenig. Doch dann ging es los.
Ab hier war der Weg bis auf wenige Abschnitte perfekt ausgeschildert, so dass wir auch ohne GPS-Gerät und mit nur vereinzelten Blicken auf die Karte auskamen.
Doch kurz nach dem Start verpassten wir zwei Abzweige, was sich aber hinterher als nicht so schlimm herausstellte. Schon nach kurzer Zeit waren wir wieder auf unserer Route.
Der erste Tag war geprägt von waldreichen Abschnitten. Bereits hier war der Singeltrailanteil sehr hoch, bergauf wie bergab. Das hatte natürlich zur Folge, dass wir einige der Anstiege kletternd und schiebend bewältigen mussten. Auch die eine oder andere Abfahrt musste stellenweise zu Fuß erfolgen. Wir legten an diesem Tag lediglich eine etwas längere Pause ein. Zur Stärkung kehrten wir in der Burgschenke Schlossprunn ein.
Bis auf wenige, zu vernachlässigende Schauer, hielt das Wetter und wir erreichten am Abend unser erstes Etappenziel Beilngries. Hier checkten wir im Hotel Krone ein, wo wir auch das Abendessen einnahmen.
Am Ausgangspunkt
Die Befreieungshalle
Jetzt aber! Wir haben den Weg gefunden!
Kelten-Wall-Ride
Trail-Spaß
Nicht fahrbar
Auch nicht fahrbar 😉
Fahrzeit: 05:52:00
Kilometer: 69,34 km
Durch. Geschw.: 11,82 km/h
Max. Geschw.: 29,76 km/h
Höhenmeter: 1330 m
Rad: Stevens Glide ES
Tag 2: Beilngries – Eichstätt
Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir in die zweite Etappe. Kurz nach 9 Uhr saßen wir wieder auf den Rädern.
Wie kann man diese Etappe beschreiben? Am besten mit Traumtrails, Traumtrails, Traumtrails. Der Wald wich heute der typischen Altmühltallandschaft mit sonnen-beschienenen Hängen und den charakteristischen Felsformationen. Und immer wieder sensationelle Singletrails – teilweise fahrtechnisch durchaus anspruchsvoll. Auch den Kelten muss es hier früher sehr gut gefallen haben. Das bewiesen viele Überbleibsel aus dieser Zeit am Wegesrand. Dieser Tag gestaltete sich als sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Das Wetter war perfekt und unsere Stimmung bestens. Auch heute verzichteten wir nicht auf gute Verpflegung. Die erste Einkehr erfolgte relativ unspektakulär im Aral-Bistro in Kinding. Die zweite Rast legten wir in Rieshofen im Gasthof Bauer ein.
Das Etappenziel Eichstätt erreichten wir ohne Probleme und Zwischenfälle am frühen Abend. Kurzfristig wurde ich etwas nervös, da aufgrund des Feiertages, Pfingstsonntag, zuerst keine Unterkunft zu finden war. Aber nach kurzer Suche und hilfreicher Tipps einiger Einheimischer fanden wir dann doch noch ein Nachtquartier: den Gasthof Sonne mit ausgezeichneter Küche. Überhaupt lernten wir nur nette Leute unterwegs kennen. Auf dem Weg selbst trafen wir übrigens kaum jemanden. Wenige Biker – noch weniger Wanderer.
Wermutstropfen dieser Etappe ich verlor ein Brillenetui mit meiner Brille und Wechselgläsern für meine Sonnebrille. Falls jemand die Tour nachfährt und die Brille findet bitte melden. 😉
Postkartenidylle in Beilngries
Wo geht es lang?
Panoramen
Traumtrails in Traumlandschaften
Fahrzeit: 05:23:00
Kilometer: 57,62 km
Durch. Geschw.: 10,70 km/h
Max. Geschw.: 42,66 km/h
Höhenmeter: 1263 m
Rad: Stevens Glide ES
Tag 3: Eichstätt – Treuchtlingen
Wir starteten wieder kurz nach 9 Uhr. Der gestrige Tag war ja schon super. Aber auch heute zeigte sich der Panoramaweg von seiner besten Seite. Es ist für mich im Nachhinein nicht möglich, zu sagen ob Tag 2 oder Tag 3 der schönere war. Es reihten sich wieder Singletrail an Singletrail. So konnten wir sogar unsere S-Kurven-Technik verfeinern. Heute trafen wir den einzigen Motzer. Das war kurz nach dem Start, noch in Eichstätt – ein Hundebesitzer. Sein Protest fiel aber nicht wirklich massiv aus. Allerdings hatte er nicht ganz Unrecht. Der Abschnitt war mit einem Fußgängerschild markiert. Kurz darauf wurde der Weg aber sowieso so steil, das wir absteigen und bergauf schieben mussten. Bike-Verbot-Schilder haben wir übrigens auf der ganzen Strecke nicht gesehen. Wir legten wieder zwei ausgedehnte Pausen ein. Nummer eins in Dollnstein im Gasthof Bayerischer Hof, Nummer zwei in Eßlingen im Gasthaus Dreizehnter Apostel. So langsam wurde aus der Radtour eine kulinarische Reise durch das Altmühltal. Und am Rande: abgenommen habe ich nicht
😉
Am späten Nachmittag erreichten wir Treuchtlingen. Wir mieteten uns für eine Nacht in der Pension Zur Frankenstube ein. Eine günstige Unterkunft mit netter und sehr zuvorkommender Chefin. Auf der Suche nach einem Lokal für das Abendessen führte uns der Weg durch Treuchtlingen. Von allen Etappenzielen war Treuchtlingen der unattraktivste Ort. Irgendwie trostlos – ein Omen für Tag 4? Schließlich entschieden wir uns für den Italiener in direkter Nachbarschaft zur Pension und das war eine gute Entscheidung.
Steil ging es bergauf
Bikers-Paradies
Auch die Schiebepassagen kamen nicht zu kurz
Fahrzeit: 04:38:44
Kilometer: 50,73 km
Durch. Geschw.: 10,92 km/h
Max. Geschw.: 32,28 km/h
Höhenmeter: 1173 m
Rad: Stevens Glide ES
Tag 4: Treuchtlingen – Gunzenhausen.
Der letzte Tag begann mit einer sehr interessanten Unterhaltung am Frühstückstisch. Diesen teilten wir uns mit einem älteren, holländischen Ehepaar. Die beiden befanden sich auf einer Reise mit dem Rad von Holland nach Wien. Da stellte ich mir mal wieder die Frage: Wie kommt es, dass so viele Niederländer deutsch sprechen können, aber kaum Deutsche des Holländischen mächtig sind
? Aber zurück zur Tour.
Kurz nach Treuchtlingen folgte noch mal ein schöner, meist fahrbarer Trail bergauf. Doch danach war Schluss mit lustig. Es folgte die grüne Hölle. Etliche Kilometer auf zugewucherten, verwahrlosten Feld-, Wald- und Wiesentrails im Wechsel mit öden Schotterpisten. Es gab keine landschaftlichen und fahrtechnischen Highlights mehr. Lediglich vor unserer Mittagspause erfreute uns ein kurzer, trailiger Downhill. Wir kehrten ein letztes Mal zum Mittagessen ein. Diesmal in Wolfsbronn im Gasthaus Steinerne Rinne. Das war mit Abstand das günstigste Mittagessen in den letzten Tagen: Strammer Max – 2,50! Und geschmeckt hat es auch. Die letzten Kilometer wurden jetzt etwas zäh. Auch weil hier die bis dato nahezu perfekte Beschilderung nachließ. Wir verloren den Weg ein paar Mal und kürzten deshalb auf Landstraßen ab. Das war aber sicher nicht schlimm
Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Auto am Bahnhof in Gunzenhausen. Geschafft.
Voller Eindrücke der letzten vier Tage machten wir uns auf dem Heimweg.
Der Tag begann vielversprechend
Eines der wenigen Highlights
Das Ziel vor den Augen
Angekommen
Fahrzeit: 03:44:48
Kilometer: 44,51 km
Durch. Geschw.: 11,88 km/h
Max. Geschw.: 38,28 km/h
Höhenmeter: 720 m
Rad: Stevens Glide ES
Fazit:
Der Altmühltal Panoramaweg gehört zu den schönsten Strecken (abgesehen von Tag 4), die ich bisher unter die Stollen nehmen durfte. Als besonders empfehlenswert empfand ich den Abschnitt zwischen Beilngries und Treuchtlingen. Dieses Teilstück werde ich bestimmt irgendwann noch einmal fahren.
Man kann den ganzen Weg sicher in weniger als 4 Tagen bewältigen, das würde aber meiner Meinung nach das Erlebnis schmälern. Gerade die sehr hohe Singletrail-Dichte sollten man in vollen Zügen genießen können. Ich muss aber auch sagen, dass viele Steigungen nur schiebend zu bewältigen sind. Das sollte man bei der Planung berücksichtigen.
Meine Planung ging zu 100 % auf. Wir hatten prima Wetter und keine Pannen. Ein perfekter Bike-Kurzurlaub also.
Gefahrene Gesamtkilometer: 222,2 km
Gefahrene Gesamthöhenmeter: 4486
Mehr Fotos: *klick*
Keep on biking!
Hallo,
warum bist du nicht von West nach Ost gefahren, sprich im Fließrichtung der Altmühl? Hast du eine Vorstellung, ob dies Vorteile hätte wie wenige Anstiege, die tragend bewältigt werden müssen?
Grüße
Markus
Hallo Markus,
die Entscheidung fiel rein aus logistischen Gründen. Soweit ich mich erinnere, macht die Fahrtrichtung nicht wirklich etwas aus. Es gibt mMn in beiden Fahrtrichtungen Anstiege, die einen aus dem Sattel zwingen. Solltest Du aber andersherum fahren, würde ich mich über eine kurze Rückmeldung freuen.
Grüße
Thorsten
Hallo Thorsten,
wir sind seit einer Woche von unserer Altmühltal-Panaoramaweg-Tour zurück. Zunächst vielen Dank für deine Infos, die du auf deiner Seite zur Verfügung stellst. Deine Beschreibung ist sehr treffend. Wir sind von West nach Ost gefahren, von Treuchtlingen nach Kehlheim. Ob dies die besser Richtung war, würde ich nicht behaupten. Ich denke, in beide Richtungen gibt es wirklich unfahrbare Strecken, wie von dir auf einigen Fotos dargestellt. Wer die Tour fahren will, der muss akzeptieren, dass das Bike hin und wieder Treppen hinaufgetragen werden muss. Belohnt wird das mit super Trails und einem sehr geringen Anteil an Strassen, den man z.B. bei einer Transalp nicht hat. Was allerdings zu beachten ist, ist der potentielle Konflikt mit Wanderern.
Grüße Markus
Freut mich, dass es Dir gefallen hat und Du etwas mit meinem Bericht anfangen konntest. Die Wanderer waren bei uns nur an den „Hot-Spots“ minimal problematisch – ansonsten waren wir weitgehenst alleine unterwegs.
Hi,
ich habe vor, im August das Altmühltal mit meiner Frau zu „bebiken“. Wir wollen aber keine Etappen-Tour machen sondern Tagestouren von einem zentralen Standort aus, wahrscheinlich Eichstätt. Auf einer Runde wollte ich auch gern ein Stück Panoramaweg einbauen (ca. 30km). Welche Richtung würde sich von Eichstätt aus anbieten, vor allem für meine fahrtechnisch nicht so versierte Frau? Also in welchen Abschnitt gibt es die wenigsten Schiebe-/Tragestellen und kniffligen Abfahrten?
Grüße, Peter
Hallo Peter,
dass kann ich so nicht sagen. In beiden Richtungen werded ihr auf Schiebe- bzw. Tragestellen stoßen. Allerdings befinden sich in der Richtung Eichstädt-Dollnstein ein paar wunderschöne Trails, die deine Frau auch mit nicht so ausgefeilter Fahrtechnik meistern dürfte. Z.B. gleich zu Beginn oberhalb von Eichstädt (1. Video bei Tag 3). Allerdings ist der Weg für Radfahrer gesperrt (unter der Woche ist da aber sicher nicht so viel los…).
Rund um Dollnstein ist die Landschaft traumhaft.
Mein Tipp: Parallel zum Panoramaweg verläuft der Altmühl-Radweg. Diesen könnt ihr als „Zubringer“ bzw. „Heimbringer“ nutzen.
Grüße und viel Spaß
Thorsten
Hallo. Meine Oma wollte, bevor sie stirbt auch nochmal den Weg machen, da ihr aber wenig zeit bleibt, würde ich ihr mein E-bike dafür leihen. Meint Ihr das funktioniert.
Hallo Gernot, der Altmühl-Radweg sollte kein Problem darstellen. Vom Panoramaweg würde ich eher abraten. Das is nix für ein E-Bike.