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03.06.2024
Selbstverständlich hielt ich die vier von Garmin empfohlenen Ruhetage nicht ein – zu wertvoll war meine knappe Zeit hier in den Dolomiten. Für den heutigen vorletzten Tag hatte ich mir die Sellaronda gegen den Uhrzeigersinn vorgenommen.
Mit gerade mal 50 Kilometern und „nur“ 1.600 Höhenmetern war das ja fast wie ein Ruhetag. 😉
Um halb zehn morgens schwang ich mich halbwegs ausgeruht auf den Sattel und versuchte die schweren Beine zum Kurbeln zu überreden.
Angesichts der zu erwartenden schönen Tour gelang mir das ganz gut. Das Wetter war etwas unbeständig gemeldet, aber mit etwas Glück könnte ich trocken durchkommen.
Gegen den Uhrzeigersinn bedeutete, dass die erste Herausforderung erneut der „Campolongo“ war.
Die in dieser Gegend allgegenwärtige ladinische Flagge wehte mir auf der Passhöhe munter entgegen, was für einen veritablen Gegenwind auf der Abfahrt sprach. Also zog ich schnell mein Windjäckchen über und stürzte mich in die tolle Abfahrt nach Corvara.
Immer wieder lichteten sich die Wolken ein bisschen, und blauer Himmel blinzelte durch das Grau.
Ich kam am Ortseingang an der „Osteria La Fontana“ vorbei. Schöne Erinnerungen an meinen dortigen Aufenthalt während der „Maratona“ 2014 wurden wach.
Nach einem kurzen Flachstück im Ort ging es sogleich wieder ans Eingemachte. Das „Grödner Joch“ wartete auf mich. Von Corvara aus schlug es mit 611 Höhenmetern auf 10 Kilometern zu Buche. Dank meiner äußerst bergtauglichen Übersetzung am Rad (46/33 – 10-33) stellte das aber überhaupt kein Problem dar. Diese Übersetzung war auch der Grund, von der entspannteren Geometrie und den Scheibenbremsen mal abgesehen, warum ich mich für das 1 Kilo schwerere Specialized Diverge entschieden hatte. Das etwas in die Jahre gekommene Stevens Comet hatte wieder einmal das Nachsehen gehabt. Bestzeiten würde ich mit meinem derzeitigen Körpergewicht eh nicht einfahren… 😉
So erklomm ich Höhenmeter um Höhenmeter und zirkelte mich Kurve um Kurve bei immer besser werdendem Wetter in Richtung Passhöhe.
Die Ampel vor der Passhöhe verhinderte den KOM… 😉
Während ich oben angekommen die in Corvara ausgezogene Windjacke wieder überstreifte, ließ ich kurz meine Blicke schweifen und sog diese ganz besondere Luft ein, die es nur in den Bergen gibt.
Es folgte eine kurze Abfahrt, bevor ich diesen wohl schönsten Abschnitt der Tour unterhalb der Sellagruppe entlang rollen durfte.
Leider bremste auch hier eine Baustelle meine Fahrt, doch ich nutzte diese Zwangspause ein weiteres Mal zum Bewundern dieser grandiosen Landschaft.
Der nächste Pass war das Sellajoch – der wohl berühmteste Pass der Sellaronda.
Dort wurde dieser niegelnagelneue Fahrradschutzstreifen angebracht. Eigentlich eine gute Sache. Leider ist es in der Praxis oft so, dass Autofahrer hart an der Linie an einem Radfahrer vorbeifahren, der sich ja auf dem „Radweg“ befindet. Somit wird dann häufig noch weniger Abstand gehalten, als wenn es keinen solchen „Schutz-„streifen gäbe…
Da aber glücklicherweise wenig Verkehr herrschte, passierten mich nur wenig Autos und die allermeisten hielten ausreichend Abstand.
Der Langkoffel in meinem Rücken hüllte sich hartnäckig in immer dichter werdende Wolken und so langsam hegte ich Zweifel, ob ich trocken durchkommen würde.
Der dritte Anstieg des Tages war geschafft und ich war auf dem Passo Sella auf 2.244 m oben.
Erstaunt erblickte ich eine Murmeltierfamilie, die direkt unter dem Souvenirshop wohnte und so gar nicht scheu war. Sie erhofften sich wohl einige Leckerlis von uns Touristen, die sie belustigt beobachteten.
Ich legte noch einen kurzen Abstecher in den Souvenirshop ein, um nach einem Mitbringsel für meine Lieben zu Hause zu schauen. Aber ich fand nichts, was in meine Trikottasche gepasst hätte. Zudem war es auch in dem Laden nicht sonderlich warm, weswegen ich nach kurzem Aufenthalt in die frische Abfahrt startete.
Es begann ganz leicht zu tröpfeln, und so verlor ich nicht viel Zeit mit Fotostopps auf dieser Abfahrt.
Nur noch ein Pass wollte erklommen werden – der Passo Pordoi. Hier erwischte mich dann tatsächlich ein ordentlicher Graupelschauer. Zum Glück fand ich ein Plätzchen zum Unterstellen um das Gröbste abzuwarten.
Als der Schauer nachließ, fuhr ich weiter. Ich hatte etwas Angst, dass da noch mehr kommen würde und so wirklich war ich nicht gegen den Regen gewappnet.
Ziemlich ausgekühlt, verschwitzt und durchnässt kam ich schließlich auf dem Joch an. Ich beschloss, da es noch früh am Tag war und ich etwas Hunger hatte, einzukehren.
Im Hotel Savoia fand ich, was ich suchte.
Doch auch hier vergeudete man nicht viel Energie mit heizen und so beschleunigte ich meinen Aufenthalt etwas. Eine warme Dusche war das Nächste, was ich mir wünschte.
Zu diesem Zweck rollte ich nun nach Arabba hinab. Die Abfahrt war nass, kalt und schmutzig und ich flüchtete mich in mein, zum Glück, warmes Zimmer.
Nach der Dusche nutzte ich das freundlich Angebot der Herbergswirtin, mein schmutziges Rad mit dem Gartenschlauch abzuspritzen. So konnten mein Rad und ich uns wieder sehen lassen.
Ich räumte mein Rad wieder in den Fahrrad-/Skikeller, in dem sich auch ein kleines Bad befand. Ich besprach mit der Dame des Hauses, dass ich am nächsten Tag gerne noch eine kleine Runde fahren würde. Sie bot mir an, da ich mein Zimmer gegen 10 oder 11 räumen müsste, nach der Tour die Dusche im Fahrradkeller nutzen zu dürfen. Sogar frische Handtücher würde sie mir zurechtlegen. Das war perfekt!
Mit dieser schönen Aussicht auf den nächsten Tag begab ich mich ein letztes Mal ins Restaurant des Hotel Pordoi.
Dort feierte ich gebührend diesen letzten Abend!
Primi: Spaghetti Carbonara
Secondi: Lombata di maiale con funghi di bosco
Contorno: Patate arrosto
Und die Krönung:
Pannacotta
Man lebt nur einmal… 😉
Durchaus gesättigt kehrt ich in die Pension zurück und begab mich zur wohlverdienten Nachtruhe.
Was für ein schöner Tag (von dem kleinen Schauer mal abgesehen).
Keep on cycling!