Der Hochrhöner (19.09.-20.09.2009)

Tag 1: Bad Salzungen – Birx

Dieses Wochenende stand ein weiterer Weitwanderweg auf meinem Programm. Nach dem tollen Erlebnis „Rennsteig“ im Herbst 2008 wollten wir dieses Jahr eine ähnliche Tour realisieren. Bei meinen Recherchen im Internet bin ich über den „Hochrhöner“ gestolpert. Von der organisatorischen Seite lag der Weg nahezu perfekt. Anreise und Heimfahrt waren mit dem Zug möglich. Von der Streckelänge und den Höhenmetern schien der Weg mit ca. 120 Kilometern und ungefähr 3000 Höhenmetern ideal für eine entspannte Zweitagestour zu sein. Leider fanden sich aus terminlichen Gründen nur zwei weitere Mitstreiter für die Tour.

Am Samstagmorgen war es soweit. Um 5 Uhr klingelte der Wecker, um 6 Uhr saßen wir im Zug. Übrigens mit für die Uhrzeit schon sehr feuchtfröhlich feiernden Wiesn-Besuchern. Die stiegen aber zum Glück in Würzburg um. Um 10 Uhr standen wir in Bad Salzungen am Start.
Tino machte das GPS-Gerät klar, den Track hatte ich von Outdooractive geladen.

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Der offizielle Startpunkt in Bad Salzungen.

Relativ schnell führte uns der Weg aus dem Ort heraus. Gemächlich ging es bergauf. Zuerst auf Feldwegen, dann auf dem ersten Trail des Tages.

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Auf dem Weg zum Plessberg.

Wir bezwangen die ersten Gipfel. Trails und Feldwege wechselten sich ab. Leider in einem etwas ungünstigen Verhältnis. Bergauf fuhren bzw. schoben wir auf Trails, in der Ebene und bergab rollten wir auf Schotter und Asphalt. Die meisten der Uphilltrails hätten in der anderen Richtung sicherlich sehr viel Spaß gemacht, waren aber so für uns wegen ihrer Steilheit oft nicht fahrbar.

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Wenn sie fahrbar waren, haben die Trails super viel Spaß gemacht!

Jedoch hatten wir herrliches Wetter und die Hoffnung, dass dieses Verhältnis besser werden würde.

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Ein hart erkämpftes Stück Singletrail – leider nur ein kurzer Spaß… 😉

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Aussichtspunkt am „Horn“

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Wir folgten dem GPS-Track und somit dem Originalverlauf des Hochrhöners. In erster Linie ist das ja ein Wanderweg. Das zeigte sich auch am Routenverlauf. Es gab viele Schleifen, die im Nachhinein besehen keinen richtigen Sinn machten. Und es gab wirklich viele Schiebestücke.

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Wer sein Rad liebt…

Das der Weg abschnittsweise für Reiter freigegeben ist, verschlimmerte an einigen Stellen die Situation – Stichwort Erosion.
Die erste Etappe verlief sehr einsam. Die von uns ersehnte Rast an der Dermbacherhütte entfiel, da diese leider nur sonntags geöffnet hat.

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Die Dermbacherhütte – hier gab’s weder Pasta noch Bratwurst… 🙁

Hinsichtlich des nun auch größer werdenden Zeitdruckes verzichteten wir dann auch auf eine Einkehr in einer Wirtschaft abseits der Route und ernährten uns weiter von Riegeln und Gels.

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Zwischendurch gab es immerwieder traumghafte Abschnitte.

Zweimal füllten wir unterwegs die Flaschen auf. Zu einem dieser Stopps muss ich etwas schreiben. In Andenhausen legten wir eine kurze Flaschenfüllpause in der Texasklaus(e) ein und platzten somit in eine Hochzeitsfeier hinein. Das war auch sicher der Grund für die nicht ganz so freundliche Behandlung durch die Wirtsleute und deren Missmut gegenüber unserem Erscheinen. Sie waren sicher durch die Situation überfordert. 😉
Die ganze Episode war aber im Nachhinein so skurril, dass sie schon wieder lustig war. Wer also mal in die Gegend kommt, sollte unbedingt beim Texas-Klaus vorbei schauen.
Kurz nach Andenhausen teilt sich der Hochrhöner. Es gibt die Kuppenrhön-Variante über die Wasserkuppe und die Lange-Rhön-Variante über den Kreuzberg. Wir hatten uns im Vorfeld für die Lange-Rhön-Variante entschieden. Der Weg verläuft hier auf historischen Grenzwegen. Das Fahren auf den löcherigen Betonplatten war aber nicht ganz einfach. Die Teilung des Weges haben wir nicht mitbekommen. Gut, das wir ein GPS-Gerät dabei hatten.
So folgten wir dem „richtigen“ Weg.
So langsam wurde der Tag lang und wir immer erschöpfter. Wir hatten uns die erste Etappe mit „nur“ 60 Kilometern einfacher vorgestellt. Gegen 17.45 Uhr kamen wir endlich an unserem Etappenziel an. Die letzten Kilometer absolvierten wir genussfrei mit dem Ziel Ankommen.
Wir übernachteten in der Pension „Dreiländereck“ in Birx. Das war eine nette und einfache Pension. Der sympathische Chef des Hauses ist auch begeisterter Radfahrer, der gerne mit seinem Fünfgangrad und Kindersitz samt Kind auf den dortigen Mountainbikerouten unterwegs ist… 😉
Was freuten wir uns auf das Abendessen! Endlich was Richtiges zum Essen! Zu diesem Anlass gingen wir nach der Dusche in eines der zwei Gasthäuser von Birx. Unsere, vom Pensionschef beeinflusste Wahl, fiel auf den Flechsenberger Hof. Keine schlechte Wahl.
Suppe, Salat, Hauptgericht zu günstigen Preisen! Und die Wirtsleute waren auch sehr nett.
Und zum Nachtisch gab es für 2 Euro Süßkram aus den Haribo-Eimern! Satt und erschöpft fielen wir in die Betten.

Fahrzeit: 05:25:08
Kilometer: 64,38 km
Durch. Geschw.: 11,88 km/h
Max. Geschw.: 50,16 km/h
Höhenmeter: 1853 m
Rad: Stevens Glide ES

Höhenprofil:

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Tag 2: Birx – Bad Kissingen

Der Wecker klingelte um 7 Uhr. Blick aus dem Fenster – Wetter schien zu halten. Bewölkt aber trocken.

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Hier parkt man auf der Garage!

Um 7.30 Uhr nahmen wir das Frühstück ein. Das Buffet ließ keine Wünsche offen. Um kurz vor neun saßen wir wieder auf den Rädern. Die Strapazen der ersten Etappe saßen uns noch in den Knochen. Umso schöner war es, das sich der Hochrhöner gnädig zeigte.

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Wir passierten das Schwarze Moor, erfreuten uns an ein paar Trails in der Ebene und waren voller Erwartungen, ob der zweite Teil angenehmer werden würde. Am Roten Moor fuhren wir dann eine Schleife und nahmen den Bohlenweg mit. Northshore-Light sozusagen.

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Der Bohlenweg – eigentlich soll man hier schieben. Das taten wir auch – immer wenn wir auf Wanderer trafen.

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Blick über das Rote Moor mit dem Sender Heidelstein im Hintergrund.


Northshore-Light

Kurz darauf ereilte uns die einzige Panne der Tour. Ein Loch in meinem Hinterrad durch Mantel und Schlauch. Den Schlauch habe ich gewechselt und den Mantel mit einem Flicken von innen provisorisch geflickt.
Nach dieser Zwangspause setzten wir unseren Weg fort.
Kurioses Highlight war eine „Bushaltestelle“ namens „Hohe Hölle“ auf 872 Metern mitten im Wald, gelegen an einem schönen Trail. Nach anfänglicher Verwunderung bemerkten wir den humoristischen Hintergrund dieser Haltestelle. Natürlich fährt auf dem Trail kein Bus und der Hinweis „Lach mal wieder“ auf dem sonst sehr offiziell wirkenden Fahrplan beseitigte weitere Zweifel.

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Was soll den hier bitte für ein Bus vorbeikommen? 😉

Hierauf folgte eines der drei Highlights der Tour: die Abfahrt vom Himmeldunkberg (888m) nach Oberweißenbrunn – ein sensationeller Wiesentrail mit freiem Blick auf den Kreuzberg. Davon hätten wir gerne mehr gehabt.

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Von ganz oben bis ganz feinster Wiesentrail – ein Traum!

In Oberweißenbrunn begann dann auch schon der Anstieg zum Kreuzberg, über dem dunkle Wolken aufzogen. Die letzten Höhenmeter, ab dem Feriendorf, absolvierten wir auf der Straße zum Kreuzberg, da wir uns eine weitere eventuelle Schiebestrecke sparen wollten.

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Den Kreuzberg fest im Blick.

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Prosit! Für uns gabs Bratwurst und Leitungswasser.

Oben angekommen sicherten wir uns schnell einen Tisch im Freien. In der Klosterschänke war die Hölle los. (nettes Wortspiel…)
Deswegen begnügten wir uns mit einer Bratwurst vom Außenstand und füllten die Trinkflaschen mit Leitungswasser. Jetzt begann es zu tröpfeln und wir beschlossen unseren Aufenthalt nicht noch länger hinauszuziehen. Das war die richtige Entscheidung, denn wir fuhren dem Regen davon. Nun folgte das absolute Highlight der Tour. Der Downhill vom Kreuzberg. Diese Abfahrt entschädigte für die Strapazen der beiden Tage. Und jetzt waren wir auch sicher, den Weg in die für uns richtige Richtung zu fahren.
Auf den nächsten Kilometern machten wir nun Strecke. Zum Ende hin zeigte sich der Hochrhöner dann doch noch von seiner besten Seite und wir flogen auf einigen Highspeedtrails gen Bad Kissingen.
Zu guter letzt kam das dritte Highlight – das Kaskadental. Eine Abfahrt durch eine Schlucht, ähnlich der Rückersbacher Schlucht. Allerdings ist das Kaskadental länger und „schluchtiger“. Mit vielen Fußgängern wäre das sicherlich kein Vergnügen gewesen, aber so konnten wir es auf der technisch einfachen Abfahrt die meiste Zeit laufen lassen. Das machte einfach riesigen Spaß.
Jetzt wartete allerdings noch der schwierigste und gefährlichste Teil auf uns, die Durchquerung des Bad Kissinger Kurparks und der Fußgängerzone.

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Hindernisfahrt in Bad Kissingen… 😉

Auch das schafften wir ohne größere Probleme und wir legten eine Punktlandung am Bahnhof hin. Unsere Ankunft: 15 Uhr. Abfahrt Zug: 15.06 Uhr. YES!
Gegen 17.30 Uhr waren wir wieder in Aschaffenburg.

Fahrzeit: 04:25:00
Kilometer: 63,77 km
Durch. Geschw.: 14,44 km/h
Max. Geschw.: 43,68 km/h
Höhenmeter: 1108 m
Rad: Stevens Glide ES

Höhenprofil:

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Mehr Fotos: *klick*

Fazit:

Der Hochrhöner ist ein Wanderweg. Das zeigte er besonders auf der ersten Etappe. Die zweite Etappe machte aus Bikersicht viel mehr Spaß. Die Route verläuft längs durch die Rhön und bietet einige landschaftliche Highlights. Auch der Verlauf zur ehemaligen Grenze ist sehr interessant. Es gibt hier sicherlich mehr zu sehen und zu entdecken. Uns fehlten dafür aber ehrlich gesagt die Zeit und die Muse. Dennoch machte uns die Tour viel Spaß und wir haben ein weiters Tourenprojekt erfolgreich abgeschlossen. Ein weiteres Mal muss ich den Hochrhöner aber nicht fahren. 😉
Die Rhön bietet ein sehr großes Netz an Mountainbikerouten, die für sich betrachtet sicher lohnender sind als der Hochrhöner. Bei einem Tagesausflug kann man einige schöne Highlights miteinander verbinden. So gesehen war ich bestimmt nicht zum letzten Mal in der Rhön zum Biken. Die Landschaft, die Natur, die Aussichten sprechen absolut dafür.

In diesem Sinne – keep on biking!

5 Gedanken zu „Der Hochrhöner (19.09.-20.09.2009)

  1. Deine Tourenberichte inkl. Fotos machen jedesmal spaß zu lesen 🙂 Muss ja auch ’ne Supertour gewesen sein!!

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