Der Ötztaler Radmarathon 2010

Ich habe es geschafft. Und das in einer Zeit, die ich mir vorher nie erträumt hätte. Ich ging an den Start mit dem Ziel „Durchkommen“. Ok – so 12h30 wollte ich schon schaffen. Sub 11 lautete das Ergebnis – Wahnsinn.

Irgendwie kann ich es noch gar nicht glauben. Und jetzt ist schon wieder alles vorbei. Das große Ziel ist erreicht. Und jetzt???

Mir fehlen so ein bisschen die Worte. Es war ein riesiges Erlebnis – irgendwie schwer in Worte zu fassen. Zu viele Eindrücke – zu viele Emotionen. Am besten, ich beginne mit ein paar Bildern:

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Weitere Fotos im Spessart-Biker-Album.
Sogar in die lokale Presse haben wir es geschafft. Alle Ergebnisse der Spessart-Biker gibt es hier: *klick*

Mein offizielles Ergebnis:

Name Thorsten Faderl
Startnummer 1532
Land/Ort D-Aschaffenburg
Kategorie Männer / Uomini AK
Startzeit 6:48.01,7
Zielzeit 17:44.54,0
Fahrzeit 10:56.52,3
Durchschnitt 21,739 km/h
Rang Gesamt 2267.
Rang Kategorie 551.


Durchgangszeiten auf der Strecke
 

Stelle Tageszeit

Fahrzeit

Rang

Gesamt

bis Oetz 7:27.44,5

39.42,8

402.

1487.

bis Kühtai 8:53.10,5

2:05.08,8

491.

1735.

bis Innsbruck 9:53.00,9

3:04.59,2

563.

2198.

bis Brenner 11:18.10,2

4:30.08,5

562.

2194.

bis Gasteig 11:52.37,7

5:04.36,0

530.

2096.

bis Jaufenpass 13:40.42,4

6:52.40,7

570.

2365.

bis St.Leonhard 14:14.23,0

7:26.21,3

572.

2393.

bis Timmelsjoch 17:04.21,4

10:16.19,7

556.

2293.

Bergzeitfahren Oetz-Kühtai 17.3km, Höhenunterschied 1200m

Fahrzeit 1:25.26,0
Durchschnitt 12,149 km/h
Rang Gesamt 1907.
Rang Kategorie 515.


Bergzeitfahren Innsbruck-Brenner 38.2km, Höhenunterschied 697m

Fahrzeit 1:25.09,3
Durchschnitt 26,915 km/h
Rang Gesamt 2299.
Rang Kategorie 563.

Bergzeitfahren Gasteig-Jaufenpass 21.6km, Höhenunterschied 1130m

Fahrzeit 1:48.04,7
Durchschnitt 11,991 km/h
Rang Gesamt 3145.
Rang Kategorie 659.

Bergzeitfahren St.Leonhard-Timmelsjoch 31.4km, Höhenunterschied 1759m

Fahrzeit 2:49.58,4
Durchschnitt 11,084 km/h
Rang Gesamt 2273.
Rang Kategorie 553.

Dazu im Vergleich meine Daten:

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Fahrzeit: 10:06:53
Gesamtzeit: 10:57:18
Kilometer: 222,51 km
Durch. Geschw.: 22,00 km/h
Max. Geschw.: 74,88 km/h
Höhenmeter: 5209 m
Rad: Cannondale Caad9

Tatsächlich sind es ein paar Kilometer und Höhenmeter weniger, als von den Veranstaltern angegeben.

Der Event war toll. Der Ort Sölden war im „Radsportausnahmezustand“. Das begann schon am Freitag mit der Anreise. Rennräder soweit das Auge reichte. Beim Abendessen waren nur Radsportler um uns herum. Das Thema Nr. 1: Das Wetter und findet der Ötzi überhaupt statt? Die Prognosen waren alles andere als gut.
Und so begann dann auch der Samstag kalt und regnerisch. Nach dem Frühstück gingen wir geschlossen zur Startunterlagenausgabe. Danach schlenderten wir durch Sölden und schauten uns auf der Expo die exklusiven Exponate an. Auch toll anzuschauen waren die ganzen Radler, die sich am Samstag einrollten. Nur edelstes Material im Einsatz. Meine Nervosität wuchs. Aber ich blieb eisern und schonte mich. Das Wetter besserte sich etwas. Es regnete nur noch sporadisch und zwischendurch schien sogar die Sonne. Das machte Hoffnung – ich würde auf alle Fälle an den Start gehen, egal wie das Wetter sein sollte. Abends gab es Pasta und um 22.30 Uhr lag ich im Bett. Ich schlief sogar recht schnell ein, war aber ab 1 Uhr stündlich wach. Den Wecker hätte ich mir sparen können… 😉
Zwanzig vor fünf – aufstehen. Frühstück mit den anderen Spessart-Bikern. Ich war angespannt. Meine Klamotten hatte ich bereits am Samstag bereitgelegt und schnell war ich dann startklar. Um 5.30 Uhr fuhren wir zum Start. Wir waren früh dran und standen ziemlich weit vorne. Um mich herum nur Profis – zumindest den Rädern nach zu urteilen. Direkt neben uns wurden zwei Heißluftballons startklar gemacht. Hinter uns wurde ein riesiges Trikot aus vielen einzelnen alten Ötzitrikots mit einem Kranwagen gehisst. Der Moderator erzählte irgendwas – ich verstand kaum etwas. Ein Hubschrauber startete und flog über unsere Köpfe hinweg. Wir wurden gefilmt. Ein Miniatur-Hubschrauber tat es seinem großen Bruder gleich. Alleine der Start rechtfertigte die Teilnahme…
6.30 Uhr – Start der Klassikfahrer die zum 30. Jubiläum mit ihren alten Rädern und Klamotten mitfuhren.
6.45 Uhr – der Startschuss für uns fiel. Es vergingen noch ein paar Minuten, dann rollten wir los. Es folgte die Abfahrt bis Ötz. Kalt – brrr. Am Start waren es 5°C. Der Fahrtwind tat sein übrigens. Entsprechend froh war ich, als es in den ersten Anstieg ging. Das Bergzeitfahren Ötz-Kühtai begann aber zunächst mit einem Stau, weil alle anhielten und sich der vorher nötigen, wärmenden Kleidung entledigten.
Es lief gut und um kurz vor 9 war ich an der 1. Labe. Kurz austreten, Flaschen auffüllen, Essen fassen, Jacke an und weiter. Abfahrt nach Innsbruck. Saukalt. Aber mit jedem Meter in Richtung Innsbruck wurde es wärmer. Bei dieser Abfahrt erreichte ich auch meine Höchstgeschwindigkeit. Im Vergleich war ich aber eher langsam – ich bin halt ein „Schisser“…
In Innsbruck erwischte ich eine größere Gruppe. Der Hammer: Wir wurden mit einem Polizeiauto mit Blaulicht und Martinshorn durch Innsbruck geleitet. Kreuzungen, rote Ampeln, andere Verkehrsteilnehmer – das alles konnte uns egal sein. Geil! 😉
Den Brenner hinauf erwischte ich wieder eine gute Gruppe und so konnte ich im Windschatten teilweise mit bis zu 40 km/h der 2. Labe entgegenfliegen. Auch geil. Oben dann wieder Flaschen füllen und Nahrungsaufnahme im Highspeedtempo. Das gehörte zu meiner Taktik: Pausen so kurz wie möglich halten. Bei dem Gedränge war das aber gar nicht so einfach. Die Abfahrt vom Brenner nach Sterzing lief super und machte mir sehr viel Spaß. In Sterzing erwischte leider keine Gruppe bzw. musste ich eine Gruppe ziehen und fuhr im Wind. Das rächte sich dann scheinbar am Jaufenpass. Hier erlitt ich einen kleinen Einbruch. Zu meiner schlechten körperlichen Verfassung kam erschwerend, dass ich permanent überholt wurde. Das kratzte etwas am meiner Psyche. Auch waren die Temperaturen hier durchaus sommerlich. Aber ich hielt durch und stand irgendwann an der 3. Labe. Hier wieder das selbe Programm. Doch was sah ich da? Ein Teilnehmer setzte sich gemütlich auf eine Bank und rauchte erstmal eine Zigarette. Krass. Das fiese an dieser 3. Labe war, dass sie nicht auf der Passhöhe, sondern etwa 200 Höhenmeter unterhalb lag. Direkt nach der Labe ging die Quälerei also weiter. Dann kam die Abfahrt. Die lief für mich nicht so gut. Viele Kurven, schlechter Asphalt und immer wieder Problem mit der Kontaktlinse im rechten Auge, die es durch den Fahrtwind verschob, ließen bei mir keinen Flow aufkommen. Mit völlig verkrampften Händen vom Bremsen kam ich in St. Leonhard an. Ein wichtiger Punkt. Wer es bis 15.30 Uhr nicht hierher geschafft hat, wird aus dem Rennen genommen. Ich war um 14.14 Uhr dort. So langsam realisierte ich, dass ich es schaffen könnte. Ok – ich merkte auch schon vorher, dass ich ganz gut in der Zeit lag. Aber den Punkt hier so früh erreicht zu haben verlieh mir die zweite Luft. Bis zur Labe Schönau gab ich dann wieder etwas mehr Gas. Auch an dieser 4. Labe hielt ich mich nur kurz auf. Ich hatte auch irgendwie keinen Hunger mehr. Trotzdem zwang ich ein paar Käsebrote und Bananen in mich rein. Mit Redbull und Cola spülte ich hinterher und fuhr weiter. Bis zum richtigen Anstieg am Timmelsjoch lief es noch mal gut. Und dann begann das Leiden. Obwohl, so schlimm war es gar nicht. Mir war zwar schlecht, wahrscheinlich wegen der vielen Koffein-Gels und dem ganzen anderen Kram, den ich wild durcheinander den ganzen Tag vertilgt hatte und meine Knie schmerzten höllisch, aber sonst war ich ganz gut drauf. An der Getränkestation nahm ich im Vorbeifahren einen Becher Cola mit – bloß nicht mehr anhalten jetzt. Und irgendwann erreichte ich die Galerie. Der Punkt von dem ich wusste: Jetzt hast Du es geschafft. Bis zum Timmelsjoch ist es von hier nicht mehr weit und geht auch nicht mehr nennenswert bergauf. Und dann war ich dort, am Timmelsjoch. Und schon ging es wieder bergab. Leider hatten wir auf dieser Abfahrt Gegenwind. Das verhinderte Höchstgeschwindigkeiten auf dieser Highspeedabfahrt. Auf den kurzen Gegenanstieg war ich vorbereitet – der störte nicht mehr. Die ganze Zeit hatte ich die Uhr im Blick. Jetzt war klar, dass ich meine Wunschzeit deutlich unterschreiten würde. Aber würde ich es unter 11 Stunden schaffen? Es wäre möglich… Also Gas geben. Das letzte Stück zog sich ewig. Zwar ging es tendenziell bergab, aber ich musste doch noch einmal richtig reintreten. Und dann die Einfahrt in Sölden. Je näher ich dem Ziel kam, desto mehr Leute standen am Straßenrand und klatschten. Das registrierte ich kaum. Tunnelblick. Treten, treten, treten. Wo musste ich hin? Jetzt bloß nicht den Abzweig ins Ziel verpassen. Zeit: 10:56. Ein Mann mit gelber Fahne deutete mir den Weg. Über die Brücke. Zeit: 10:57. Geschafft. Im Ziel. Ich hatte mir meinen Traum erfüllt. Und das unter 11 Stunden. Etwas verloren stand ich im Zielbereich und wurde von einem Ordner aus dem Auslaufbereich befördert. Endlich sah ich Diane. Ich freute mich. Sie freute sich. Alles war gut. Kurz darauf kamen auch ein paar meiner Vereinskollegen und gratulierten mir. Es ging mir erstaunlich gut. Von meinen Knien mal abgesehen. Zum Duschen ging ich in die Pension und danach holte ich mein Finishertrikot. Auf dem Weg dahin wäre ich fast an den Treppen in der Halle gescheitert. Egal. Das schaffte ich auch noch. Zum Abschluss gab es noch eine Pizza und dann ab ins Bett.
Am Montag ging es nach Hause.

Was bleibt? Viele Eindrücke. Am besten fand ich die Kinder, die in den Ortschaften am Straßenrand standen und die Hände zum Abklatschen ausstreckten. Gerne hätte ich Autogramme gegeben… 😉
Der Ötztaler Radmarathon ist schon ein besonderes Erlebnis. Ich bin wirklich froh, dass ich das Glück hatte, daran teilnehmen zu dürfen. Wichtig war auch, dass wir so viel Glück mit dem Wetter hatten. Den ganzen Tag kein Regen. Bei Regen wäre es wohl anders ausgegangen.

Irgendwie fehlt mir das jetzt alles. Die Vorbereitung, die Aufregung, das Ziel. „Post-Race Depression“ nennt man das wohl.

Ich melde mich – keep on biking!

6 Gedanken zu „Der Ötztaler Radmarathon 2010

  1. Suuuuper, genieße es 😉
    Toller Bericht! Und es ist wirklich ein nachhaltiges Erlebnis… da kann man lange von zehren 🙂

  2. Glückwunsch zum tollen Ergebnis!!! Immer wieder klasse besser zu sein als man eigentlich erwartet 🙂

  3. Pingback: Highlander Radmarathon – Prolog | MTB- und Rennrad-Blog für Spessart und Umgebung

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