Alpencross 2015 – Die Marvin-Route – Tag 1

Tag 1 (Samstag, 01.08.2015): Kochel – Inzing

Ich konnte es nicht fassen. Wir hatten uns so auf die diesjährige Tour gefreut und dann so etwas. Die Nacht war wirklich bescheiden gewesen. Der Wecker klingelte und ermahnte uns, die Vorbereitungen zum Tour-Start zu beginnen. Mir ging es nicht viel besser als am Vorabend. Trotzdem wollte ich es versuchen. Das Frühstück zwang ich mir rein – von Appetit konnte keine Rede sein. Ein letztes Mal ging ich in mich und beschloss, es zu versuchen. Es wird schon werden, dachte ich mir.

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Gute Miene und zweifelhafter Optimismus – aufi gehts zum Alpencross 2015.

In einer Apotheke besorgte ich mir noch das gängige Mittel der Wahl für solche „Fälle“ und wir radelten los. Nach einer kurzen Einrollphase entlang des Kochelsees begannen wir den Anstieg über die alte Kesselbergstraße. Schnell wurde klar, dass ich alles andere als fit war. Ich schleppte mich mit allerletzter Kraft auf die „Passhöhe“. Kalter Schweiß überzog meine Stirn und mir war kalt. Davon abgesehen war das Wetter aber wirklich nicht besonders gut und es tröpfelte immer wieder ein bisschen.

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Auffi gehts!

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Vermeidbare und unter diesen Umständen alles andere als genussvolle Schiebepassage.

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Geschafft – der erste „Pass“ war bezwungen.

Um den Walchensee herum, wir wählten die verkehrsarme Variante um den See, nahm mich Diane zum Glück in den Windschatten. Ich wurde immer schwächer. Von der schönen Umgebung bekam ich kaum noch etwas mit.

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Der Blick auf den Herzogstand begleitete uns um den See herum.

021Am Walchensee war eine kurze Pause angesagt – ich war schon gut fertig.

Nach der Pause versteckte ich mich auf der Mautstraße weiter im Windschatten. Doch der minimale Anstieg vom See bis nach Wallgau war zu viel für mich. An einer Bushaltestelle versuchte ich einen klaren Kopf zu bekommen, und wir überlegten wie es weiter gehen sollte. Bei der Planung für diesen Tag hatte ich die erste Etappe auf ca. 75 Kilometer erweitert, damit wir am zweiten Tag schon aus dem Inntal starten könnten. Doch wie ich es bis dorthin schaffen sollte, war mir nicht klar. Klar war, dass wir hier in der Bushaltestelle nicht bleiben konnten. Doch das Stück von Wallgau bis Seefeld bzw. Mösern machte mir echt Angst. Zwar war der Durchfall gestoppt, aber die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme bereitete mir große Schwierigkeiten. Ok – wie sollten wir also weiter machen? Ein Stück mit dem Zug abkürzen – das könnte funktionieren. Dafür mussten wir zunächst bis Mittenwald kommen. Von dort bis Seefeld mit dem Zug und dann nur noch runter ins Inntal – das hörte sich gut an. Wieder hängte ich mich hinter Diane (übrigens tausend Dank – ohne Dich hätte ich es nicht geschafft. Weder physisch noch psychisch.) und wir kämpften uns zum Bahnhof Mittenwald.

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Gleich besorgten wir uns Fahrkarten am Automat um kurz darauf zu erfahren, dass im August der Bahnverkehr zwischen Mittenwald und Seefeld wegen Bauarbeiten eingestellt ist. Da standen wir nun mit unseren Bahntickets und den Fahrradkarten im Gegenwert von 25 Euro. Schöne Sch…

Es bestand allerdings die Möglichkeit, auf den Schienenersatzverkehr auszuweichen. In diesem Fall normale Busse. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Räder mitnehmen war eher gering. Wie wir waren übrigens viele Touristen sehr verärgert, da nirgends im Bahnhof ersichtlich war, dass keine Züge fuhren. Man fand auch erst nach langem Suchen eine zuständige Dame, die zwar Verständnis für das Dilemma der Reisenden hatte, aber auch nicht weiter helfen konnte.

Zu unserem Glück kam der nächste Bus recht bald, und der Busfahrer hatte Mitleid mit uns. Wir durften unsere Räder unten in die Ladeluken räumen und im Bus Platz nehmen. Ich war ja so was von erleichtert. Im Bus konnte ich mich tatsächlich etwas erholen und die Zuversicht wuchs, dass wir unser Etappenziel Inzing doch noch erreichen würden.

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Langsam stieg die Laune wieder und die letzten Höhenmeter nach Mösern waren gut zu bewältigen. Es folgte eine spaßige Abfahrt auf einem Schotter-/Karrenweg ins Inntal. Dabei vernichteten wir einiges an Höhenmetern. Ein kräftiger Rückenwind blies uns nach Inzing wo wir gleich unsere Unterkunft im Gasthof „Stollhofer“, bezogen.

Zum Abendessen wählte ich Schnitzel mit Pommes und Ketchup – vielleicht nicht das beste Essen für meinen Zustand, aber es schmeckte gut und es blieb drin – was willste mehr? 😉

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Ein Stück Heimat in der Ferne – wir vermissten die Kinder schon ein bisschen. 

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Schwer gezeichnet und weißer als die Wand.

Total K. o. fiel ich in die Falle. Hoffentlich würde mein Befinden besser, sonst würde Tag 2 kaum zu schaffen sein. Bisher war das ja eigentlich nur Vorgeplänkel…

Etappe 1 – Teil 1

Fahrzeit: 02:23:03
Kilometer: 36,8 km
Durch. Geschw.: 15,4 km/h
Max. Geschw.: 53,3 km/h
Höhenmeter: 635 m
Rad: Stevens Glide ES

Etappe 1 – Teil 2

Fahrzeit: 00:58:49
Kilometer: 15,7 km
Durch. Geschw.: 16,0 km/h
Max. Geschw.: 35,3 km/h
Höhenmeter: 128 m
Rad: Stevens Glide ES

Keep on biking!

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