Alpencross 2015 – Die Marvin-Route – Tag 7

Tag 7 (Freitag, 07.08.2015): Comano Paese – Torbole

Der letzte Tag – finale grande oder der schlimmste Tag? Wie so oft lagen Glück und Unglück nahe beieinander. Wobei – so schlimm war es jetzt auch nicht. Der Tag begann wie immer früh und mit einem leckeren Frühstück. Wir hatten uns für die Alternativ-Route entschieden – wir hatten weder Lust auf den Radweg an der Sarca, noch auf den Weg über den Passo Balino vom letzten Jahr.

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Noch einmal genossen wir die tolle Aussicht vom Balkon und dann machten wir uns auf den Weg.

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Knapp 40 Kilometer und ca. 1.000 Höhenmeter sollten ein machbares Pensum für den letzten Tag darstellen. Gut – die Höhenmeter warteten gleich zu Beginn und quasi an einem Stück auf uns. Dafür sollte uns eine gigantische Aussicht und tolle Trails zum Ende der Etappe belohnen…

Der Anstieg wäre auch sehr gut zu pedalieren gewesen, wären da nicht die Hitze und diese vermaledeiten Mist-Bremsen gewesen. Und heute waren es richtig, richtig viele. 🙁
Ich setzte mich schnell von Diane ab und wollte unterwegs auf sie warten. So alle 200 Höhenmeter. Das war nicht möglich. Nervten die Viecher schon beim Fahren unendlich, war das Warten unmöglich. Ich beschloss bis oben durch zu fahren. Dabei wurde ich zum Massenmörder und Serienkiller. Ich kann nicht sagen, wie viele der Bremsen ihr Leben lassen mussten – aber es tat mir auch um keine einzige Leid. Kurz vor dem Gipfel wartete ich dann doch. Mein Trikot musste nun als Wedel herhalten. Verzweifelt versucht ich mir die Biester vom Leib zu halten. So wie mir ging es übrigens vielen, der Weg schien bei Bikern sehr beliebt zu sein. Aber nicht nur Zweiräder waren unterwegs. Der Italiener testet seine geländegängigen und auch -ungängigen PKW scheinbar gerne auf solchen Wegen. Mit einem „Ralleypiloten“ wäre ich fast aneinander geraten, als er mich an einer besonders steilen Rampe vom Rad zwang. Hier war das Anhalten und Absteigen gar nicht so einfach für mich. Aber auch er verlor seinen Schwung und hatte Mühe, seinen vollbesetzten Fiat-Kleinwagen wieder in Fahrt zu setzen… Wir wechselten böse Blicke und setzten unseren Weg dann fort.
Als Diane bei mir ankam konnte ich schon von Weitem aus ihrem Gesichtsausdruck lesen, dass sie noch weniger Spaß hatte, als ich. Sie hatte inzwischen ihre Hose gewechselt und war mit der Abendgarderobe unterwegs, da die Bremsen durch diese Hose nicht durchbeißen konnten. Bis zum Gipfel des Monte Casale bzw. zum Rifugio „Don Zio“ mussten aber noch ein paar Höhenmeter absolviert werden. Ich fuhr wieder vor. Sobald wir über die Baumgrenze kamen waren auch die Bremsen verschwunden. Gott sei Dank. Am Rifugio angekommen parkte ich mein Rad und lief Diane entgegen, um ihr bei den letzten Metern zu helfen.

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Die Hütte war zum Glück geöffnet und wir beschlossen, nach der Gipfelbesteigung (ohne Rad) dort zu Mittag zu essen. Die letzten Meter zum Gipfel erklommen wir also per pedes und genossen oben den tollen Rundblick.

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Günstig und lecker war das Essen in der Hütte und nach der wohlverdienten Pause sattelten wir wieder auf.

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Über ein paar mehr oder weniger einfache Trails, die leider nicht wie erwartet nur noch bergab führten, gelangten wir zur finalen Abfahrt, auf die wir uns schon sehr gefreut hatten.

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Sogar einige Slickrockpassagen waren dabei. Allerdings waren wir nun schon ziemlich erschöpft und eigentlich wäre es jetzt auch gut gewesen. Aber so ist das immer am letzten Tag – die Luft ist raus und man will möglichst schnell ans Ziel. Wenn dann der Weg nicht so verläuft wie erwartet, sinkt manchmal doch die Laune – zumindest bei mir ist das so.
Und dann standen wir vor dem Anfang des letzten Trails. Der 409er – oder das Schottermonster, wie wir es alsbald nannten. 600 Höhenmeter Trailabfahrt. Eigentlich ein Traum – oder? Für Diane wurde es zum Albtraum. Und ich dachte am Anfang auch – na toll, jetzt kannst du 600 Höhenmeter runter schieben. Kindskopfgroße Steine, loser Schotter und eine extreme Neigung machten den Pfad nicht gerade zum Vergnügen. Irgendwann wurde mir das Schieben aber zu doof und ich versuchte zu „fahren“. Das gelang mir Abschnittsweise doch recht gut. Erstaunlicherweise war ich jedoch nicht wesentlich schneller als meine schiebende Frau.

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Wenn so die typischen Gardasee-Trails aussehen ist das nix für uns. Der Weg ähnelte eher einem ausgetrockneten Wildbach als einem Pfad. Flow? Fehlanzeige.

Aber irgendwann hatten wir auch diesen Abschnitt bezwungen und gelangten erschöpft nach Arco.

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Jeder zusätzliche Höhenmeter brachte mich nun schier zur Verzweiflung. Ich war leer. Ein Eis im Zentrum von Arco brachte mir die Lebensgeister zurück und auf dem Radweg nach Torbole ging es mir schon wieder ganz gut – das Ende war nun definitiv in Sicht.

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Unser Weg führte uns aber nicht an den See sondern direkt in unsere Unterkunft. Wir hatten genug und wollten schnellstmöglich raus aus den Klamotten, duschen, ausruhen und dann den Abend in Torbole ausklingen lassen.

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Wir fanden die uns vom letzten Jahr bekannte Unterkunft, die Villa al Vento, ohne Probleme. Und auch unser Auto stand wie mit Transalp-Shuttle besprochen am vereinbarten Platz. Wie schön, nach der Dusche endlich mal frische Kleidung anziehen zu können.
Nach der „recreation time“ starteten wir das Abendprogramm: Essen im „Vecchia Torbole„, danach ein Eis und zur Krönung ein Finisher-Bierchen am Strand.

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Wir hatten es wieder einmal geschafft. 🙂

Etappe 7

Fahrzeit: 04:17:44
Kilometer: 35,2 km
Durch. Geschw.: 8,2 km/h
Max. Geschw.: 34,2 km/h
Höhenmeter: 1.119 m
Rad: Stevens Glide ES

Keep on biking!

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