Tag 7 (Donnerstag, 02.08.2012): Madonna di Campiglio – Torbole
Unfassbar – da war er – der letzte Tag. Heute würden wir an unserem Ziel ankommen. Bei dem Gedanken daran hatte ich gemischte Gefühle. Einerseits war ich froh, die Tour zu beenden und morgen die Beine hochlegen zu können (na ja, von der Autofahrt abgesehen), andererseits war die Zeit wie im Fluge vergangen und das Endes des Urlaubs und der genialen Tour stand unmittelbar bevor.
Wir gingen wieder früh zum Frühstück. Für das Ariston etwas zu früh, das Buffet wurde gerade aufgebaut. Es mangelte trotzdem an nichts. Ein letztes Mal hatten wir die Rucksäcke gepackt und die Vorbereitungen für den Tag getroffen. Nach unserem obligatorischen Startfoto verließen wir zügig Madonna di Campiglio.
Kurz nach dem Ort versüßte uns ein feiner Trail den Start in die Etappe. Der Tag begann locker mit einigen Höhenmetern Abfahrt.
Der Trail ging auch nach den Wasserfällen „Cascata di Mezza“ weiter. Allerdings mussten wir doch einige Meter schieben. Auf Schotter ging es weiter im Wald bergab, bis wir auf einer Lichtung angelangten.
Ein tolles Brenta-Panorama bot sich uns. Kurz danach begann der Anstieg durch das Val d’Agola hinauf zum letzten Pass der Tour, dem Passo Bregn da l’Ors (1.836m). Bei der Auffahrt trafen wir ein weiteres, und letztes Mal auf der Tour auf Harald, Margit und Herbert.
Wir rasteten gemeinsam kurz bei der Wasserstelle, fuhren zusammen am Lago d’Agola vorbei und trennten uns bei der Schiebepassage. Die drei waren schnell außer Sichtweite. 😉
Die Schiebepassage hinauf zur Passhöhe war noch einmal ein richtigs „Geochse“ und Schwerstarbeit. Aber auch diesen letzten richtigen Pass bewältigten wir ohne größere Probleme. Nur ein Passschild konnten wir auf der Höhe nicht ausfindig machen. Wir schauten uns nur kurz um und setzten unseren Weg fort. Irgendwie wollten wir nun nur noch am Lago ankommen.
Bis zum Passo del Gotro (1.848m) warteten noch ein paar Meter besten Flowtrails auf uns, den wir, nachdem wir eine Schulklasse hatten passieren lassen, absurften. Der Pass war keine Herausforderung mehr, wir kamen quasi von oben.
Die letzten „trailigen“ Meter, ab dann wartete ein Sinkflug von nahezu 1.200 Höhenmetern auf uns. Erst auf Schotter, dann auf Asphalt. Yeah! Und dann wurde es heiß…
Auf Straßen setzten wir unseren Weg nun fort. Eigentlich ging es tendenziell nur noch bergab. Wir erreichten das Sarca-Tal. Wir konnten den Gardasee fast schon riechen, was aber hauptsächlich an dem Gegenwind lag, der vom See her wehte. Ca. 35 Kilometer hatten wir noch zu fahren. Damit, dass wir hier die „haarigste“ Situation der Tour erleben würden, hatten wir nicht gerechnet.
Drei Tunnels lagen auf der Strecke, die alle auf einem Radweg zu umfahren gewesen wären – eigentlich. Doch leider waren die Umfahrungen alle gesperrt – und zwar gründlich mit Bauzäunen. Wir überlegten kurz, wie es weitergehen sollte. Die Entscheidung fiel mangels Alternative auf die Durchfahrt der Tunnels. Ich montierte an meinem Rucksack provisorisch die Stirnlampe und freute mich, sie nicht umsonst mitgeschleppt zu haben. Ich schaltete sie auf den Blinkmodus und los ging es. Die Tunnel waren ca. 2 Kilometer lang. Mit mulmigem Gefühl durchfuhren wir den Tunnel. Wahnsinn, was in so einem Tunnel für ein Geräuschpegel herrscht. Insbesondere dann, wenn ein LKW hindurch fährt. Der erste lag hinter uns. Kurz darauf kam der zweite. Auch hier war die Umfahrung gesperrt. Wir fuhren also durch. Ungefähr in der Mitte kam es dann zu der brenzligen Situation. Mit einem Wahnsinnsgetöse kam uns ein LKW entgegen. Diane fuhr vorne, ich hinten mit dem Blinklicht auf dem Rücken. Die Straße war leicht abschüssig und wir gaben Gas, um schnell durch zu kommen. Auf einmal scherte hinter dem LKW ein PKW aus und überholte den Lastwagen. Ich schrie meiner Frau zu, sie solle bremsen und aufpassen, was sie auch tat. Kurz vor ihr zog der PKW wieder nach links und fuhr auf seiner Spur weiter. Das war ganz schön knapp, denn die Straße war nicht allzu breit. Nach dem Tunnel mussten wir erst einmal kurz verschnaufen. Froh, das nichts passiert war fuhren wir weiter. Doch oh Graus, es kam ein dritter Tunnel. Natürlich war auch hier die Umfahrung gesperrt. Super. Doch diesmal ging alles glatt. Ein paar Serpentinen noch bergab, dann konnten wir auch endlich die vielbefahrene Straße verlassen und auf einen Radweg entlang der Sarca wechseln. Genau hier hatte ich den ersten, einzigen Platten auf der Tour. Bei 35°C wechselte ich den Schlauch am Vorderrad. Eine Ursache konnte ich nicht entdecken. Nicht mehr ganz 30 Kilometer waren noch zu fahren.
Auf gut der Hälfte der restlichen Strecke kehrten wir laut Empfehlung von Herrn Albrecht in der Gelateria Maui in Dro ein – das beste Eis am Gardasee, so seine Aussage. Ob das stimmt – keine Ahnung. Es war aber wirklich saulecker! Gleich 4 Spachtel ließ ich mir in den Becher packen – die Auswahl fiel aber auch zu schwer. Das kam genau zur richtigen Zeit…
Die lezten Kilometer lagen vor uns. Es war sehr heiß und der Weg zog sich. Wir fuhren durch kleine Ortschaften, durch Obstplantagen und Olivenhaine. Immer wieder lockte die Sarca zu einem Bad, aber wir spulten die letzten Kilometer ab. Diane zog das Tempo an, ich übernahm und sie fuhr im Windschatten mit. Wir wollten endlich ankommen.
Wir fuhren um eine Kurve und plötzlich lag er vor uns – der Gardasee. Die Sarca mündete an dieser Stelle in den Lago und wir überquerten eine Brücke. Wir hatten es geschafft!
Das obligatorische Finisher-Bild. Sieben Tage Alpencross lagen hinter uns. Die Tour war definitiv vorbei. Wir waren froh und traurig zugleich.
Aus der Einsamkeit der Berge tauchten wir in den Trubel des Feriendomizils ein. Die Fahrt über die Strandpromenade war noch eine kleine Herausforderung… 😉
Auf Anhieb fand ich unser Hotel, welches wir vorher über Holidaycheck herausgesucht hatten. Wir checkten ein, stellten die Räder unter und gingen in ein Strandcafé.
Mit Finisher-Bier und -Pizza feierten wir unsere erfolgreich beendete Tour und genossen den Blick auf den Gardasee. Im Anschluss begaben wir uns zu unserem Auto und holten die frischen Klamotten. Zurück im Hotel Benaco machten wir uns frisch und chillten ein wenig. Abends spazierten wir am See, gingen essen und kauften ein paar Mitbringsel ein. Auch bei einer Gelateria fielen wir ein. Beim Mondaufgang am Strand sitzend ließen wir den Tag ausklingen.
In dieser Nacht schlief ich das erste Mal seit 7 Tagen wieder richtig gut… 🙂
Fazit zum siebten Tag:
Zum Schluss nochmals eine lange Etappe – aufgewertet durch ein paar schöne Trails und die tolle Landschaft am Anfang. Gegen Ende wurde es zäh – das Eis in Dro half weiter. Die Ankunft am Lago war überraschend und unspektakulär – und wunderschön. Das Benaco kann ich wärmstens weiter empfehlen – das Frühstück am nächsten Morgen war sensationell.
Fahrzeit: 05:09:22
Kilometer: 75,65 km
Durch. Geschw.: 14,67 km/h
Max. Geschw.: 58,08 km/h
Höhenmeter: 815 m
Rad: Stevens Glide ES
Hier geht es zum Fotoalbum mit allen Fotos: *klick*
Keep on biking!
Glückwunsch euch beiden!!! Hat Spaß gemacht die Berichte zu lesen – und schöne Bilder. 😉
Herzlichen Dank für die tollen Berichte. Machte Spass hier mitzulesen und mitzufühlen…
Coole Sache
Danke für den Bericht, der ja fast identisch auch unsere Erfahrungen und Erlebnisse nacherzählt hat. Und Schade, dass wir mit dem Finisher Bier nicht gemeinsam anstossen konnten. Auch wir haben es gefeiert. Euch zu treffen war immer sehr nett.
@all
Danke. 🙂
@Harald
Ging uns genau so – vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr beim nächsten Cross wieder… 😉
Glückwunsch!
Deinen Bericht zu lesen kam mir vor wie ein degavüt. Sehr ähnlich verlief auch meiner erster Alpen-X. Bei deinen Bildern sehe ich die Sauschöne Tour vorm „geistigen“ Auge.
Die Ankunft am Lago, so schön sie auch ist, hinterlässt wohl bei jedem (der gut vorbereitet Antritt!) ein Wehmutsgefühl. Man ist zwar am Ziel aber man würde schon gern noch ein paar Tage diesen Traum leben.
Good Luck
Bert
Hallo Bert,
ich hoffe, dass ich im nächsten an den Lago zurückkehre. 😉
Das fehlt mir dieses Jahr irgendwie…
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Gratuliere zum bestandenen Abenteuer und den schönen Berichten!
Ist nach der Tour ist auch vor der Tour? Was plant Ihr als nächstes?
Herzliche Grüsse
Danke. 😀
Auf diese Fragen werde ich im bald folgenden Epilog eingehen. Aber soviel vorweg: Nach der Tour idt doch irgendwie immer vor der Tour, oder? Wenn man erst einmal mit dem Alpencrossen angefangen hat… 😉
Viele Grüße zurück
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