Alpencross 2013 – Auf dem Max-Weg von Füssen nach Brannenburg/Inn – Tag 4

Tag 4 (Freitag, 06.09.2013): Jachenau – Erzherzog-Johann-Klause

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Was für einen Tag haben wir heute? Wo war ich gestern? Und wo habe ich vorgestern übernachet? Das vielleicht beste für mich an einer mehrtägigen Radtour ist der Verlust des Zeitgefühls und die Konzentration auf den jetzigen Moment. Alles andere rückt in weite Entfernung und wird unwichtig. Man muss nur am Ende aufpassen, dass man wieder zurück findet… 😉

Der Tag begann wieder bei bestem Wetter. Die heutige Etappe war nicht allzu lange und sollte auch nicht allzu schwierig werden. Für den Nachmittag hatte ich sogar eine kleine zusätzliche Runde geplant, sollte ich sehr früh an meinem Etappenziel ankommen.

Die Strecke führt zunächst knapp über 20 Kilometer mit leichtem Gefälle von der Jachenau bis nach Lenggries.

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Zum Teil fuhr ich auf der Straße, wechselte aber zwischendurch immer wieder auf den Radweg. Sogar einige Meter einfachtsten „Singletrails“ bekam ich so unter die Stollen. Bei Lenggries überquerte ich die Isar und radelte ein Stückchen auf dem Isarradweg entlang.
Auch hier gab es so einiges zu sehen…

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In Lenggries füllte ich in einem Getränkemarkt meine Flaschen auf. Inzwischen war es schon gut warm und jetzt standen mir 520 Höhenmeter bis zum Hirschtalsattel bevor. Das wurde eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit, da ich versuchte, an zwei Tagesausflüglern ohne Gepäck dran zu bleiben. Mit Müh und Not gelang es mir gerade so. Ich war ja auch schon den 3. – halt – 4. Tag unterwegs… 😉

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Am Sattel genossen wir dann alle die Aussicht – und ich erholte mich ein wenig. Schließlich erwartete ich nun eine Trailabfahrt und wusste nicht, was auf mich zukam. Nach einem Riegel zur Stärkung überquerte ich den Weidezaun. Weit und breit war kein Verbotsschild für Bikes zu sehen, also schwang ich mich auf den Sattel.

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Der Trail bot von flowigen Abschnitten bis zu, für mich, unfahrbaren Wurzelsektionen alles. Insgesamt ist der Pfad lohnenswert, würde ich sagen.
Das Ende des Trails wurde leider zunehmend unfahrbar, da hier der Untergrund zu nass, schlammig und mit Totholz bedeckt war. Ich hätte vorher direkt in den Stinkergraben abfahren sollen, das wäre die bessere Option gewesen. Leider fuhr ich an dem Abzweig weiter und musste so etwas schieben. Zumindest nahm ich nun bewusst war, woher der Stinkergraben seinen Namen hat. Schwefelquellen sorgen für ein ausgesprochen aufdringliches Odeur… 😉

So langsam machte sich Hunger bei mir bemerkbar. Ich beschloss, bei der nächsten Gelegenheit Brotzeit zu machen. Das wäre die Schwarzentenn-Alm gewesen. Diese ist aber wohl ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Biker und – ihr erratet es – Pedelec-Piloten. Es war schon nicht einfach, einen Platz für mein Rad zu ergattern, aber als ich die Schlange zur Selbstbedienungstheke sah, kratzte ich schleunigst die Kurve. Da kommt bestimmt noch was, schließlich befinde ich mich in touristisch erschlossenem Gebiet, dachte ich mir. Es kam aber nichts. Außer einer Forellenzüchterei mit Biergarten (Fisch wollte ich jetzt nicht) und einem Gasthof beim Wildbad-Kreuth.

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Auch hier prophezeite die gut besuchte Terrasse längere Wartezeit. Noch dazu schreckten mich die Preise auf der Speisekarte etwas ab. Langsam wurde ich nervös. Bei der Weiterfahrt sah ich das erlösende Schild: Schwaigeralm. Da würde ich jetzt einkehren. Koste es was es wolle und egal wie voll – ich musste was essen. Und zwar was anderes wie einen Riegel – etwas Deftiges.

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So richtig günstig war es nicht und ich musste auch etwas warten – dafür war mein Hunger fürs Erste gestillt.
Der weitere Weg bis zum Etappenziel war jetzt nur noch ein Klacks. Die folgenden Höhenmeter vielen mir so gestärkt relativ einfach. Mein Weg führte auf einer Schotterpiste bergauf. Parallel dazu verlief ein super Singletrail. Eigens von den Bayrischen Staatsforsten angelegt. Leider machte der Trail nur in der entgegengesetzten Richtung Sinn und war auch nur so zu fahren erlaubt. Immer wieder kamen mir allerdings Biker entgegen, die nicht auf dem Trail fuhren. Das konnte ich gar nicht verstehen. Es waren wohl Ausflügler, die auf dem Rückweg von der Bayr Alm waren. Vielleicht hatten sie zu tief ins Glas geschaut? 😉
Ich fuhr jedenfalls an der Bayr Alm vorbei. Danach folgte ein genialer Singletrail entlang der Bairache.

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Das letzte Stück war mir zu steil und zu geröllig zu fahren. So schob ich bergab. Ich staunte nicht schlecht, als mir ein älteres Ehepaar entgegenkam. Die beiden schoben ihre Tourenräder(!) den Trail bergauf. Sie waren nach eigenen Aussagen über 70 Jahre alt und wollten zur Bayr Alm. Ich wünschte noch viel Vergnügen und setzte meinen Weg fort. Was man so alles erlebt auf einer Tour…
Kurz darauf erreichte ich mein Etappenziel für heute, die Erzherzog-Johann-Klause.
Normalerweise rief ich nach erreichen des Ziel kurz zu Hause an. Hier war das leider nicht möglich. Es gab kein Handynetz. Ich wusste das zwar vorher und hatte es morgens meiner Frau mitgeteilt, aber ein komischer Gefühl war es schon.
Da es noch früh am Tag war bezog ich schnell mein Quartier und entledigte mich meines Rucksacks. Es stand ja noch die Zusatzschleife zum Schinder an. Auf der Karte hatte ich mir ein paar gestrichelte Wege herausgesucht, die ich auf ihre Fahrbarkeit testen wollte.

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Bergauf pedalierte ich eine nette Schotterpiste mit immer wieder schönen Aussichten. Nach gut 500 Höhenmetern hätte ich auf einen Trail abzweigen und schieben oder tragen müssen. Der Weg war aber so zugewuchert, dass ich ihn kaum fand. Außerdem stand ein grüner Jeep dort. Und mit einem Jäger wollte ich nun sicher keinen Ärger. Also kurvte ich noch ein bissi in die andere Richtung, bevor ich wieder ab fuhr. Weiter unten gab es nämlich auch zwei Trails, die auf der Karte eingezeichnet waren. Und die hatte ich beim Hochfahren schon entdeckt.
Der erste Weg entpuppte sich dann auch gleich als Griff ins Klo. Begann er noch vielversprechend, verlor sich die Spur alsbald im tiefen Berggras.

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GPS und Realität waren sich nicht einig. An einer Abbruchkante fand ich dann keine weiterführende Spur. Zudem befand sich an dieser Stelle gut exponiert ein Salzleckstein auf einem hohen Baumstumpf. Das sprach für jagdlich genutztes Gebiet. Der Höhe nach dürfte es sich um Rotwild handeln. Auf einmal hörte ich es Pfeifen. Das Pfeifen kam von unten. Ein Jäger? Da ich eh nicht weiter wusste schob ich wieder hoch. Als ich mich wieder auf den Weg hoch gekämpft hatte sah ich wieder das Schild mit dem Pfeil zur Erzherzog-Johann-Klause und die rot-weiße Markierung. Wie steht es so schön in dem Wikipedia-Artikel: „Die beiden übrigen Steige zum Schinder (von der Bayr-Alm über die Rieselbergalm und Ritzelbergalm oder von der Erzherzog-Johann-Klause über die Südseite) sind zwar markiert, aber sehr einsam und werden kaum begangen.“ Hätte ich das mal vorher gelesen… Eigentlich erwartete ich nun weiter unten zur Rede gestellt zu werden aber nichts passierte. Der zweite Versuch, den ich natürlich nicht ausließ, verlief glücklicher. So kamen doch noch ein paar Meter auf mein Trailkonto. 😉

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Jetzt war ich reif für eine Dusche und Abendessen. Etwas mulmig wurde mir dann doch, als sich am Abend der Gastraum mit der gesamten Jägerschaft aus dem Umkreis füllte. Es sagte aber keiner etwas.
Zu der Unterkunft muss ich auch noch ein paar Zeilen verlieren. Die EJK ist eine sehr einfache Hütte mit Mehrbettzimmern (ich hatte eines alleine für mich), schlechten Matratzen, Etagendusche und außenliegendem WC. Dennoch hatte die Location ihren ganz eigenen Charme und ich bereue nicht, hier Station gemacht zu haben. Außer mir haben noch drei Väter mit ihren Söhnen (so um die 10-12 Jahre) übernachtet. Sie waren hierher gewandert und verbrachten so wohl etwas „quality time“. 😉

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Etappe 4

Fahrzeit: 04:09:20
Kilometer: 57,95 km
Durch. Geschw.: 13,95 km/h
Max. Geschw.: 39,36 km/h
Höhenmeter: 1024 m
Rad: Stevens Glide ES

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Trailsuche am Schinder

Fahrzeit: 01:25:25
Kilometer: 13,56 km
Durch. Geschw.: 9,53 km/h
Max. Geschw.: 32,88 km/h
Höhenmeter: 570 m
Rad: Stevens Glide ES

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Keep on biking!

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