Der Ötztaler Radmarathon 2010

Ich habe es geschafft. Und das in einer Zeit, die ich mir vorher nie erträumt hätte. Ich ging an den Start mit dem Ziel „Durchkommen“. Ok – so 12h30 wollte ich schon schaffen. Sub 11 lautete das Ergebnis – Wahnsinn.

Irgendwie kann ich es noch gar nicht glauben. Und jetzt ist schon wieder alles vorbei. Das große Ziel ist erreicht. Und jetzt???

Mir fehlen so ein bisschen die Worte. Es war ein riesiges Erlebnis – irgendwie schwer in Worte zu fassen. Zu viele Eindrücke – zu viele Emotionen. Am besten, ich beginne mit ein paar Bildern:

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Weitere Fotos im Spessart-Biker-Album.
Sogar in die lokale Presse haben wir es geschafft. Alle Ergebnisse der Spessart-Biker gibt es hier: *klick*

Mein offizielles Ergebnis:

Name Thorsten Faderl
Startnummer 1532
Land/Ort D-Aschaffenburg
Kategorie Männer / Uomini AK
Startzeit 6:48.01,7
Zielzeit 17:44.54,0
Fahrzeit 10:56.52,3
Durchschnitt 21,739 km/h
Rang Gesamt 2267.
Rang Kategorie 551.


Durchgangszeiten auf der Strecke
 

Stelle Tageszeit

Fahrzeit

Rang

Gesamt

bis Oetz 7:27.44,5

39.42,8

402.

1487.

bis Kühtai 8:53.10,5

2:05.08,8

491.

1735.

bis Innsbruck 9:53.00,9

3:04.59,2

563.

2198.

bis Brenner 11:18.10,2

4:30.08,5

562.

2194.

bis Gasteig 11:52.37,7

5:04.36,0

530.

2096.

bis Jaufenpass 13:40.42,4

6:52.40,7

570.

2365.

bis St.Leonhard 14:14.23,0

7:26.21,3

572.

2393.

bis Timmelsjoch 17:04.21,4

10:16.19,7

556.

2293.

Bergzeitfahren Oetz-Kühtai 17.3km, Höhenunterschied 1200m

Fahrzeit 1:25.26,0
Durchschnitt 12,149 km/h
Rang Gesamt 1907.
Rang Kategorie 515.


Bergzeitfahren Innsbruck-Brenner 38.2km, Höhenunterschied 697m

Fahrzeit 1:25.09,3
Durchschnitt 26,915 km/h
Rang Gesamt 2299.
Rang Kategorie 563.

Bergzeitfahren Gasteig-Jaufenpass 21.6km, Höhenunterschied 1130m

Fahrzeit 1:48.04,7
Durchschnitt 11,991 km/h
Rang Gesamt 3145.
Rang Kategorie 659.

Bergzeitfahren St.Leonhard-Timmelsjoch 31.4km, Höhenunterschied 1759m

Fahrzeit 2:49.58,4
Durchschnitt 11,084 km/h
Rang Gesamt 2273.
Rang Kategorie 553.

Dazu im Vergleich meine Daten:

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Fahrzeit: 10:06:53
Gesamtzeit: 10:57:18
Kilometer: 222,51 km
Durch. Geschw.: 22,00 km/h
Max. Geschw.: 74,88 km/h
Höhenmeter: 5209 m
Rad: Cannondale Caad9

Tatsächlich sind es ein paar Kilometer und Höhenmeter weniger, als von den Veranstaltern angegeben.

Der Event war toll. Der Ort Sölden war im „Radsportausnahmezustand“. Das begann schon am Freitag mit der Anreise. Rennräder soweit das Auge reichte. Beim Abendessen waren nur Radsportler um uns herum. Das Thema Nr. 1: Das Wetter und findet der Ötzi überhaupt statt? Die Prognosen waren alles andere als gut.
Und so begann dann auch der Samstag kalt und regnerisch. Nach dem Frühstück gingen wir geschlossen zur Startunterlagenausgabe. Danach schlenderten wir durch Sölden und schauten uns auf der Expo die exklusiven Exponate an. Auch toll anzuschauen waren die ganzen Radler, die sich am Samstag einrollten. Nur edelstes Material im Einsatz. Meine Nervosität wuchs. Aber ich blieb eisern und schonte mich. Das Wetter besserte sich etwas. Es regnete nur noch sporadisch und zwischendurch schien sogar die Sonne. Das machte Hoffnung – ich würde auf alle Fälle an den Start gehen, egal wie das Wetter sein sollte. Abends gab es Pasta und um 22.30 Uhr lag ich im Bett. Ich schlief sogar recht schnell ein, war aber ab 1 Uhr stündlich wach. Den Wecker hätte ich mir sparen können… 😉
Zwanzig vor fünf – aufstehen. Frühstück mit den anderen Spessart-Bikern. Ich war angespannt. Meine Klamotten hatte ich bereits am Samstag bereitgelegt und schnell war ich dann startklar. Um 5.30 Uhr fuhren wir zum Start. Wir waren früh dran und standen ziemlich weit vorne. Um mich herum nur Profis – zumindest den Rädern nach zu urteilen. Direkt neben uns wurden zwei Heißluftballons startklar gemacht. Hinter uns wurde ein riesiges Trikot aus vielen einzelnen alten Ötzitrikots mit einem Kranwagen gehisst. Der Moderator erzählte irgendwas – ich verstand kaum etwas. Ein Hubschrauber startete und flog über unsere Köpfe hinweg. Wir wurden gefilmt. Ein Miniatur-Hubschrauber tat es seinem großen Bruder gleich. Alleine der Start rechtfertigte die Teilnahme…
6.30 Uhr – Start der Klassikfahrer die zum 30. Jubiläum mit ihren alten Rädern und Klamotten mitfuhren.
6.45 Uhr – der Startschuss für uns fiel. Es vergingen noch ein paar Minuten, dann rollten wir los. Es folgte die Abfahrt bis Ötz. Kalt – brrr. Am Start waren es 5°C. Der Fahrtwind tat sein übrigens. Entsprechend froh war ich, als es in den ersten Anstieg ging. Das Bergzeitfahren Ötz-Kühtai begann aber zunächst mit einem Stau, weil alle anhielten und sich der vorher nötigen, wärmenden Kleidung entledigten.
Es lief gut und um kurz vor 9 war ich an der 1. Labe. Kurz austreten, Flaschen auffüllen, Essen fassen, Jacke an und weiter. Abfahrt nach Innsbruck. Saukalt. Aber mit jedem Meter in Richtung Innsbruck wurde es wärmer. Bei dieser Abfahrt erreichte ich auch meine Höchstgeschwindigkeit. Im Vergleich war ich aber eher langsam – ich bin halt ein „Schisser“…
In Innsbruck erwischte ich eine größere Gruppe. Der Hammer: Wir wurden mit einem Polizeiauto mit Blaulicht und Martinshorn durch Innsbruck geleitet. Kreuzungen, rote Ampeln, andere Verkehrsteilnehmer – das alles konnte uns egal sein. Geil! 😉
Den Brenner hinauf erwischte ich wieder eine gute Gruppe und so konnte ich im Windschatten teilweise mit bis zu 40 km/h der 2. Labe entgegenfliegen. Auch geil. Oben dann wieder Flaschen füllen und Nahrungsaufnahme im Highspeedtempo. Das gehörte zu meiner Taktik: Pausen so kurz wie möglich halten. Bei dem Gedränge war das aber gar nicht so einfach. Die Abfahrt vom Brenner nach Sterzing lief super und machte mir sehr viel Spaß. In Sterzing erwischte leider keine Gruppe bzw. musste ich eine Gruppe ziehen und fuhr im Wind. Das rächte sich dann scheinbar am Jaufenpass. Hier erlitt ich einen kleinen Einbruch. Zu meiner schlechten körperlichen Verfassung kam erschwerend, dass ich permanent überholt wurde. Das kratzte etwas am meiner Psyche. Auch waren die Temperaturen hier durchaus sommerlich. Aber ich hielt durch und stand irgendwann an der 3. Labe. Hier wieder das selbe Programm. Doch was sah ich da? Ein Teilnehmer setzte sich gemütlich auf eine Bank und rauchte erstmal eine Zigarette. Krass. Das fiese an dieser 3. Labe war, dass sie nicht auf der Passhöhe, sondern etwa 200 Höhenmeter unterhalb lag. Direkt nach der Labe ging die Quälerei also weiter. Dann kam die Abfahrt. Die lief für mich nicht so gut. Viele Kurven, schlechter Asphalt und immer wieder Problem mit der Kontaktlinse im rechten Auge, die es durch den Fahrtwind verschob, ließen bei mir keinen Flow aufkommen. Mit völlig verkrampften Händen vom Bremsen kam ich in St. Leonhard an. Ein wichtiger Punkt. Wer es bis 15.30 Uhr nicht hierher geschafft hat, wird aus dem Rennen genommen. Ich war um 14.14 Uhr dort. So langsam realisierte ich, dass ich es schaffen könnte. Ok – ich merkte auch schon vorher, dass ich ganz gut in der Zeit lag. Aber den Punkt hier so früh erreicht zu haben verlieh mir die zweite Luft. Bis zur Labe Schönau gab ich dann wieder etwas mehr Gas. Auch an dieser 4. Labe hielt ich mich nur kurz auf. Ich hatte auch irgendwie keinen Hunger mehr. Trotzdem zwang ich ein paar Käsebrote und Bananen in mich rein. Mit Redbull und Cola spülte ich hinterher und fuhr weiter. Bis zum richtigen Anstieg am Timmelsjoch lief es noch mal gut. Und dann begann das Leiden. Obwohl, so schlimm war es gar nicht. Mir war zwar schlecht, wahrscheinlich wegen der vielen Koffein-Gels und dem ganzen anderen Kram, den ich wild durcheinander den ganzen Tag vertilgt hatte und meine Knie schmerzten höllisch, aber sonst war ich ganz gut drauf. An der Getränkestation nahm ich im Vorbeifahren einen Becher Cola mit – bloß nicht mehr anhalten jetzt. Und irgendwann erreichte ich die Galerie. Der Punkt von dem ich wusste: Jetzt hast Du es geschafft. Bis zum Timmelsjoch ist es von hier nicht mehr weit und geht auch nicht mehr nennenswert bergauf. Und dann war ich dort, am Timmelsjoch. Und schon ging es wieder bergab. Leider hatten wir auf dieser Abfahrt Gegenwind. Das verhinderte Höchstgeschwindigkeiten auf dieser Highspeedabfahrt. Auf den kurzen Gegenanstieg war ich vorbereitet – der störte nicht mehr. Die ganze Zeit hatte ich die Uhr im Blick. Jetzt war klar, dass ich meine Wunschzeit deutlich unterschreiten würde. Aber würde ich es unter 11 Stunden schaffen? Es wäre möglich… Also Gas geben. Das letzte Stück zog sich ewig. Zwar ging es tendenziell bergab, aber ich musste doch noch einmal richtig reintreten. Und dann die Einfahrt in Sölden. Je näher ich dem Ziel kam, desto mehr Leute standen am Straßenrand und klatschten. Das registrierte ich kaum. Tunnelblick. Treten, treten, treten. Wo musste ich hin? Jetzt bloß nicht den Abzweig ins Ziel verpassen. Zeit: 10:56. Ein Mann mit gelber Fahne deutete mir den Weg. Über die Brücke. Zeit: 10:57. Geschafft. Im Ziel. Ich hatte mir meinen Traum erfüllt. Und das unter 11 Stunden. Etwas verloren stand ich im Zielbereich und wurde von einem Ordner aus dem Auslaufbereich befördert. Endlich sah ich Diane. Ich freute mich. Sie freute sich. Alles war gut. Kurz darauf kamen auch ein paar meiner Vereinskollegen und gratulierten mir. Es ging mir erstaunlich gut. Von meinen Knien mal abgesehen. Zum Duschen ging ich in die Pension und danach holte ich mein Finishertrikot. Auf dem Weg dahin wäre ich fast an den Treppen in der Halle gescheitert. Egal. Das schaffte ich auch noch. Zum Abschluss gab es noch eine Pizza und dann ab ins Bett.
Am Montag ging es nach Hause.

Was bleibt? Viele Eindrücke. Am besten fand ich die Kinder, die in den Ortschaften am Straßenrand standen und die Hände zum Abklatschen ausstreckten. Gerne hätte ich Autogramme gegeben… 😉
Der Ötztaler Radmarathon ist schon ein besonderes Erlebnis. Ich bin wirklich froh, dass ich das Glück hatte, daran teilnehmen zu dürfen. Wichtig war auch, dass wir so viel Glück mit dem Wetter hatten. Den ganzen Tag kein Regen. Bei Regen wäre es wohl anders ausgegangen.

Irgendwie fehlt mir das jetzt alles. Die Vorbereitung, die Aufregung, das Ziel. „Post-Race Depression“ nennt man das wohl.

Ich melde mich – keep on biking!

Ich habe fertig –

– und zwar die Vorbereitungen für das große Ziel 2010:

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Von Januar bis heute habe ich 6.976,44 Kilometer und 77.893 Höhenmeter zurückgelegt.
Davon entfallen auf das Rennrad 3.516,41 Kilometer und 36.564 Höhenmeter, auf das Mountainbike 2.078,18 Kilometer und 41.329 Höhenmeter und auf das Ergometer 1.381,85 Kilometer.
Ob das reicht, und wenn – zu welcher Zeit, weiß ich am Sonntagabend. Eigentlich bin ich der Meinung, dass ich gut vorbereitet bin. Aber auf Erfolg oder Niederlage haben viele verschiedene Dinge Einfluss – ich bin gespannt und habe einen riesengroßen Respekt vor der Strecke und vor allem vor den Höhenmetern.

Am Wochenende absolvierte ich die zwei letzten Trainingsausfahrten. Ab jetzt lege ich die Beine hoch, regeneriere, schlafe, entspanne, putze mein Rad und versuche meine Anspannung in den Griff zu bekommen…

Zu den Ausfahrten vom Wochenende:

Samstag:

Fahrzeit: 03:27:05
Kilometer: 86,14 km
Durch. Geschw.: 24,96 km/h
Max. Geschw.: 74,16 km/h
Höhenmeter: 1318 m
Rad: Cannondale Caad9

Spontan, während der Fahrt, entschloss ich mich zu einem neuerlichen Zeitfahren auf die Geißhöhe. Meine bisherige Bestzeit konnte ich nicht verbessern, sondern war etwas langsamer. Die Zeit: 00:17:36 – hoffentlich kein schlechtes Omen?! Dafür erreichte ich eine neue Höchstgeschwindigkeit. Wenn es also bergauf nicht schneller geht, muss ich bergab schneller fahren… 😉

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Sonntag:

Fahrzeit: 05:15:12
Kilometer: 148,02 km
Durch. Geschw.: 28,18 km/h
Max. Geschw.: 61,2 km/h
Höhenmeter: 703 m
Rad: Cannondale Caad9

Zum Glück hatte ich mich mit Zenon zum Training verabredet, sonst wäre ich im Bett geblieben. Mir fehlten Motivation und Lust zum Training. Nach einer halben Stunde ging es dann aber doch ganz gut. Bei tollem Wetter und sehr sommerlichen Temperaturen fuhren wir das Mainviereck ab. Für die Strapazen belohnten wir uns dann im Lido in Obernburg mit einem Spaghetti-Eis – das trug übrigens auch, nicht unwesentlich, zur Motivation bei.

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So – ich melde mich bis nächste Woche ab. Bis dahin.

Keep on biking!

Ziel erreicht

Der Spessart-Bike Marathon 2010 ist Geschichte – und eine äußerst positive dazu!

Alle Spessart-Biker konnten ihre Zeiten vom Vorjahr verbessern bzw. ein sehr gutes Ergebnis auf dem jeweiligen Streckendebüt erzielen.

Für mich verlief das Rennen sehr gut. Ich durfte aus dem ersten Startblock starten. Um 8.30 Uhr fiel der Startschuss und um 12 Uhr war ich schon im Ziel. Dazwischen lagen etwas weniger als 3,5 Stunden „volle Power“. Mein Durchschnittspuls lag bei 88% HRmax. Viel mehr wäre nicht gegangen. Ich verlor insgesamt 2 Minuten (1 Pinkelpause, Satteltasche fast verloren, Trinkflasche aus der Hand gefallen), dennoch bin ich mehr als zufrieden mit meiner Zeit. Als offizielles Ziel setzte ich mir eine Verbesserung der Zeit aus dem Vorjahr. Dieses Ziel habe ich erreicht. Ganze 23 Minuten konnte ich herausholen. Inoffiziell wollte ich unter 3h30min fahren – auch das habe ich geschafft. Wenn ich nur 5 Minuten schneller gewesen wäre, hätte ich eine Platzierung unter den ersten 100 in meiner Altersklasse erreicht. Also lautet mein Ziel für nächstes Jahr: Top 100!

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Unser Fanclub 😉

Hier die offiziellen Ergebnisse:

Start-Nr.: 1197
Name: Thorsten Faderl

Verein / Klub: Spessart-Biker e.V.
Wertung
Veranstaltung: 14. int. Spessart Bike Marathon
Strecke: Mittelstrecke – 64 km – 1650 HM
Teilnehmer im Ziel: 1012
Zeit: 03:24:00.3
Platz Gesamt: 359
Platz Geschlecht: 347
Platz Altersklasse: 117 (Sen1 m)
Statistik
Durchschnittliche Geschwindigkeit: 5.229 m/s   (18.82 km/h)
Abstand zum Sieger: 00:57:04.7
Abstand zum Sieger Geschlecht: 00:57:04.7
Abstand zum Sieger AK: 00:54:14.5
Direktlink zu dieser Ergebnisseite:
https://coderesearch.com/sts/services/info?page=result&cid=105&number=1197&om=brt

Mein Daten:

Fahrzeit: 03:21:59
Gesamtzeit: 3:23:59
Kilometer: 62,55 km
Durch. Geschw.: 18,58 km/h
Max. Geschw.: 50,4 km/h
Höhenmeter: 1632 m
Rad: Stevens Glide ES

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Und hier das Ergebnis von Diane auf der Mittelstrecke (letztes Jahr noch Kurzstrecke):

Start-Nr.: 2443
Name: Diane Faderl

Verein / Klub: Spessart-Biker e.V.
Wertung
Veranstaltung: 14. int. Spessart Bike Marathon
Strecke: Mittelstrecke – 64 km – 1650 HM
Teilnehmer im Ziel: 1012
Zeit: 04:20:52.7
Platz Gesamt: 904
Platz Geschlecht: 66
Platz Altersklasse: 31 (Sen1 w)
Statistik
Durchschnittliche Geschwindigkeit: 4.089 m/s   (14.72 km/h)
Abstand zum Sieger: 01:53:57.1
Abstand zum Sieger Geschlecht: 01:34:24.3
Abstand zum Sieger AK: 01:12:27.9
Direktlink zu dieser Ergebnisseite:
https://coderesearch.com/sts/services/info?page=result&cid=105&number=2443&om=brt

Das hast Du super gemacht!

Der Thread zum Rennen: *klick*

Keep on biking!

Pfingsten fährt man nach Bimbach

Vom Rennradfieber infiziert und für den Ötzi beworben und ausgelost gilt es in Vorbereitung dafür möglichst viele Rennradveranstaltungen mit langen Strecken zu bewältigen.

Von Vereinskollegen hörte ich bisher nur Gutes über den Rhön Radmarathon in Bimbach. Mit 210 Kilometern und 3500 Höhenmetern erschien mir dieser Marathon als perfekter Testlauf für den Ötzi. Die Frage war natürlich: Schaffe ich eine solche Strecke überhaupt? Um es vorweg zu nehmen: Ja.
Diane fuhr mit nach Bimbach und entschied sich für die lange RTF-Runde mit 155 Kilometern.
Wir schlugen unser Quartier in Bad Salzschlirf in der Pension Klaus auf. Die Anreise erfolgte bereits am Samstag. Wir holten unsere Startunterlagen ab und verbrachten die restliche Zeit mit „carboloading“ in den Bad Salzschlirfer Eisdielen und Pizzerien. Dazwischen erfolgte noch ein kurzer Rundgang durch den dortigen Kurpark.
Am Sonntag klingelte nach einer kurzen, unruhigen Nacht um 4.30 Uhr der Wecker. Eine halbe Stunde später saßen wir in voller Radlermontur am Frühstückstisch und erfreuten uns an dem tollen Frühstücksbuffet. Denn zu unserer großen Freude erklärte uns die Seniorchefin der Pension bereits am Vorabend, dass es gar kein Problem sei, so früh zu frühstücken, da alle andere Pensiongäste auch bei dem Marathon mitfahren würden. Deswegen gäbe es schon ab 4.30 Uhr Frühstück. Prima. 😉
Die Anfahrt nach Bimbach und die Parkplatzsuche verliefen unproblematisch. Trotzdem waren wir erst kurz nach 6 Uhr am Start und verpassten so den Start mit dem großen Feld. Das war aber kein Problem, da es eh keine offizielle Zeitnahme gab und ständig weitere Nachzügler starteten. Und so machten wir uns auf den Weg. Ich hatte 210 Kilometer vor mir, Diane 155.

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Spessart-Biker goes Rhön

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Ready to race!

So früh am Morgen war es noch recht frisch und ich war froh über meine Armlinge und die Weste. Sonnencreme hatte ich in Aschaffenburg vergessen und hielt es auch nicht für nötig, vor Ort welche zu besorgen. Ein fataler Fehler, wie sich später noch herausstellen sollte.

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Nach schnellen und unspektakulären 20 Kilometern führte die Streckenführung mitten durch das Betriebsgelände der Firma Rhönsprudel, die auch Hauptsponsor der Veranstaltung ist. Nach der Durchfahrt der Lagerhalle wartete der erste Kontrollpunkt auf die Fahrer. Hier holte ich nur meinen Stempel ab und hielt mich nicht weiter auf, da meine Trinkflaschen noch voll und ich noch nicht hungrig war. Außerdem hatte ich für Notfälle je drei Gels und Riegel in der Trikottasche.

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Laut Streckenkarte wartete nun die erste echte Herausforderung auf die Marathonisti (die RTFler ließen diese aus) – der Anstieg nach Ebersburg mit 18% Steigung. Hier war ich nicht zum letzten Mal froh, eine Dreifach-Kurbel am Rad zu haben. Dieser Anstieg fiel mir nicht allzu schwer.

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Here comes the sun…

Danach folgte ein zweites Highlight für die Langstreckler – die Wasserkuppe. Auch dieser Anstieg macht mir eher Spaߠals Probleme und es wurde mir jetzt auch endlich warm. Ich ließ es aber betont locker angehen und schonte meine Reserven, da ich mir ja nicht sicher war, ob ich die Strecke überhaupt schaffen würde.

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Auf dem Weg zur Wasserkuppe…

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… ging es hoch hinaus.

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Fernblick auf der Wasserkuppe.

Es folgte eine wirklich schöne Abfahrt nach Gersfeld. Dort vereinten sich die RTF- und die Marathonstrecke wieder und ich traf tatsächlich Diane vor dem Anstieg zur zweiten Verpflegungstelle am Parkplatz Schwedenwall wieder. Wir unterhielten uns kurz; versicherten uns, dass alles beim Anderen in Ordnung sei und trennten uns wieder.
Kurz begegneten wir uns noch einmal am Kontrollpunkt, als Diane einlief und ich gerade wieder losfuhr. Erst im Ziel sollten wir uns wieder sehen.

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Kontrollpunkt Schwedenwall

Es folgte nun die Abfahrt nach Bischofsheim und einige hügelige Kilometer nach Fladungen zum Kontrollpunkt 3. Auf dieser Strecke erwischte ich ein gute Gruppe, in deren Windschatten ich mich mitziehen ließ.

In Fladungen erreichte ich den 3. Kontrollpunkt. Hier gab es sogar heiße Würste im Brötchen. Ich traute mich aber nicht, stand nun doch wieder ein längerer Anstieg zur Hochrhön an und ich wollte meinen Organismus nicht unnötig belasten. Auch hier lief alles perfekt für mich.

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Auf dem Weg zur Hochrhönstraße.

Keine Schmerzen, keine Erschöpfung – so konnte ich die Fahrt durch die schöne Landschaft genießen. Es folgte die für mich schönste Abfahrt der ganzen Strecke hinab nach Wüstensachsen. In Hilders trennte sich die RTF- und die Marathonstrecke zum letzten Mal. Hier stellte ich mir kurz die Frage, ob 155 Kilometer nicht auch reichen würden. Nein lautete die entschiedene Antwort. Allerdings war ich jetzt wirklich froh, mit Musik im Ohr zu fahren. Das MP3-Doping hilft mir immer über solche Punkte hinweg – auch wenn es sehr umstritten ist. Irgendwann gelangte ich zum 4 Kontrollpunkt: Kaltensundheim. Hier hätte ich meine leeren Speicher mit Nudeln und Gulasch auffüllen können. Zum einen hielt mich aber die lange Schlange vor dem Stand ab, zum anderen traute ich meinem Körper auch hier eine solche Nahrung nicht zu. Und so begnügte ich mich mit Getränken, mehreren Stücken des sehr leckeren Käsekuchens und einigen Stücken Banane.

Nach dem Kontrollpunkt erwischte mich jetzt aber doch ein kleiner Tiefpunkt. Irgendwas am Rad machte bei Anstiegen seltsame Geräusche sobald ich die Knöpfe aus den Ohren nahm; die Sonne brannte und ich ärgerte mich, dass ich keine Sonnencreme benutzt hatte; ich haderte mit der Entscheidung, nicht doch die Abkürzung genommen zu haben und überhaupt fragte ich mich, warum ich mir so etwas antun muss.

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Blühende Landschaften im Osten – hier hatte ich meinen Tiefpunkt.

Ich erreichte den Getränkestand in Spahl und trank Wasser. Ich nahm kurz mein Rad unter Betracht, konnte aber die Ursache für die Geräusche nicht finden. Ich konnte aber auch keine negativen oder bedenklichen Veränderungen am Rad feststellen. Also fuhr ich weiter – hilft ja nix…

In Morles unterlief mir dann ein kleiner Fehler – ich interpretierte ein Richtungspfeil falsch und bog, statt geradeaus zu fahren, nach links ab. Erst nach einigen Kilometern stellten ich und die paar Fahrer, die mir folgten, fest, dass wir auf dem Holzweg waren. Wir drehten um und ich erkannte meinen Fehler. Wobei ich mir sicher war, dass vorhin der Pfeil deutlich nach links zeigte…

Der letzte Kontrollpunkt kam in Reichweite und ich bekam die zweite Luft. Ich war mir nun sicher, dass ich finishen würde. Leider verpasste ich den Abzweig zum Kontrollpunkt… Diesmal war aber nicht ich schuld. Ich folgte einer Gruppe von Fahrern. Unglücklicherweise wählte ich einen längeren Umweg zu dem Kontrollpunk, statt einfach umzukehren. Das bescherte mir nochmals einige Zusatzkilometer. Egal – alles Training für den Ötzi. Die Zeit spielte jetzt eh keine Rolle mehr. Nur der begrenzte Speicher meiner Polar Uhr. Ich musste das Ziel noch vor Ablauf der Speicherzeit – 11 Stunden und 4 Minuten – erreichen. Es sah aber ganz gut aus. Ich holte mir also den Stempel für das Finishershirt und fuhr nach 2 Käsebroten und mit erneut befüllten Flaschen weiter. Hier fand ich nun auch die Zeit, mit ein paar anderen Fahrern zu sprechen. Zum Beispiel lernte ich den „Hafenlohrer“ aus unserem Forum kennen. Was für ein Zufall.
Die letzten Kilometer spulte ich automatisch ab. Und endlich kam das Ziel in Sicht – yeah!

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Schnell holte ich mir meine Urkunde und mein Finishershirt ab und fuhr zum Auto, wo Diane schon auf mich wartete.

Den Rest des Tages verbrachten wir wieder in Eisdielen und Pizzerien. 😉
Die folgende Nacht war trotz Erschöpfung und Müdigkeit sehr unruhig. Schuld daran war der sehr fiese Sonnenbrand. Der bereitet mir sicher noch einige Tage Freude…

Am Pfingstmontag steht noch ein Besuch der Therme in Bad Salzschlirf auf dem Programm und dann fahren wir heim.

Fazit: Sehr geil! Ich bin sehr stolz auf mich. Die Zeit lässt zwar Raum für Verbesserung, aber für mich stand das „finishen“ im Vordergrund. Nächstes Jahr arbeite ich an der Zeit und dem Schnitt. Ich fuhr ca. 15 Kilometer Umweg und etwa 200 Höhenmeter mehr.
Und auch auf meine Frau bin ich sehr stolz. Auch sie hat ihr Ziel erreicht und ihre bisher längste Strecke bravourös bewältigt. Gratulation!

ToDo-List: Nächstes Mal Sonnencreme einpacken!

Die Daten:

Fahrzeit: 09:23:12
Gesamtzeit: 10:21:02
Kilometer: 229,24 km
Durch. Geschw.: 24,42 km/h
Max. Geschw.: 67,68 km/h
Höhenmeter: 3499 m
Rad: Cannondale Caad9

Das Höhenprofil:

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Keep on biking!