Die längste Tour meines Lebens

2018 – das Jahr der Superlative? Nachdem ich vor Kurzem die beste Tour meines Lebens mit meinem Sohn gefahren bin, folgte kurz darauf die längste Tour meines Lebens!

Anfang des Jahres wurde ich von einem Bekannten gefragt, ob ich nicht bei einer Fahrt von Aschaffenburg an den Königssee teilnehme möchte – an einem Tag. Nach kurzer Bedenkzeit und Rücksprache mit der Familie sagte ich zu. Bei einer Testfahrt zum Niederwalddenkmal lernte ich die übrigen Teilnehmer kennen. Die Testfahrt und die übrige Vorbereitung liefen sehr gut und der Termin kam rasch näher. Am 9.6.2018 war es soweit.

Am Abend des 7.6. gab ich meine gepackte Kiste für unterwegs ab. Wir hatten nämlich ein Begleitfahrzeug, in dem unsere wichtigen Dinge für unterwegs transportiert wurden. Verpflegung, Regensachen, Wechselklamotten, Powerbanks, Lampen und was man für so einen langen Tag benötigt.

Am 8.6. ging ich um 20 Uhr ins Bett und fand tatsächlich ein paar Stunden schlaf, bevor der Wecker mich um 1.15 Uhr weckte. Diane war mit den Kindern mittags schon losgefahren. Sie hatten sich dankenswerter Weise bereit erklärt, an den Königssee zu fahren, damit sie mich am Sonntag wieder mit nach Hause nehmen könnten.

20 Minuten vor 3 Uhr rollte ich nach Straßbessenbach, dem offiziellen Start und kurz vor 3 Uhr fuhren wir tatsächlich zu acht los. Das Abenteuer begann. Wir waren alle gut aufgeregt.

Nach einer halben Stunde, noch vor Rohrbrunn, erfolgte die erste Pinkelpause. Die Bedingungen für unser Unternehmen waren ideal. Es war trocken und die Temperaturen in der Nacht erträglich. Mit etwas Glück würde der Wind auf unserer Seite sein und Regen würde es, von ein paar Gewitterzellen abgesehen, nicht geben.

Es rollte gut und schnell hatten wir den Spessart überwunden. In der Dunkelheit bemerkten wir die Anstiege kaum. Bei Schollbrunn begann es schon leicht zu dämmern und wir freuten uns auf den Tag.

Im Taubertal war es dann soweit und der Tag brach an. Herrlich!

In Bad Mergentheim wartete an einer Tankstelle unser Begleitfahrzeug und wir machten die erste Pause.

Getränke Auffüllen, essen und trinken, Sonnencreme auftragen, Brille wechseln, Lampe abbauen – nach 15:30 Minuten fuhren wir weiter.

Die Stimmung war super und der Wind war tatsächlich auf unserer Seite. Mit einem ordentlichen Tempo durchfuhren wir das Taubertal.

Nach gut 6 Stunden Fahrzeit erfolgte die zweite Pause in Bechhofen. Die Distanzen zwischen den Pausen waren mit ca. 80 Kilometern, d. h. immer ungefähr 3 Stunden Fahrzeit, perfekt gewählt. Das war eine überschaubare Strecke. Hier ging es nach 14,5 Minuten weiter.

Der weitere Weg führte uns durch das landschaftlich wunderschöne Altmühltal. Ab hier machte ich weniger Fotos. In Eichstätt folgte die dritte Pause.

Es war nun schon gut warm und wir suchten den Schatten. Unser Netto-Schnitt war ordentlich. Allerdings wurden jetzt die Pausenzeiten länger, was aber angesichts der bisher zurückgelegten Strecke kein Wunder war. Knapp 24 Minuten blieben wir stehen.

Ab nun betrat ich Neuland, was die Kilometerleistung betraf. Knapp 300 Kilometer legte ich letztes Jahr schon einmal zurück, alles was nun kam toppte meine Leistung. Und ich war noch erstaunlich gut drauf. Dadurch, dass wir uns vorne immer abwechselten war es möglich, Körner zu sparen. Ich fühlte mich fit.

Der vierte Stopp war in Mainburg. Der Wind bis dahin war immer noch auf unserer Seite, aber vor uns baute sich eine Gewitterfront auf. Die Pausenzeit hier belief sich auf 26 Minuten. Wir hatten die Hoffnung, am Rande des Unwetters vorbeizufahren, aber es kam anders. Das Gewitter traf uns voll, und nach 1 Minute Starkregen waren wir komplett durchnässt. Wir suchten bei Brüg einen Unterstand und der herbeigerufene Begleitbus lieferte Regenklamotten. Dieser unfreiwillige Halt kostete uns 48 Minuten. Als es nicht mehr donnerte fuhren wir weiter. Ein paar Kilometer begleitete uns aber noch der Regen.

Nach 416 Kilometern und etwas über 14 Stunden reine Fahrzeit trafen wir bei der fünften und vorletzten Pause wieder unseren Bus. Wir mussten ihn allerdings wieder herbeirufen, da wir am eigentlichen Pausenort vorbeigefahren sind. Die Konzentration ließ nun schon etwas nach. Wir machten uns klar für die Dunkelheit. Lampen wieder an die Räder, etwas Wärmeres anziehen und die Regenjacken wieder zurück in den Bus legen. Es hatte glücklicherweise wieder aufgehört zu regnen. Nach 26 Minuten fuhren wir weiter.

Inzwischen war das Aufnehmen von fester Nahrung echt schwierig und ich war froh, dass ich mir den Hauptteil meiner benötigten Energie über Flüssignahrung zuführen konnte. Auf dem Rad griff ich auf Gels und Riegel zurück und in den Pausen gönnte ich mir jeweils eine schöne Flasche Fresubin. Diese hochkalorische Trinknahrung ist frei von Ballaststoffen und somit sehr schonend für den Magen. Ich vertrug sie sehr gut und hatte auf der ganzen Tour keine Magenprobleme, was bei so einer Belastung nicht unbedingt selbstverständlich ist. In den ersten Pausen aß ich noch Nutella- oder Schinken-Käse-Sandwiches, aber die gingen nun nicht mehr an mich. In den 3 Stunden auf dem Rad zwischen den Pausen trank ich jeweils 2 Trinkflaschen mit Buffer und in einer befand sich immer eine Salztablette. Ich glaube, mit der Verpflegung habe ich alles richtig gemacht.

Die Nacht kam und die Euphorie stieg. Wir waren nun sicher, dass wir es schaffen konnten. In Waging am See war der letzte Stop. Nochmals 19 Minuten. Wir hielten in der Nähe des Feuerwehrfestes und nicht wenige der vorbeikommenden Besucher staunten nicht schlecht, als sie uns sahen.

Und dann kam der Endspurt. Wir mussten nun super gut aufpassen. Zum einen wegen des Verkehrs in der Nacht, zum anderen wegen der Navigation. Wir leisteten uns ein paar „Verfahrer“, die wir aber schnell bemerkten. Und dann passierte es: Mein Garmin stieg aus. Es war nicht die Stromversorgung – die hatte ich mittels einer Powerbank gewährleistet. Nein, die Speicherkarte war voll. Das Gerät hatte sich vollkommen aufgehängt und ließ sich nicht mehr starten. Somit war auch die Aufzeichnung verloren. Ich hätte heulen können… Aber: Das Ziel war nun nicht mehr weit und ich beschloss, mich von dem Verlust der Aufzeichnug über die längste Fahrt meines Lebens nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Wichtig ist ja schließlich das Erlebnis und nicht ein paar Einsen und Nullen auf einem Speichermedium.

Gegen Ende mussten wir nochmals ein paar längere Anstiege bezwingen und die Abfahrten in der dunklen Nacht waren auch nicht ohne, aber schließlich standen wir nach 22 Stunden Gesamtzeit am Königssee.

Der Initiator überreichte uns als Überraschung eine Medaille und wir tranken am völlig verlassenen Bootssteg direkt am Königssee ein Finisher-Bierchen. Es war kurz nach 1 Uhr. Wir hatten es geschafft! Die Stimmung und das Gefühl sind schwer zu beschreiben, das kann nur jemand nachvollziehen, der etwas ähnliches schon einmal geschafft hat. Jeder schnappte sich nun seinen Krempel und verzog sich ins Hotel – endlich duschen!

Am nächsten Morgen trafen wir uns alle zum Frühstück. Es ging allen gut und die Laune war prächtig. Diane und die Kinder waren nun auch dabei. Sie hatten am Samstag einen schönen Urlaubstag verbracht und freuten sich auf den abschließenden Bootsausflug hinüber nach St. Bartholomä.

 

Ein würdiger Abschluss. 🙂

Die Daten, ohne GPS:

Und hier der Track, von einem Mitfahrer aufgezeichnet:

Fazit: Was soll ich als Fazit schreiben? Ok, vielen Dank fürs Fragen, ob ich mitfahre, vielen Dank an die Orga, an das Team, an den Fahrer des Begleitfahrzeuges, und überhaupt danke, danke, danke. Auch vielen Dank an meine liebe Familie, ihr seid die Besten!

Tja, und sonst? Ich habe es geschafft. 530 Kilometer sind kein Problem. Was kommt jetzt??? 😉

Birkenhainer Straße 2018

Ganze neun Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal die Birkenhainer Straße gefahren bin. Und es war auch das letzte Mal. Nur auf ein paar Teilstücken war ich in den letzten Jahren unterwegs. Es wurde also Zeit, die Birkenhainer erneut unter die Stollen zu nehmen. Und da ich momentan sowieso Kilometer sammeln muss, erfolgte die Anfahrt zum Start und der Heimweg von Gemünden aus selbstverständlich mit dem Rad. Komoot sagte 150 Kilometer und 2.500 Höhenmeter – eine machbare Aufgabe, zumal ich den ganzen Tag Zeit hatte.

Der Wecker klingelte früh und kurz vor halb sieben startete ich von der Haustüre weg. Am Neuwirtshaus in Hanau wollte ich in die Birkenhainer einsteigen. Bis dahin fuhr ich flach auf bekannten Wegen.

Der erste Trail begann gleich hinter dem Heißackerhof bei Kleinostheim und machte Lust auf mehr.

Ich liebe ja die Stimmung und das Licht am frühen Morgen – da weiß man, warum man so früh aufsteht.

Der Start der Strecke war schnell gefunden und die ersten Höhenmeter standen an. Wie vor neun Jahren dachte ich mir, dass das die falsche Richtung ist. Ein langer, toller Trail führt bergan und in der anderen Richtung würde er richtig Spaß machen. Aber so kämpfte ich mich in Richtung Kahlgrund vorwärts.

Nach zwei Stunden Fahrzeit und dem ellenlangen Trailuphill war dann auch die erste Pause fällig. Ich genoss die Morgensonne und gönnte mir einen Riegel. Zum Essen hatte ich genug dabei, ich wollte mich eigentlich nur aus dem Rucksack verpflegen. Zwei Trinkflaschen und eine Trinkblase mit 1,5l sollten die Versorgung mit Flüssigkeit gewährleisten.

Im Kahlgrund dann der erste Flowtrail bergab – yeah! Generell muss ich zur Birkenhainer allerdings sagen, dass Trails doch eher die Ausnahme sind und man mit einem schnellen Hardtail ausreichend ausgestattet ist.

Ebenfalls im Kahlgrund muss man den Franzosenkopf erklimmen. Den Anstieg hatte ich noch in Erinnerung und mein Gedächtnis trügte mich nicht. Der Anstieg war super anstrengend und oben angelangt musste ich eine kurze Pause einlegen – ich merkte die Rennradrunde vom Vortag doch recht deutlich in den Beinen. Aber gut, ich musste heute ja keine Bestleistungen vollbringen und ich hatte viel Zeit.

Am „Dr. Karl Kihn – Platz“ schob ich den nächsten Riegel nach. Es lief wieder ganz gut und ich war zuversichtlich, die Tour wie geplant zu schaffen.

Am Wiesbüttsee verließ ich die Route kurz, um einen Abstecher zum Wiesbüttmoor zu machen. Außerdem sparte ich mich so den fiesen Stich nach dem See auf der Birkenhainer.


Eigentlich wollte ich die Bayrische Schanz rechts liegen lassen, aber wie es der Zufall so wollte bemerkte ich kurz vor der Wirtschaft, etwa auf Höhe des Wald der Stille, dass mir die Luft ausging. Und zwar am Vorderrad. Ich änderte meinen Plan und rollte auf der Straße zur Schanz. Cola, Cappuccino und gebackene Knödel mit Ei mussten herhalten, um mich moralisch beim Schlauchwechsel zu unterstützen. Wobei gewechselt habe ich den Schlauch gar nicht. Ich untersuchte ihn eindringlich auf ein Loch, konnte aber keines finden. So zog ich den Schlauch wieder ein, pumpte die ganze Chose wieder auf und fuhr gestärkt weiter. Meine Trinkblase, schon halb geleert, füllte ich vorher frisch auf – das Wetter machte durstig.

Endlich wieder ein paar Trails – aber das Fahrgefühl war irgendwie seltsam…

Ok – es war ein Fehler, den Schlauch nicht gleich zu wechseln… 😉 Aber jetzt ging es dafür mit der zweiten Luft in Richtung Gemünden weiter.
Hier hätte ich in den Zug steigen können, aber ich hatte erst knapp 100 Kilometer auf dem Tacho. Zudem wollte ich unbedingt zwei Toptrails auf dem Weg nach Lohr mitnehmen.

Über den Main brachte ich mich die Fähre, ich glaube die Brücke in Gemünden gibt es nicht mehr. Die Fährfahrt ist im Übrigen kostenlos.

Nach einem kurzen Stück auf dem Radweg verließ ich diesen und erklomm den Anstieg zur Ruine Schönrain.

Durch diesen Torbogen muss man, um den Singletrail (Markierung roter Punkt) zu fahren. Der Trail ist durchaus schwierig und ich kam mit dem Hardtail an meine Grenzen.

Diesmal ließ ich es mir aber nicht nehmen, vorher die Ruine zu besichtigen und den Turm zu besteigen – schließlich hatte ich ja Zeit. Ich teste eine Flasche „Fresubin Energy“ auf Geschmack und Verträglichkeit, da ich mich bei kommenden Langstrecken-Events damit teilweise verpflegen will. Der Test fiel positiv aus – also ab auf den Trail.

Der zweite Toptrail auf dem Weg nach Lohr lag zwischen Steinbach und Sendelbach. Der Trail ist in beide Richtungen ein Genuss und machte richtig Spaß.

Lohr – die letzte Möglichkeit für den Ausstieg. Das kam aber nicht in Frage. Erstens wollte ich das Geld für den Zug sparen und zweitens wartet in zwei Wochen eine ganz andere Nummer auf mich… 😉

Der Anstieg nach Lohr killte mich, aber lustige Details am Wegesrand heiterten mich auf.

Und zu guter Letzt erfreuten mich noch ein paar Trails vom Eselsweg und Spessartweg.
Leider war kurz vorm Ziel zu Hause der interne Speicher vom Garmin voll, so dass ich eine zweite Aufzeichnung bis nach Hause starten musste. Aber egal – das Finisher-Eis
von der „Eiskugel“ schmeckte trotzdem.

Der Vollständigkeit halber der Rest:

Keep on Biking!

Einmal Niederwalddenkmal und zurück

Nicht mehr ganz drei Wochen und ich starte in die wahrscheinlich längste Radtour meines Lebens. Vor ein paar Wochen wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit einer Gruppe von anderen Radfahrern an den Königssee zu radeln. Von Aschaffenburg. An einem Tag. Quasi vom nördlichsten Zipfel Bayerns an den südlichsten – ein Bayerncross. Ich fühlte mich geehrt und versäumte es, nein zu sagen… 😉

Das wird ein harter Ritt, zumal jetzt kurz vor dem Event immer mehr der ursprünglichen Teilnehmer absagen. Aber gut. Dass ich 300 Kilometer schaffe weiß ich. Das sind dann ja gerade noch 200 Kilometer mehr (hört sich total bescheuert an, irgendwie). Ich habe ganz gut trainiert bisher, wir fahren in der Gruppe und wir haben ein Begleitfahrzeug für die Verpflegung unterwegs. Kann ja nicht viel schiefgehen, oder??? 😉

Apropos Gruppe – die anderen Teilnehmer lernte ich erst bei einer gemeinsamen Trainingsfahrt an den Rhein und zurück kennen. Was soll ich sagen, es hat alles gepasst und ich kann mir gut vorstellen, mit den Jungs die Strecke zu schaffen. Die Tour zum Niederwalddenkmal war auf alle Fälle super – Stimmung in der Gruppe und das Wetter waren einfach top!


Der Anstieg zum Niederwalddenkmal – 15% – puh!


Geschafft!


Eine tolle Aussicht hat man hier!


Überhaupt eine schöne Gegend – südliches Flair und irgendwie so ganz anders als bei uns. Auch die Autofahrer haben hier wohl ein sonniges Gemüt. 🙂


Zu Testzwecken hatte ich einen Lenkeraufsatz montiert – der ist zwar praktisch und schnell wenn man alleine fährt, aber für das Fahren in der Gruppe eher unpraktisch. Ergo habe ich ihn wieder auf mein anderes Trainingsrad montiert.

Den Rhein überquerten wir gleich zweimal mit einer Fähre – hätte auch gut das Meer sein können. 😉

Das waren gerade mal 50 % der Bayerncross-Strecke. Naja, der Mensch wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Wir werden sehen…

Ausführlicher berichte ich dann nach dem, hoffentlich erfolgreichen, Event.

Keep on cycling!