The Corona Diary – Biken in Zeiten von Corona – Keiler Bike-Marathon 2021

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25.07.2021

Drei Jahre ist es nun schon her, dass ich an einer Startlinie zu einem Radrennen stand. Der Highlander 2018 war mein letztes richtiges Rennen. Tatsächlich 10 Jahre ist es her, dass ich meinen letzten Mountainbike Marathon gefahren bin – damals die Langstrecke des Keiler Bike-Marathons. Zwei Jahre vorher, nämlich 2009, fuhr ich die Mittelstrecke in Wombach.

Seit letztem Jahr wollte ich nun wieder einmal bei einem Mountainbike Marathon starten. Der MTB Marathon Pfronten wurde heuer wegen Corona schon zum zweiten Mal abgesagt (ich habe meinen Startplatz auf 2022 übertragen lassen).

Aber der Keiler Bike-Marathon in meiner Heimat fand statt. Welch eine Freude. Ich hatte mich frühzeitig für die mittlere Distanz über ca. 56 Kilometer und 1.600 Höhenmeter angemeldet.

Und letztes Wochenende war es endlich soweit. Meine Startunterlagen holte ich bereits am Samstag, um am Sonntag nicht so viel Stress vorm Rennen zu haben. Bei der, zur Zeit zum Glück niedrigen Inzidenz, reichte eine ausgefüllte Selbsterklärung aus. Wobei ich auch meinen digitalen Impfnachweis hätte vorzeigen können. Kurz schaute ich noch bei der bayerischen Meisterschaft im Cross-Country der Eliteklasse zu, bevor ich mich mit meinem Trikot und dem Starterpaket (Startnummer, 1 Gel, 1 Riegel, Armband und eine Getränkegutschein) auf den Heimweg machte.

Ist eigentlich schon mal jemand aufgefallen, dass die M-Trikots vor 10 Jahren größer waren? 😉

Am Sonntag fuhr ich also rechtzeitig wieder nach Lohr, parkte auf dem altbekannten Parkplatz, machte mich rennbereit und rollte an den Start. Dort standen schon ein paar Bekannte von mir und als sie meinen Namen riefen, reihte ich mich bei ihnen ein. Zu spät fiel mir ein, dass sie allesamt schneller als ich waren und ich wohl viel zu weit vorne stand. Aber wie heißt es so schön? Mitgehangen – mitgefangen. Und so war es dann auch. Nach dem Startschuss raste das Feld los – und ich mit. Natürlich war das Tempo viel zu hoch für mich. Die ersten 15 Kilometer waren bretthart und ich wurde nach hinten durchgereicht. Ich bewegte mich permanent bei 90% meiner maximalen Herzfrequenz. Irgendwann wurde ich nicht mehr überholt und begann mein Tempo zu fahren. Normalerweise starte ich von etwas weiter hinten. Da bin ich am überholen. Das ist für meine Psyche besser…
Ich fand also meinen Rhythmus und kämpfte mich durch. Die Streckenverhältnisse waren top, und das Wetter auch. Nicht zu heiß und nicht zu kalt und trocken blieb es auch. Die Strecke war durchaus fordernd. Nach der ersten Verpflegung am Forsthaus Aurora (hier kam man übrigens dreimal vorbei), an der es dieses Jahr nur Getränke gab, folgte bald der erste lange Downhill. Schnell drückte ich mir ein Gel rein. Der Trail hinab zur Lichtenau forderte meine ganze Konzentration. Mit dem Hardtail war der ausgewaschene und ruppige Weg eine echte Hausnummer. Von früher hatte ich ihn flowiger in Erinnerung. Zum Glück konnte ich mich auf dem folgenden Stück durch das Hafenlohrtal etwas erholen und einen Riegel reinschieben. Für die Verpflegung waren wir Fahrer selbst verantwortlich, da wegen der Corona Maßnahmen keine richtige Verpflegung vom Veranstalter zugelassen war.
Nach diesem etwas „erholsameren“  Abschnitt wartete der nächste Hammer – der Singletrailuphill hinauf zum Forsthaus Aurora. Besonders der Anfang ist echt kniffelig und sorgt nicht nur wegen der Steigung für einen Puls am Anschlag. Von einem flachen, schnellen Schotterstück geht es in einer engen 180°-Kurve direkt auf den steilen Trail. Der ist schmal, wurzelig, steinig und nach links steil abfallend. Wer hier absteigen muss kommt so schnell nicht mehr aufs Rad und muss schieben. Und alle die hinter einem sind auch. Das übte eine weiteren gewissen Druck aus. Ich hatte Glück und blieb im Sattel. Aber der Puls hämmerte auch so bis zur Schädeldecke. Später wird der Weg nach einer Schotterquerung etwas besser, aber nicht viel weniger Steil. Hier sah ich dann auch den ersten Fahrer mit Krämpfen an der Seite sitzen.
Abermals passierte ich oben angelangt die Verpflegung und bekam eine neue Flasche angereicht. Dazu gönnte ich mir das zweite Gel.
Nach einer längeren Abfahrt stand endlich der letzte, lange Uphill an. Von Neustadt fuhr man ein letztes Mal zur Verpflegung hinauf. Der Anstieg kostete nochmals wirklich Körner. Erst auf Schotter, dann wieder auf einem Trail. Hier fuhr ich mit einem Leidensgenossen zusammen. Tatsächlich konnten wir uns zwischendurch ein bisschen unterhalten. Letztmalig tauschten wir an der Verpflegung die leeren Flaschen gegen volle. Ich gönnte mir das dritte Gel. Jetzt nur noch runter ins Ziel… Aber: Das Finale unterschätzt man dann immer. Die Streckenplaner hatten noch ein paar fiese Gegenanstiege eingebaut. Leider ereilte meinen temporären Mitfahrer das Pannenpech. Er hatten einen platten Hinterreifen. So setzte ich meine Fahrt alleine fort. Doch das Ziel ließ nun wirklich nicht mehr lange auf sich warten.
Und endlich hatte ich es geschafft. Nach 3 Stunden und 12 Minuten. Deutlich unter meiner angepeilten Zeit von 3 Stunden und 30 Minuten. Yeah. 2009 benötigte ich für die Strecke 3 Stunden und 41 Minuten. Da hatte ich zwar gleich zu Beginn einen Platten, dafür hatte die Strecke aber auch gut 200 Höhenmeter weniger. Ich habe mich also in den letzten 12 Jahren verbessert. So werte ich das jetzt mal für mich. 😉
Kurz orientierte ich mich im Ziel, schnauffte durch, quatschte mit ein paar Bekannten und beschloss dann für mich, dass mir der Rummel dort zu viel war.
Ich rollte zum Auto zurück und fuhr nach Hause. Den Rest des Tages verbrachte ich auf der Couch. 😉

Mein besonderer Dank geht an die Veranstalter: Ein großes Lob für diesen perfekten Marathon-Tag. Hoffentlich findet der Keiler Bike-Marathon auch nächstes Jahr wieder statt. Dann werde ich nach Möglichkeit wieder am Start stehen!

Keep on biking!