Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 7

Tag 7 (Donnerstag, 02.08.2012): Madonna di Campiglio – Torbole

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Unfassbar – da war er – der letzte Tag. Heute würden wir an unserem Ziel ankommen. Bei dem Gedanken daran hatte ich gemischte Gefühle. Einerseits war ich froh, die Tour zu beenden und morgen die Beine hochlegen zu können (na ja, von der Autofahrt abgesehen), andererseits war die Zeit wie im Fluge vergangen und das Endes des Urlaubs und der genialen Tour stand unmittelbar bevor.
Wir gingen wieder früh zum Frühstück. Für das Ariston etwas zu früh, das Buffet wurde gerade aufgebaut. Es mangelte trotzdem an nichts. Ein letztes Mal hatten wir die Rucksäcke gepackt und die Vorbereitungen für den Tag getroffen. Nach unserem obligatorischen Startfoto verließen wir zügig Madonna di Campiglio.

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Kurz nach dem Ort versüßte uns ein feiner Trail den Start in die Etappe. Der Tag begann locker mit einigen Höhenmetern Abfahrt.

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Der Trail ging auch nach den Wasserfällen „Cascata di Mezza“ weiter. Allerdings mussten wir doch einige Meter schieben. Auf Schotter ging es weiter im Wald bergab, bis wir auf einer Lichtung angelangten.

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Ein tolles Brenta-Panorama bot sich uns. Kurz danach begann der Anstieg durch das Val d’Agola hinauf zum letzten Pass der Tour, dem Passo Bregn da l’Ors (1.836m). Bei der Auffahrt trafen wir ein weiteres, und letztes Mal auf der Tour auf Harald, Margit und Herbert.

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Wir rasteten gemeinsam kurz bei der Wasserstelle, fuhren zusammen am Lago d’Agola vorbei und trennten uns bei der Schiebepassage. Die drei waren schnell außer Sichtweite. 😉

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Die Schiebepassage hinauf zur Passhöhe war noch einmal ein richtigs „Geochse“ und Schwerstarbeit. Aber auch diesen letzten richtigen Pass bewältigten wir ohne größere Probleme. Nur ein Passschild konnten wir auf der Höhe nicht ausfindig machen. Wir schauten uns nur kurz um und setzten unseren Weg fort. Irgendwie wollten wir nun nur noch am Lago ankommen.

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Bis zum Passo del Gotro (1.848m) warteten noch ein paar Meter besten Flowtrails auf uns, den wir, nachdem wir eine Schulklasse hatten passieren lassen, absurften. Der Pass war keine Herausforderung mehr, wir kamen quasi von oben.

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Die letzten „trailigen“ Meter, ab dann wartete ein Sinkflug von nahezu 1.200 Höhenmetern auf uns. Erst auf Schotter, dann auf Asphalt. Yeah! Und dann wurde es heiß…

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Auf Straßen setzten wir unseren Weg nun fort. Eigentlich ging es tendenziell nur noch bergab. Wir erreichten das Sarca-Tal. Wir konnten den Gardasee fast schon riechen, was aber hauptsächlich an dem Gegenwind lag, der vom See her wehte. Ca. 35 Kilometer hatten wir noch zu fahren. Damit, dass wir hier die „haarigste“ Situation der Tour erleben würden, hatten wir nicht gerechnet.
Drei Tunnels lagen auf der Strecke, die alle auf einem Radweg zu umfahren gewesen wären – eigentlich. Doch leider waren die Umfahrungen alle gesperrt – und zwar gründlich mit Bauzäunen. Wir überlegten kurz, wie es weitergehen sollte. Die Entscheidung fiel mangels Alternative auf die Durchfahrt der Tunnels. Ich montierte an meinem Rucksack provisorisch die Stirnlampe und freute mich, sie nicht umsonst mitgeschleppt zu haben. Ich schaltete sie auf den Blinkmodus und los ging es. Die Tunnel waren ca. 2 Kilometer lang. Mit mulmigem Gefühl durchfuhren wir den Tunnel. Wahnsinn, was in so einem Tunnel für ein Geräuschpegel herrscht. Insbesondere dann, wenn ein LKW hindurch fährt. Der erste lag hinter uns. Kurz darauf kam der zweite. Auch hier war die Umfahrung gesperrt. Wir fuhren also durch. Ungefähr in der Mitte kam es dann zu der brenzligen Situation. Mit einem Wahnsinnsgetöse kam uns ein LKW entgegen. Diane fuhr vorne, ich hinten mit dem Blinklicht auf dem Rücken. Die Straße war leicht abschüssig und wir gaben Gas, um schnell durch zu kommen. Auf einmal scherte hinter dem LKW ein PKW aus und überholte den Lastwagen. Ich schrie meiner Frau zu, sie solle bremsen und aufpassen, was sie auch tat. Kurz vor ihr zog der PKW wieder nach links und fuhr auf seiner Spur weiter. Das war ganz schön knapp, denn die Straße war nicht allzu breit. Nach dem Tunnel mussten wir erst einmal kurz verschnaufen. Froh, das nichts passiert war fuhren wir weiter. Doch oh Graus, es kam ein dritter Tunnel. Natürlich war auch hier die Umfahrung gesperrt. Super. Doch diesmal ging alles glatt. Ein paar Serpentinen noch bergab, dann konnten wir auch endlich die vielbefahrene Straße verlassen und auf einen Radweg entlang der Sarca wechseln. Genau hier hatte ich den ersten, einzigen Platten auf der Tour. Bei 35°C wechselte ich den Schlauch am Vorderrad. Eine Ursache konnte ich nicht entdecken. Nicht mehr ganz 30 Kilometer waren noch zu fahren.

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Auf gut der Hälfte der restlichen Strecke kehrten wir laut Empfehlung von Herrn Albrecht in der Gelateria Maui in Dro ein – das beste Eis am Gardasee, so seine Aussage. Ob das stimmt – keine Ahnung. Es war aber wirklich saulecker! Gleich 4 Spachtel ließ ich mir in den Becher packen – die Auswahl fiel aber auch zu schwer. Das kam genau zur richtigen Zeit…

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Die lezten Kilometer lagen vor uns. Es war sehr heiß und der Weg zog sich. Wir fuhren durch kleine Ortschaften, durch Obstplantagen und Olivenhaine. Immer wieder lockte die Sarca zu einem Bad, aber wir spulten die letzten Kilometer ab. Diane zog das Tempo an, ich übernahm und sie fuhr im Windschatten mit. Wir wollten endlich ankommen.

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Wir fuhren um eine Kurve und plötzlich lag er vor uns – der Gardasee. Die Sarca mündete an dieser Stelle in den Lago und wir überquerten eine Brücke. Wir hatten es geschafft!

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Das obligatorische Finisher-Bild. Sieben Tage Alpencross lagen hinter uns. Die Tour war definitiv vorbei. Wir waren froh und traurig zugleich.

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Aus der Einsamkeit der Berge tauchten wir in den Trubel des Feriendomizils ein. Die Fahrt über die Strandpromenade war noch eine kleine Herausforderung… 😉
Auf Anhieb fand ich unser Hotel, welches wir vorher über Holidaycheck herausgesucht hatten. Wir checkten ein, stellten die Räder unter und gingen in ein Strandcafé.

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Mit Finisher-Bier und -Pizza feierten wir unsere erfolgreich beendete Tour und genossen den Blick auf den Gardasee. Im Anschluss begaben wir uns zu unserem Auto und holten die frischen Klamotten. Zurück im Hotel Benaco machten wir uns frisch und chillten ein wenig. Abends spazierten wir am See, gingen essen und kauften ein paar Mitbringsel ein.  Auch bei einer Gelateria fielen wir ein. Beim Mondaufgang am Strand sitzend ließen wir den Tag ausklingen.
In dieser Nacht schlief ich das erste Mal seit 7 Tagen wieder richtig gut… 🙂

Fazit zum siebten Tag:
Zum Schluss nochmals eine lange Etappe – aufgewertet durch ein paar schöne Trails und die tolle Landschaft am Anfang. Gegen Ende wurde es zäh – das Eis in Dro half weiter. Die Ankunft am Lago war überraschend und unspektakulär – und wunderschön. Das Benaco kann ich wärmstens weiter empfehlen – das Frühstück am nächsten Morgen war sensationell.

Fahrzeit: 05:09:22
Kilometer: 75,65 km
Durch. Geschw.: 14,67 km/h
Max. Geschw.: 58,08 km/h
Höhenmeter: 815 m
Rad: Stevens Glide ES

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Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 6

Tag 6 (Mittwoch, 01.08.2012): Pezzo – Madonna di Campiglio

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Da ich über Nacht den größten Teil Grappa abgebaut hatte,  standen wir auch in Pezzo zeitig auf. Das Frühstück bei Yuri war lecker und es gab alles, was das Herz begehrte. Yuri ist wirklich ein super Typ und auf Biker spezialisiert. Wie sagte er so schön: „Die Biker sind meine Familie“. Wenn man die Albrechtroute fährt, ist eine Übernachtung bei ihm einfach Pflicht.

Kleine Anekdote am Rande: Von den Benefiz-Bikern lernten wir in Pezzo einen schönen Brauch kennen, den ich jetzt wohl in unsere Bikegruppe übernehmen werde. Einer von der Truppe trug über seiner Bib Short einen rosa Damenslip. Auf unsere verwunderte Frage, was das zu bedeuten hätte, erhielten wir eine erstaunlich Antwort: Es handelte sich um die Jammerhose – der Erste, der am Morgen jammert, muss diese Hose über den ganzen Tag tragen. 😉

Heute profitierte Diane von der Bekanntschaft mit dem österreicher 3er-Trupp: Sie gab deren Begleitfahrzeug einen Teil ihres Gepäcks mit und fuhr nur mit dem Nötigsten auf dem Rücken. Ich hätte das auch gekonnt, machte es aber nicht. Später hätte ich mich dafür Ohrfeigen können… 😉

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Die Aussichten für diesen Tag flößten uns ordentlich Respekt ein. Auf der Agenta stand die Montozzoscharte mit Schiebepassagen bis zu 40% – ein legendärer Übergang.
Vorher fuhren wir allerdings noch durch das malerische Case di Viso – ein historisches Bergbauerndorf. Wirklich ein malerischer Fleck, man erwartet ständig, dass Heidi um die Ecke kommt. So früh am Morgen waren auch noch keine Ausflügler unterwegs.

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In Case di Viso endete die Asphaltstraße und es ging hernach in Schotterserpentinen in Richtung Forcellina di Montozzo weiter. Wir wurden von den Schwarzwäldern eingeholt, die nach uns gestartet waren. Ein paar Serpentinen fuhren wir gemeinsam, dann fuhren sie in ihrem, etwas schnelleren, Tempo weiter. An einem steilen Stück trafen wir einen alten Bergwanderer. Er war Italiener und versuchte uns in ein Gespräch zu verwickeln. Zu Beginn war das noch ganz lustig, doch als er spannte, das wir Deutsche waren und er mit erhobener rechter Hand Mussolini lobpreiste, gaben wir Hackengas. Allerdings war es erstaunlich schwierig, den 76-jährigen Knochen abzuschütteln…

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Am Rifugio Bozzi, wo wir natürlich nicht einkehrten, trafen wir wieder auf das österreichische Trio, die vor uns das letzte Stück zur Scharte in Angriff nahmen. Der Weg dort hinauf war schon ein imposanter Anblick und kommt auf dem Foto nicht annähernd an die Wirklichkeit heran.

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(Fotograf Herbert)
Die Schuffterei begann…

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(Fotograf Margit oder Harald)
Netter Zuspruch und aufmunternde Worte…

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(Fotograf Margit oder Harald)
Glückwünsche zur geglückten Überschreitung.

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Der nächste Pass war unser!

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Was war das für ein Panorama. Diane und ich verweilten etwas länger hier oben, während die anderen Gruppen schon wieder unterwegs waren. Team Schwarzwald war schon weg, hinterher fuhr Team Pfalz, dann Team Österreich und zum Schluß wir. Was für ein Singletrail!!! Er gehörte mit zu den besten der Tour (zumindest im oberen Teil).
Auf der Abfahrt holten wir Team Pfalz ein, die leider einen Schaltaugenbruch zu beklagen hatten. Unglücklicherweise hatte der Mann kein Ersatzschaltauge dabei und konnte auch keines mehr auftreiben, wir wir später von seinem Compagnon erfuhren. Für ihn war die Tour vorbei. Deswegen: Immer schön mit Ersatzschaltauge fahren!

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Wir setzten unsere Fahrt auf dem genialen Trail fort.

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Der erste Blick auf den wunderschönen Lago di Pian Palù, ein empfohlener Fotostopp, den wir gerne mitnahmen. Ab hier wurde die Strecke etwas anspruchsvoller und es gab ein paar mehr Schiebestücke hinab zur Hängebrücke.

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Die Hängebrücke markierte für mich das Ende der fahrbaren Strecke. Der Weg verlief ab hier nicht wirklich schwierig, jedoch sehr schmal am Hang entlang. Links ging es mehr oder weniger steil mehrere hundert Meter hinab (vielleicht auch weniger). Der Wegesrand war zwar von Hecken und kleinen Bäumchen bewachsen, aber hier zeigte ich Nerven. Da spielten auch die anstrengende Passage auf die Scharte und die nicht minder anstrengende Abfahrt mit hinein. So etwas sind wir aus dem Spessart halt nicht gewohnt. Als nach einer Kurve auch noch Margit im Abgrund hing und ihr Rad, welches sich glücklicherweise im Geäst verfangen hatte, zu bergen versuchte, war es ganz aus. Wir konnten ihr zwar noch helfen und gemeinsam das Bike befreien. Sie fuhr weiter, als ob nichts gewesen wäre – bei mir war es vorbei. Das war genau mein Albtraum. Mit den Nerven am Ende gelang mir nichts mehr. Ich schob das meiste des Weges bis zum See hinab – begleitet von lauten Flüchen meinerseits. Ich ärgerte mich und war frustriert ob meines Unvermögens.

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Erst im unteren Teil kurz vor dem See konnte ich wieder auf das Bike.

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Überstanden! Jetzt ging es zunächst auf Schotter bergab – welch eine Wohltat. Unterhalb der Staumauer befand sich ein kleiner Kiosk. Wir erstanden etwas zu trinken, aßen einen Riegel und überlegten uns den weiteren Weg. Es gab zwei Möglichkeiten, entweder Straße oder Trail. Wir entscheiden uns für den Trail. Am Anfang schien das die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Später nicht mehr so ganz – zumindest in meinem Zustand. Immer wieder mussten wir vom Rad um einige Gegenanstiege zu bewältigen. Ich verfluchte mich für diese Entscheidung. Ganz schlimm wurde es an einem kurzen Stück mit Naturtreppe – ich glaube meine Flüche waren im ganzen Tal zu hören. Kurz darauf war wieder alles in Ordnung, der Weg wurde wieder spaßiger. Die Route wechselte auf eine Straße und wir rauschten ins Tal.

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Fertig in Celledizzo – hier legten wir eine Pause ein. Cola, Cappuccino und ein paar Panini peppelten uns wieder einigermaßen auf. Die Region gehört zum Val die Sole, und der Name war Programm. Es war sehr heiß. Immer entlang des Flusses Noce fuhren wir bis Dimaro auf einem Radweg. In Dimaro begann der zweite Anstieg des Tages, hinauf nach Madonna di Campiglio. Eigentlich war das eine schöne Bikepiste, wurde jedoch zur Quälerei.

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Für die Schönheiten der Brenta– und Adamellogruppe hatten wir keine Augen mehr. Wir wollten nur noch das heutige Ziel erreichen – das Hotel Ariston. Als es zu tröpfeln begann wechselten wir von der eigentlichen Route an einer geeigneten Stelle auf die Straße. Es waren zwar etwas mehr Höhenmeter, aber auf Asphalt läuft es einfach besser. So nahmen wir noch einen Straßenpass mit – den Passo Campo Carlo Magno auf 1.702 Meter.

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Erschöpft, nun aber wieder gut gelaunt und glücklich, erreichten wir unser Ziel. Diane nahm ihr vorausgeschicktes Gepäck in Empfang und die abendliche Routine wurde abgespielt. Später genossen wir das sehr leckere 3-Gänge Menu. Vorher waren wir noch kurz in einem Supermarkt gegenüber und kauften etwas Verpflegung für den, schon tatsächlich, letzten Tag.

Fazit zum sechsten Tag:
Landschaftlich ist der erste Teil ein Traum. Der Singletrail von der Montozzoscharte ist am Anfang perfekt – später geht es etwas mehr zur Sache. Der Transfer bis Dimaro zieht sich etwas. Die Auffahrt nach Mad. di Campiglio ist schön, für uns ging es aber nur noch um das Ankommen. Madonna di Campiglio ist ein typischer Wintersportort, dafür mit guter Infrastruktur.

Fahrzeit: 06:58:10
Kilometer: 62,53 km
Durch. Geschw.: 8,97 km/h
Max. Geschw.: 59,76 km/h
Höhenmeter: 2.060 m
Rad: Stevens Glide ES

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Keep on biking!

Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 5

Tag 5 (Dienstag, 31.07.2012): Grosio – Pezzo

Das Frühstücksbuffet im Sassella war der Hammer. Nur schwer konnten wir uns davon losreißen. Aber es nutzte ja nichts, immerhin galt es heute wieder zwei Pässe mit insgesamt über 2.000 Höhenmetern zu bezwingen. Und den Löwenanteil gleich zu Beginn – ca. 1.800 Höhenmeter am Stück hinauf zum Passo dell‘ Alpe.

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Nach dem obligatorischen Etappenstartbild schwangen wir uns um kurz nach 8 Uhr auf die Räder. Wir durchquerten Grosio und fuhren ein gutes Stück mit moderater Steigung auf Straßen und Radwegen. Es war noch nicht zu heiß und der Verkehr hielt sich in Grenzen.

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Ab Le Prese begann der Spaß. Eine geniale Serpentinenstraße mit unzähligen Kurven wandt sich den Berg hinauf. Wenig Verkehr und die schattige Westseite machten den Anstieg erträglich.

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Kurze Entlastung der Problemzonen – ein kurzes Stück im Wiegetritt ist bei so einem langen Anstieg nie verkehrt.

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Nach meinem Rüffel vom Vortag fuhr ich nicht mehr außer Sicht- und Rufweite, obwohl diese geniale Straße mich schon zum Durchdrücken lockte… Mit dem Rennrad wäre das sicher auch ein großer Spaß.

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Kurz hinter dem Örtchen Fumero endete die Teerstraße und ein kurzes Stück weiter erst einmal der fahrbare Teil der Strecke. Die Strecke wurde steil und grobschottrig. Und heiß war es jetzt auch. Wir füllten unsere Trinkflaschen an der im Roadbook empfohlenen Wasserstelle auf. Allerdings kam da nur ein erbärmliches Rinnsal aus dem Brunnen. Ich hoffte, dass da keine tote Maus die Leitung verstopfte. Auf dem weiteren Weg kamen übrigens noch einige weitere Wasserstellen. Man muss also nicht an der Aufbereitungsanlage halten. 😉

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Inzwischen saßen wir wieder auf den Rädern und erfreuten uns an dem schönen Hochtal. Außer etwas Landwirtschaft war hier nichts los.

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Am einzigen Rifugio, Rif. La Baita, fuhren wir ohne zu halten weiter. Zwar lockte die Aussicht auf eine Mahlzeit, aber vor uns lagen noch gut 600 Höhenmeter bis zum Pass. Also besser keine Zeit verlieren und mit vollem Magen bergauf ist eh nicht so ideal.

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Wir waren wieder zum Schieben übergegangen. Zwischendurch fuhr ich immer mal ein paar Meter, aber jetzt so am fünften Tag unserer Tour fehlte mir etwas der Ehrgeiz. Außerdem fühlte ich mich an diesem Tag überhaupt nicht gut.

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Im weiteren Verlauf hatte ich sogar richtige Probleme. Selbst das Schieben fiel mir schwer. Ich bekam schwer Luft und hatte mit dem nicht wirklich steilen Gelände etwas zu kämpfen. Immer wieder sah es so aus, als ob wir die Passhöhe gleich erreichen würden, doch dann standen wir vor einer neuen Stufe oder Kurve.

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Das Gelände wurde flacher und die letzten Meter zum Passschild bewältigte ich dann doch im Sattel.

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Passo dell‘ Alpe auf 2.461 Metern – das nächste Häkchen im Roadbook. Endlich oben. Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt für eine Pause gewesen, aber zu frisch war der Wind hier oben. Ich merkte, dass ich jetzt dringend etwas zu essen brauchte. Immer wieder hatte ich das Essen hinausgezögert und hier oben stellte ich fest, dass ich seit dem Frühstück nur einen kleinen Riegel gegessen hatte. Vielleicht war auch das der Grund für meine Schwäche?

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Wir fuhren ein paar Meter auf einem sehr schönen Singletrail ab und rasteten an einer etwas windgeschützteren Stelle. Gleich zwei Riegel auf einmal verspeiste ich. Ein paar Regentropfen rissen uns jäh aus unserer Mittagsruhe und trieben uns zur Weiterfahrt. Der Singletrail wechselte auf einen Jeepweg und die Gavia-Passstraße kam in Sicht.

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Es warteten nochmals 350 Höhenmeter auf uns, aber die liefen auf der Passstraße echt zügig.
Ich ließ mich noch auf ein kurzes Rennen mit einem Rennradler und einem Mountainbiker ein, gab alles, und bog an der vermeintlichen Passhöhe als „Sieger“ von der Straße ab. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass das noch lange nicht der Übergang war, sondern nur das Rifugio Berni. Peinlich, peinlich. Ich wartete auf Diane.

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Und dann waren wir oben, am Gaviapass. Trotz der vielen Schieberei lagen wir gut in der Zeit. Es wartete nur noch die Abfahrt nach Pezzo, unserem Ziel für heute auf uns. So beschlossen wir, im Rifugio Bonetti etwas zu essen.

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Nach Cola, Polenta mit Salsiccia, einem Cappuccino und einem Foto mit Marco setzten wir unsere Fahrt fort.

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Just in dem Moment begann es zu regnen. Egal, dachten wir. Regenklamotten an und runter. Zwei Serpentinen später bereuten wir diese Entscheidung. Wir waren mitten in einem ordentlichen Gewitter. Unmittelbar auf den Blitz folgte der Donner. Einer meiner Albträume wurde war. Ein Gewitter im Gebirge. Ein paar Serpentinen weiter unten erspähte ich ein Tunnel. Da retteten wir uns hin und warteten das Gewitter ab. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei und die Sonne kam wieder heraus. Allerdings wurden wir nun von unten nass – auf der Straße liefen noch Sturzbäche von Wasser ab. Und der letzte Trail kurz vor Pezzo war auch ganz schön rutschig.

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Durchnässt und fröstelnd erreichten wir unser Ziel, Yuris Bed & Breakfast. Mit dem warmherzigen Empfang und einem Finisher-Bier verbesserte sich unser Zustand aber schlagartig. Die warme Dusche tat ihr Übriges. Nach einer kurzen Regenerationspause waren wir wieder hergestellt. In der Pension trafen wir auch die zwei österreichischen Gruppen wieder und gingen mit ihnen zum Essen. Die Schwarzwälder und zwei Jungs aus der Pfalz waren auch hier. Es war ein lustiger Abend und ich schaute etwas zu tief ins Grappa-Glas.

Fazit fünfter Tag:
Schinderei bis zum ersten Pass, aber landschaftlich sehr schön. Der Gaviapass ist dann nicht mehr schlimm. Yuris B&B ist ein absulotes „must have“ auf der Albrechtroute.

Fahrzeit: 06:00:27
Kilometer: 47,15 km
Durch. Geschw.: 7,85 km/h
Max. Geschw.: 40,08 km/h
Höhenmeter: 2086 m
Rad: Stevens Glide ES

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Keepon biking!

Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 4

Tag 4 (Montag, 30.07.2012): Lü – Grosio

Die heutige Etappe hatten wir beide als Erholungsetappe abgespeichert. Nur 1.500 Höhenmeter laut Roadbook – ein Klacks für uns. Im Hinterkopf hatte ich allerdings eine dumpfe Ahnung, dass der Abschnitt vielleicht doch nicht so leicht werden würde.
Doch zunächst mussten wir die Rechnung für Kost und Logis begleichen. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, wie teuer die Schweiz ist? Hier hatten wir mit Abstand die höchste Rechnung der ganzen Reise. Das Essen war zwar gut und die Unterkunft ok, aber dafür, dass wir Etagendusche und -WC hatten, war es schon teuer. Andere Biker bestätigten uns, dass ihre Unterkünfte auch sehr teuer waren, aber wesentlich schlechter als unsere. Sehr freundlich waren die Wirtsleute allemal und unsere Bike-Klamotten wurden auch gewaschen und getrocknet. Insofern war das dann schon in Ordnung.

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Auch in Lü konnten wir um 7 Uhr frühstücken und waren kurz vor 8 Uhr wieder unterwegs. Es war noch etwas frisch, aber ansonsten war das Wetter traumhaft. Für heute war auch die Wetterprognose ganz gut.
Wir hatten aber ein anderes Problem – dank unseres hohen Riegelkonsums waren unsere Vorräte auf ein Minimum geschrumpft. Ein Einkauf stand an. Wir fuhren von Lü nach Tschierv und gingen in den dortigen, kleinen Supermarkt. Unglücklicherweise gab genau zu der Zeit die einzige Angestellte ihre Wochenbestellung telefonisch an ihren Großhändler durch. Wir schnappten uns zwei 6er Pack Riegel und etwas zu trinken und warteten. Und warteten. Und warteten. Wir verloren so ungefähr eine halbe Stunde. Ein weiteres Ärgernis kam mit der Rechnung. 36 Euro für 12 Riegel und einen Softdrink… Zum Glück führte uns der Weg heute aus der Schweiz nach Italien!

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Unterwegs trafen wir unsere drei Österreicher wieder. Sie waren nach uns gestartet, aber dank des unfreiweilligen langen Aufenthalts konnten wir ein paar Kilometer gemeinsam durch das Val Müstair fahren. Am Berg zogen sie erst einmal davon. Auch die Gruppe der Benefiztour überholte uns. Überhaupt waren auf dem Weg ins Val Mora sehr viele Biker unterwegs. Heute war ich ganz gut drauf und mir war nach etwas sportlichem Wettkampf. Ich sagte Diane, dass ich etwas schneller fahren und dann auf sie warten würde.

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Ich gab Gas und überholte auf meinem Weg nach oben einige Biker. Das war sicher nicht klug, denn ich fuhr fast am Anschlag. Aber es machte mir zu viel Spaß in dieser grandiosen Landschaft den Berg hoch zu heizen.

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Am höchsten Punkt, Döss Radond auf 2.234 m, wartete ich auf Diane. Hier legten die meisten anderen Fahrer eine Verschnaufpause ein.

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Ich erfreute mich an der schönen Aussicht, labte mich mit Bedacht an einem schweizer Müsliriegel und wartete auf meine bessere Hälfte. Ich wartete ganz schön lange. Gerade als ich ihr entgegen fahren wollte kam sie auf der Passhöhe an. Sogleich kassierte ich einen „Anschiss“, weil ich so weit vorgefahren war. Sie hatte unterwegs eine Panne und konnte sich nicht helfen. Die Kette war vom kleinsten Kettenblatt gefallen und hatte sich übel verklemmt. Zum Glück waren aber viele Biker unterwegs und es fand sich auch ein hilfsbereiter Sportsfreund, der ihr aus der Patsche half. Die Kette hatte erfreulicherweise keinen Schaden genommen, ich gelobte Besserung und wir setzten die Fahrt nach ein paar weiteren Regenerationsminuten fort. Übrigens hatte sie mich auch angerufen, aber mein Handy war vorsorglich ausgeschaltet…

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Albrecht schreibt in seinem Roadbook „Val Mora, leicht abfallendes Hochtal wie im Indianerfilm“. Nun, er hatte nicht übertrieben – die Landschaft war echt super. Wir surften auf dem netten Schotterweg weiter und jubelten.

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An der Wasserstelle füllten wir unsere Flaschen und wechselten dann auf den Trail. Auf DEN Trail. Ich glaube fast, das war der beste Trail meines Lebens, auf jedenfall der bisherigen Tour. So viel Flow habe ich noch nicht erlebt. Vor allem nicht auf so einer langen Strecke.

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Die wenigen Fotos können gar nicht wieder geben, was das für ein Spaß war! Das muss man selbst gefahren sein.

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Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir an dem Stausee San Giacomo di Fraele an. Wir umfuhren den Stausee auf der rechten Seite. Am zweiten See, dem Lago di Cancano, erspähten wir auf dem Parkplatz unsere drei österreichischen Freunde. Sie rasteten auf einem Parkplatz und luden uns zu Brot, Käse und Schinken ein. Eigentlich waren es ja vier, denn zu dem bikenden Trio gehörte noch Christian, der ihr Begleitfahrzeug fuhr. Er transportierte ihr Gepäck und wartete an vereinbarten Stellen mit Verpflegung auf die drei. Ein super Service.

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Wir rasteten also ein wenig und stärkten uns. Wir brachen etwas eher auf, wurden aber am Torri Di Fraele wieder eingeholt. Hier hatte ich zum ersten Mal Wegfindungsstörungen. Das GPS-Gerät funktionierte nicht richtig und der Track verlief nicht eindeutig. Den Österreichern und den Schwarzwäldern, die dann auch ankamen, ging es genauso. Aber dank der Kartenscans, die ich für solche Fälle dabei hatte, fanden wir den richtigen Weg. Da sieht man, dass man sich nicht nur auf die moderne Technik verlassen darf.

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Der Track lief ganz normal auf der Straße weiter. Wir fuhren drei Serpentinen ab, und bogen in den angegebenen Schotterweg ab. Ein Schild, welches uns darauf aufmerksam machte, dass dieser Weg gesperrt sei, ignorierten wir erfolgreich. Kurz darauf wurde klar, warum die Weiterfahrt eigentlich untersagt war. Drei Murenabgänge versperrten uns den Weg und erforderten etwas nicht ganz ungefährliche Kletterei… Dann lief wieder alles. Der Weg zog sich auf der Höhenlinie etwas in die Länge und es war ganz schön heiß oberhalb von Bormio. Langsam wurde klar, das die Etappe doch nicht so locker werden würde. Der Hintern meldete sich wieder. Zudem verfuhren wir uns bei Arnoga etwas. Wir machten zwar kaum zusätzliche Strecke, aber einige zusätzliche Höhenmeter nahmen wir deswegen mit.

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Der letzte Pass des Tages wartete auf uns – der Passo di Verva (2.314 m). Zu Beginn unverschämt steil, verlief er oben flacher. Aber es war ein hartes Stück Arbeit, auf das wir nicht wirklich gefasst waren.

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Aber auch diesen Übergang bezwangen wir.

Es folgte eine sacksteile, ewig lange Schotterabfahrt nach Eita. Wir waren sehr froh, Federgabeln, Dämper und vor allem Scheibenbremsen an den Rädern zu haben. Mein Gott war das ein Gerüttel – solche Abfahrten liegen mir ja gar nicht und ich ließ Diane den Vortritt.

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Endlich in Eita angekommen wählten wir die Variante 2 der Albrechtroute und fuhren über einen weiteren, saugeilen Trail nach Grosio ab. Die Originalroute verläuft rechts im Tal auf Asphalt, wir hopelten links hinab. Zuerst ein feiner Waldtrail, dann ein kurzes Stück Straße und zu guter Letzt ein alter, zugewucherter, grobpflastriger Karrenweg – einfach topp.

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Sehr erschöpft, erhitzt und leicht sonnenverbrand (für was hatten wir eigentlich beide Sonnencreme im Gepäck?) kamen wir in unserem Etappenziel Grosio und unserer Unterkunf, dem Hotel Sassella an. Die allabendliche Routine stellten sich ein – Räder weg stellen, auspacken, duschen, kurz chillen, zu Abend essen. Beim Abendessen leisteten uns die Schwarzwälder Gesellschaft, mit denen wir uns den Tisch teilten. Das Abendessen, ein spezielles Biker-Menu vom Chef das Hauses angepriesen, war lecker und wir gingen danach gleich zu Bett. Wir waren erledigt.

Fazit zum vierten Tag:
Mit Sicherheit keine Ruheetappe. Es war die längste der Tour. Aber die beiden geniale Abfahrten im Val Mora und später nach Eita waren einfach der Hammer. Das Hotel Sassella mit dem Restaurant Jim ist empfehlenswert.

Fahrzeit: 06:30:52
Kilometer: 82,20 km
Durch. Geschw.: 12,62 km/h
Max. Geschw.: 44,16 km/h
Höhenmeter: 1.413 m
Rad: Stevens Glide ES

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Keep on biking!

Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 3

Tag 3 (Sonntag, 29.07.2012): Bodenalpe – Lü

Auf der Bodenalpe ist man das frühe Frühstück der Biker gewohnt. Um Punkt 7 Uhr saßen wir am Frühstückstisch und schlugen uns die Mägen voll. Die Rucksäcke waren schon gepackt und wir hatten bereits die Bikeklamotten an. Der Berggasthof war ganz gut ausgelastet. Bis auf eine Handvoll Wanderer bestand der Rest der Gäste aus Bikern, die wohl alle auf der Albrechtroute unterwegs waren. Einen Teil davon, nicht nur die Schwarzwälder, trafen wir immer wieder auf der Reise.
So auch eine Gruppe aus Österreich, die mich am Vorabend mit ihrem Alkoholkonsum schwer beeindruckt hatten. Daß sie das ganze für einen guten Zweck taten, wurde mir erst ein paar Tage später klar – sie sammeln auf ihren Touren Geld für die Kinder-Krebs-Hilfe. Mehr darüber auf deren Internetseite: Benfizradtour.

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Aber nun weiter im Text. Zwanzig Minuten vor 8 Uhr saßen wir auf den Rädern und starteten die heutige Etappenfahrt, vor der wir gehörigen Respekt hatten. Immerhin sollte es über den Fimberpass mit 2.600 Metern gehen. Wir fuhren keine 2 Kilometer, da mussten wir auch schon wieder halten. Die Sonne hat uns vorher beim Frühstück nur gefoppt und war einem frischen Regen und tief hängenden Wolken gewichen.

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Der obligatorische Fotostopp an der grünen Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Zum Glück hatte Diane ihr Rad versteckt. 😉
Einige Meter weiter stand das richtige Grenzschild vom Nebel verborgen. Das sahen wir erst beim Vorbeifahren. Wir waren jetzt in der Schweiz.

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Das Wetter wurde dadurch aber auch nicht besser. Egal – wir erfreuten uns daran, dass es kein Schnee war, der da vom Himmel fiel. Zwischendurch konnten wir ab und zu einen Blick auf die umliegenden Gipfel erhaschen und deren Schönheit erahnen.

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Ohne Helm können die Helmüberzieher übrigens auch getragen werden und sehen wesentlich besser aus… 😉

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Schließlich tauchte die Heidelberger Hütte aus dem Nebel auf und markierte das Ende des fahrbaren Weges. Ab jetzt hieß es schieben und tragen.

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Kurzes Stoßgebet für besseres Wetter und hinein in das Vergnügen.

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Außer den verrückten Bikern war niemand am Berg. Sicherlich auch vernünftig bei diesem Sauwetter. Im Laufe der Plackerei hörte es wohl zu regnen auf, so richtig bekamen wir das nicht mit. Die Schiebepassage war bis auf das letzte Stück gar nicht so schlimm, es gab sogar einige Biker, die zwischendurch immer wieder ein paar Meter fuhren. Mir war das zu albern, wegen 5 Metern auf das Rad zu steigen.

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Nach gut zwei Stunden vom Start weg erreichten wir die Passhöhe. Schnell wurde ein Foto gemacht, dann verzogen wir uns an eine windgeschützte Stelle und bereiteten uns für die Abfahrt vor. Pünktlich mit unserer Ankunft auf dem Pass besserte sich das Wetter und die Sonne schenkte uns ein paar Strahlen. Wir bestaunten die umliegende Bergwelt bei einem Riegel und holten kurz Kraft für den Downhill.

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Dieser Anblick zaubert wohl jedem Mountainbiker ein Grinsen ins Gesicht. 🙂
So auch mir. Bis auf wenige Stücke konnte ich die komplette Strecke fahren, sogar meine gehassten Rechts-S-Kurven gelangen mir.

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Diane tat sich etwas schwerer, aber meisterte die Strecke auch sehr gut. Dennoch brauchten wir relativ lange und ich sah unseren Zeitplan etwas in Gefahr. Was aber nicht so war…

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Kurz vor der berühmten Brücke leisteten wir uns lustigerweise beide an der selben Stelle mit einigen Minuten Abstand einen Fahrfehler, der bei uns beiden zu einem harmlosen Sturz führte. Schlamm und Steine sorgten für ein Wegglitschen des Vorderrades und ein Ausklicken war wegen des Schlamms am Schuh und im Pedal nicht möglich. So kippten wir in Zeitlupentempo, unter Beobachtung einiger Biker, die hinter der Brücke rasteten, auf die Seite. Peinlich, peinlich.
Das war dann aber auch der einzige Sturz auf der Tour.

Es wurde wärmer und wir entledigten uns unserer Regenkleidung. Die Wasservorräte wurden knapp und wir bekamen Hunger. Mein Plan war, in Scoul an einer Tankstelle etwas einzukaufen. Für den Supermarkt, der Sonntags um 12.15 Uhr schließt, waren wir schon zu spät. Auch sonst fand sich just keine Einkaufsmöglichkeit oder Wasserstelle auf der Route durch Scoul. Ich setzte alle Hoffnung auf ein Tennisvereinsheim, das aber leider geschlossen hatte. Wenigstens waren die WCs offen, und wir konnten die Flaschen auffüllen. Dazu gab es mal wieder Riegel. Wir ruhten kurz aus und begannen dann den letzten Anstieg des Tages hinauf zum Pass da Costainas.

Es war sauheiß, als wir die Straße nach S-Charl erklommen. Das zog gut Körner, und der weitere Weg ins Dorf zog sich wie Kaugummi. Fünf Prozent Steigung kamen uns vor wie zehn. Jetzt tat auch der Hintern zum ersten Mal so richtig weh. Es war also eine ganz schöne Tortour, obwohl die Landschaft herrlich war. Endlich in S-Charl angekommen, legten wir eine kurze Pause ein und stellten fest, wie teuer die Schweiz ist. Cola, Eis und Schokoriegel müssen hier was ganz besonderes sein.

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Frisch gestärkt gingen wir den Rest der Strecke an. Die Stärkung hielt nicht lange… Es wurde jetzt fast noch ein richtiger Kampf, die letzten Kilometer zum Pass hinauf – eigentlich nicht steil, eigentlich nicht schwer zu fahren, trotzdem mühselig und zäh wie Kaugummi.

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Erst als wir auf den genialen Trail zum Pass wechselten, kam die zweite Luft. Zu genial war dieser Abschnitt, um sich nicht daran zu erfreuen.

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Kurz vor uns kam eine 3er-Gruppe aus Östereich am Pass an, die freundlicherweise ein Foto von uns machten. Wir revanchierten uns machten ebenfalls ein Foto.  In den nächsten Tagen trafen wir noch sehr oft auf Herbert, Harald und Margit und profitierten auch ab und an von dieser Bekanntschaft. Sie fuhren kurz vor uns ab in Richtung . Wir verweilten noch ein paar Minuten und folgten ihnen auf der schönen Abfahrt.

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Unterwegs überholten wir die Drei und trafen sie schließlich in unserer Unterkunft im Etappenziel Lü wieder – im Hirschen. Auch sie hatten hier gebucht.

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Ein letzter Blick aus dem Fenster; Abendrot – trockenes Brot; so lautet eine alte Bauernregel. Mal schauen ob sich das bewahrheitet.

Fazit zum dritten Tag:
Wie erwartet war das eine härtere Etappe. Das gute Essen im Hirschen und die Erinnerungen an die Abfahrt vom Fimberpass und den Trail am Costainas machten die Anstrengungen wieder wett.

Fahrzeit: 06:56:03
Kilometer: 64,15 km
Durch. Geschw.: 9,25 km/h
Max. Geschw.: 54,00 km/h
Höhenmeter: 1.989 m
Rad: Stevens Glide ES

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Keep on biking!