Alpencross 2013 – Auf dem Max-Weg von Füssen nach Brannenburg/Inn – Tag 5

Tag 5 (Samstag, 07.09.2013): Erzherzog-Johann-Klause – Brannenburg

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In dieser Nacht schlief ich nicht ganz so gut. Ob der rauschende Wildbach „Rote Valepp“ oder die zwei Weizenbier am Vorabend daran schuld waren kann ich nicht sagen. Etwas verschlafen kam ich so am letzten Tag meiner Tour aus den Federn. Letzter Tag? Tatsächlich, heute würde meine Reise zu Ende gehen. Wahnsinn, wie schnell das schon wieder ging. Mit den Ziegen machte ich mich auf den Weg. Vorher frühstückte ich natürlich noch fix. Mein Zimmer hatte ich schon geräumt uns so verlor ich keine Zeit. Denn die Zeit könnte heute mein Gegenspieler werden. Schließlich müsste ich spätestens um 16 Uhr am Bahnhof in Brannenburg ankommen, um am selben Tag noch nach Aschaffenburg zurückkehren zu können. Das wäre aber schon riskant – es dürfte keiner der Züge Verspätung haben…
Aber erst einmal losradeln.

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Entlang der Valepp schaute ich mir die Gegend an (auf der gegenüberliegenden Talseite war ich gestern Abend unterwegs) und fuhr mich warm. Das ging relativ schnell. Wie so oft in den letzten Tagen entledigte ich mich meines Trikots und fuhr im Unterhemd. Ein munteres Auf und Ab zehrte schon etwas meinen Kräften. Kurz vor dem Forsthaus Valepp bog ich in Richtung Bayrischzell ab. Der Elendsattel stellte sich mir in den Weg. Jetzt wusste ich auch, warum der so heißt. Elendig steil und kerzengerade führte der Weg auf den Sattel – zum Glück nicht allzu lange. Doch noch etwas zerrte an meinen Nerven. Alle paar Kilometer musste ich meine Sattelstütze neu ausrichten, da sie immer wieder etwas in das Sattelrohr rutschte. Bisher machte mir das nicht so viel aus, aber heute ärgerte mich das gewaltig. Ich schwor mir nach der Tour eine neue Stütze zu besorgen.
Vom Elendsattel sauste ich durch das Kloaschautal ins Ursprungtal.

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Verwundert stellte ich fest, dass der Zipflwirt (hier war ich früher oft in den Urlauben mit meinen Eltern) geschlossen hatte. Gerne wäre ich hier eingekehrt. Noch lag ich gut in der Zeit.
Durch das Ursprungtal führte ein Rad- und Wanderweg der eigentlich auf meinem Track lag. Wegen des regen Wandererverkehrs beschloss ich allerdings auf der Straße nach Bayrischzell zu fahren. So konnte ich zusätzlich etwas Zeit gut machen.

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In einer Bäckerei im Ort versorgte ich mich mit einem Kaffee und einem Marzipanhörnchen. Immerhin musste ich jetzt auf das Sudelfeld hinauf. Bei der kurzen Rast konnte ich mich endlich zu Hause melden. Die Freude war auf beiden Seiten groß. Es waren lediglich 24 Stunden, in denen wir nicht telefonieren konnten, aber die waren sehr lang. Für meine Familie wohl noch etwas länger als für mich, den ich wusste ja, dass mir nichts passiert war. Was machten die Menschen nur früher, als es noch keine Handys gab? Telefonzellen standen ja auch nicht überall in den Bergen herum… 😉
Wie auch immer – ich teilte meiner Frau mit, dass ich bis jetzt gut in der Zeit lag und eventuell sogar etwas früher nach Hause kommen könnte. Deswegen fuhr ich auf der Passstraße weiter, und nicht wie geplant auf dem Track. Das garantierte ein schnelleres Vorankommen als auf einem steilen Schotterweg.

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Ein kurzer Trail erfreute mich dann aber doch. Vom Parkplatz auf der Passhöhe zweigte der von der Straße ab.

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Der Spaß währte wirklich nur kurz. Wenig später fand ich mich auf der Straße wieder. Na ja, jetzt kommt nicht mehr viel, bald hast du es geschafft – dachte ich mir. Das war nicht ganz richtig.

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Nach einigen Kehren bog meine Route nach links von der Straße ab. Das landschaftlich wunderschöne Arzmoos trieb mir nochmals die Schweißperlen auf die Stirn. Ich wollte jetzt nur noch schnell an den Bahnhof und nach Hause. Aber wie heißt es so schön? Unverhofft kommt oft – ein letzter Trail wurde mir noch gegönnt. Und was für einer!

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Die wenigen Fotos, die man bei solch einer Abfahrt knippst, geben so etwas ja nicht wieder, aber der Trail war wirklich spitze – schwierig, aber komplett fahrbar.

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Nach dem Trail heizte ich entlang der Zahnradbahn nach Brannenburg hinab.

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Kurz vor 13 Uhr schaltete ich meinen Tacho und mein GPS-Gerät aus. Ich war am Ziel am Bahnhof in Branneburg.

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Schnell zog ich mich um, knallte eine Ladung Deo auf mich drauf und fuhr mit dem Zug um kurz nach 13 Uhr in Richtung Heimat. Und das war gut so. Wegen des Herbstfestes in Rosenheim und der vielen Passagiere hatte dieser Zug schon so viel Verspätung, dass ich meinen ersten Anschluss in Rosenheim verpasste. Die Zwangspause nutzte ich für ein Mittagessen beim Schnell-Asiaten am Bahnhof. Spannend wurde die Weiterfahrt nochmals, als der Zug durch das Altmühltal nach Treuchtlingen wegen der vielen Radfahrer die an jeder Haltestelle zustiegen, fleißig Verspätungsminuten sammelte. Glücklicherweise wartete diesmal der Anschlusszug nach Würzburg und ich kam immernoch zwei Stunden früher zu Hause an, als geplant.

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Etappe 5

Fahrzeit: 03:04:46
Kilometer: 44,27 km
Durch. Geschw.: 14,38 km/h
Max. Geschw.: 56,88 km/h
Höhenmeter: 995 m
Rad: Stevens Glide ES

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Das war er also, mein Alpencross 2013!

🙂

Alle Fotos zur Tour gibt es hier: *klick*

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Alpencross 2013 – Auf dem Max-Weg von Füssen nach Brannenburg/Inn – Tag 4

Tag 4 (Freitag, 06.09.2013): Jachenau – Erzherzog-Johann-Klause

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Was für einen Tag haben wir heute? Wo war ich gestern? Und wo habe ich vorgestern übernachet? Das vielleicht beste für mich an einer mehrtägigen Radtour ist der Verlust des Zeitgefühls und die Konzentration auf den jetzigen Moment. Alles andere rückt in weite Entfernung und wird unwichtig. Man muss nur am Ende aufpassen, dass man wieder zurück findet… 😉

Der Tag begann wieder bei bestem Wetter. Die heutige Etappe war nicht allzu lange und sollte auch nicht allzu schwierig werden. Für den Nachmittag hatte ich sogar eine kleine zusätzliche Runde geplant, sollte ich sehr früh an meinem Etappenziel ankommen.

Die Strecke führt zunächst knapp über 20 Kilometer mit leichtem Gefälle von der Jachenau bis nach Lenggries.

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Zum Teil fuhr ich auf der Straße, wechselte aber zwischendurch immer wieder auf den Radweg. Sogar einige Meter einfachtsten „Singletrails“ bekam ich so unter die Stollen. Bei Lenggries überquerte ich die Isar und radelte ein Stückchen auf dem Isarradweg entlang.
Auch hier gab es so einiges zu sehen…

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In Lenggries füllte ich in einem Getränkemarkt meine Flaschen auf. Inzwischen war es schon gut warm und jetzt standen mir 520 Höhenmeter bis zum Hirschtalsattel bevor. Das wurde eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit, da ich versuchte, an zwei Tagesausflüglern ohne Gepäck dran zu bleiben. Mit Müh und Not gelang es mir gerade so. Ich war ja auch schon den 3. – halt – 4. Tag unterwegs… 😉

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Am Sattel genossen wir dann alle die Aussicht – und ich erholte mich ein wenig. Schließlich erwartete ich nun eine Trailabfahrt und wusste nicht, was auf mich zukam. Nach einem Riegel zur Stärkung überquerte ich den Weidezaun. Weit und breit war kein Verbotsschild für Bikes zu sehen, also schwang ich mich auf den Sattel.

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Der Trail bot von flowigen Abschnitten bis zu, für mich, unfahrbaren Wurzelsektionen alles. Insgesamt ist der Pfad lohnenswert, würde ich sagen.
Das Ende des Trails wurde leider zunehmend unfahrbar, da hier der Untergrund zu nass, schlammig und mit Totholz bedeckt war. Ich hätte vorher direkt in den Stinkergraben abfahren sollen, das wäre die bessere Option gewesen. Leider fuhr ich an dem Abzweig weiter und musste so etwas schieben. Zumindest nahm ich nun bewusst war, woher der Stinkergraben seinen Namen hat. Schwefelquellen sorgen für ein ausgesprochen aufdringliches Odeur… 😉

So langsam machte sich Hunger bei mir bemerkbar. Ich beschloss, bei der nächsten Gelegenheit Brotzeit zu machen. Das wäre die Schwarzentenn-Alm gewesen. Diese ist aber wohl ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Biker und – ihr erratet es – Pedelec-Piloten. Es war schon nicht einfach, einen Platz für mein Rad zu ergattern, aber als ich die Schlange zur Selbstbedienungstheke sah, kratzte ich schleunigst die Kurve. Da kommt bestimmt noch was, schließlich befinde ich mich in touristisch erschlossenem Gebiet, dachte ich mir. Es kam aber nichts. Außer einer Forellenzüchterei mit Biergarten (Fisch wollte ich jetzt nicht) und einem Gasthof beim Wildbad-Kreuth.

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Auch hier prophezeite die gut besuchte Terrasse längere Wartezeit. Noch dazu schreckten mich die Preise auf der Speisekarte etwas ab. Langsam wurde ich nervös. Bei der Weiterfahrt sah ich das erlösende Schild: Schwaigeralm. Da würde ich jetzt einkehren. Koste es was es wolle und egal wie voll – ich musste was essen. Und zwar was anderes wie einen Riegel – etwas Deftiges.

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So richtig günstig war es nicht und ich musste auch etwas warten – dafür war mein Hunger fürs Erste gestillt.
Der weitere Weg bis zum Etappenziel war jetzt nur noch ein Klacks. Die folgenden Höhenmeter vielen mir so gestärkt relativ einfach. Mein Weg führte auf einer Schotterpiste bergauf. Parallel dazu verlief ein super Singletrail. Eigens von den Bayrischen Staatsforsten angelegt. Leider machte der Trail nur in der entgegengesetzten Richtung Sinn und war auch nur so zu fahren erlaubt. Immer wieder kamen mir allerdings Biker entgegen, die nicht auf dem Trail fuhren. Das konnte ich gar nicht verstehen. Es waren wohl Ausflügler, die auf dem Rückweg von der Bayr Alm waren. Vielleicht hatten sie zu tief ins Glas geschaut? 😉
Ich fuhr jedenfalls an der Bayr Alm vorbei. Danach folgte ein genialer Singletrail entlang der Bairache.

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Das letzte Stück war mir zu steil und zu geröllig zu fahren. So schob ich bergab. Ich staunte nicht schlecht, als mir ein älteres Ehepaar entgegenkam. Die beiden schoben ihre Tourenräder(!) den Trail bergauf. Sie waren nach eigenen Aussagen über 70 Jahre alt und wollten zur Bayr Alm. Ich wünschte noch viel Vergnügen und setzte meinen Weg fort. Was man so alles erlebt auf einer Tour…
Kurz darauf erreichte ich mein Etappenziel für heute, die Erzherzog-Johann-Klause.
Normalerweise rief ich nach erreichen des Ziel kurz zu Hause an. Hier war das leider nicht möglich. Es gab kein Handynetz. Ich wusste das zwar vorher und hatte es morgens meiner Frau mitgeteilt, aber ein komischer Gefühl war es schon.
Da es noch früh am Tag war bezog ich schnell mein Quartier und entledigte mich meines Rucksacks. Es stand ja noch die Zusatzschleife zum Schinder an. Auf der Karte hatte ich mir ein paar gestrichelte Wege herausgesucht, die ich auf ihre Fahrbarkeit testen wollte.

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Bergauf pedalierte ich eine nette Schotterpiste mit immer wieder schönen Aussichten. Nach gut 500 Höhenmetern hätte ich auf einen Trail abzweigen und schieben oder tragen müssen. Der Weg war aber so zugewuchert, dass ich ihn kaum fand. Außerdem stand ein grüner Jeep dort. Und mit einem Jäger wollte ich nun sicher keinen Ärger. Also kurvte ich noch ein bissi in die andere Richtung, bevor ich wieder ab fuhr. Weiter unten gab es nämlich auch zwei Trails, die auf der Karte eingezeichnet waren. Und die hatte ich beim Hochfahren schon entdeckt.
Der erste Weg entpuppte sich dann auch gleich als Griff ins Klo. Begann er noch vielversprechend, verlor sich die Spur alsbald im tiefen Berggras.

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GPS und Realität waren sich nicht einig. An einer Abbruchkante fand ich dann keine weiterführende Spur. Zudem befand sich an dieser Stelle gut exponiert ein Salzleckstein auf einem hohen Baumstumpf. Das sprach für jagdlich genutztes Gebiet. Der Höhe nach dürfte es sich um Rotwild handeln. Auf einmal hörte ich es Pfeifen. Das Pfeifen kam von unten. Ein Jäger? Da ich eh nicht weiter wusste schob ich wieder hoch. Als ich mich wieder auf den Weg hoch gekämpft hatte sah ich wieder das Schild mit dem Pfeil zur Erzherzog-Johann-Klause und die rot-weiße Markierung. Wie steht es so schön in dem Wikipedia-Artikel: „Die beiden übrigen Steige zum Schinder (von der Bayr-Alm über die Rieselbergalm und Ritzelbergalm oder von der Erzherzog-Johann-Klause über die Südseite) sind zwar markiert, aber sehr einsam und werden kaum begangen.“ Hätte ich das mal vorher gelesen… Eigentlich erwartete ich nun weiter unten zur Rede gestellt zu werden aber nichts passierte. Der zweite Versuch, den ich natürlich nicht ausließ, verlief glücklicher. So kamen doch noch ein paar Meter auf mein Trailkonto. 😉

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Jetzt war ich reif für eine Dusche und Abendessen. Etwas mulmig wurde mir dann doch, als sich am Abend der Gastraum mit der gesamten Jägerschaft aus dem Umkreis füllte. Es sagte aber keiner etwas.
Zu der Unterkunft muss ich auch noch ein paar Zeilen verlieren. Die EJK ist eine sehr einfache Hütte mit Mehrbettzimmern (ich hatte eines alleine für mich), schlechten Matratzen, Etagendusche und außenliegendem WC. Dennoch hatte die Location ihren ganz eigenen Charme und ich bereue nicht, hier Station gemacht zu haben. Außer mir haben noch drei Väter mit ihren Söhnen (so um die 10-12 Jahre) übernachtet. Sie waren hierher gewandert und verbrachten so wohl etwas „quality time“. 😉

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Etappe 4

Fahrzeit: 04:09:20
Kilometer: 57,95 km
Durch. Geschw.: 13,95 km/h
Max. Geschw.: 39,36 km/h
Höhenmeter: 1024 m
Rad: Stevens Glide ES

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Trailsuche am Schinder

Fahrzeit: 01:25:25
Kilometer: 13,56 km
Durch. Geschw.: 9,53 km/h
Max. Geschw.: 32,88 km/h
Höhenmeter: 570 m
Rad: Stevens Glide ES

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Alpencross 2013 – Auf dem Max-Weg von Füssen nach Brannenburg/Inn – Tag 3

Tag 3 (Donnerstag, 05.09.2013): Scharnitz – Jachenau

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An diesem 3. Tag erreichte ich mit ca. 1800 Meter den höchsten Punkt der Tour. Von Scharnitz aus fuhr ich nach einem ausgiebigen (und wieder schnellen) Frühstück durch das wunderschöne Karwendeltal in Richtung Karwendelhaus. Gut, dass sich die Zeiten auf den Hinweistafeln an Wanderer richten. Denn fünf Stunden wollte ich auf den Hochalmsattel eigentlich nicht brauchen. Dennoch warteten knapp 850 Höhenmeter zum Aufwachen und Warmfahren auf mich. Und das war gut so, denn im Schatten lag die Temperatur teilweise bei 7°C. Fast 30°C kälter als mittags… 😉

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Die gelbe Linie beschreibt meine Strecke – eine Einkehr im Karwendelhaus war nicht geplant.

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Das Karwendeltal ist wirklich eines der schönsten Täler, dass ich bisher gefahren bin – zumindest auf dieser Tour. Leider wurde das schöne Erlebnis wieder etwas eingetrübt. Und zwar kurz bevor ich den Sattel erreichte. Am Ende des Tals warteten einige Serpentinen auf mich, die zum Hochalmsattel bezwungen werden wollten. Ich überholte einige Freizeitradler und sah bei einem Blick nach hinten zwei weitere Biker ein paar Kurven weiter unten. Vor denen werde ich es schon noch schaffen, dachte ich mir. So kurbelte ich in meinem Tempo weiter. Ich blieb auch mal stehen um ein paar Fotos zu schießen. Kurz überlegte ich, zum Karwendelhaus abzubiegen, aber für eine Rast war es noch zu früh am Tag. Auf dem gut ausgebauten Schotterweg fuhr ich weiter und sah schon den höchsten Punkt. Da hörte ich es hinter mir surren… Als ich mich umdrehte waren sie auch schon am Überholen. Die zwei Biker hatten mich eingeholt. Zusammen hatten die beiden Damen locker 140 Jahre auf dem Buckel. Das Tempo, dass sie mit ihren E-Bikes vorlegten war atemberaubend. Kurz überlegte ich, hier die Tour und meine Radkarriere zu beenden, entschied mich dann aber doch zur Weiterfahrt. Schließlich werde ich in 30 Jahren auch 30 Jahre jüngere Biker mit meinem E-Bike schocken… 😉

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Letztlich konnte ich dann doch das Panorama und einen Riegel genießen. Bei einer etwas längeren Verschnaufpause machte ich mir Gedanken über den weiteren Weg hinab zum kleinen Ahornboden. Auf der Karte hatte ich mir den Trail herausgesucht. Aber ein explizites Verbotsschild und eine Vielzahl Wanderer, die bei diesem herrlichen Wetter unterwegs waren, ließen mich auf die Schotterpiste ausweichen. Das war jedenfalls der offizielle Biketrail. Auf Diskussionen mit evtl. nicht verständnissvollem Fußvolk hatte ich keine Lust. Grob geschottert, steil und mit vielen engen Kurven war dieser Weg jedenfalls nicht ganz unanspruchsvoll. Ein paar Kehren weiter unten zweigte ein weiterer Trail ab. Aber ich schenkte einer englischsprachigen Wanderin glauben, die mir von einer Befahrung abriet. Sie erweckte den Eindruck, so etwas beurteilen zu können.

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Glücklicherweise fand ich dann doch noch ein paar Trailkilometer bis hinab ins Rißtal. Diese waren jedenfalls nicht mit Schildern als gesperrt gekennzeichnet.
Ein weiterer Trail endete leider im Flußbett des Johannisbach. Der folgende Verlauf wurde wohl bei einem Hochwasser hinweg gespült. Ich verdaddelte etwas Zeit bei der Suche nach einer Fortsetzung – erfolglos. So fuhr ich auf dem normalen Weg oberhalb der Klamm hinab ins Rissbachtal.

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Inzwischen war ich gut hungrig und meine Trinkflaschen hätten ebenso eine Füllung vertragen. Ich bog auf die Straße nach rechts in Richtung großer Ahornboden ab. Dort lag der Alpengasthof Eng, der mir von früheren Aufenthalten bestens bekannt war. Ich radelte an der Graberlalm vorbei. Dabei realisierte ich, wie weit es noch wäre. Bei meiner bisher zurückgelegten Strecke, der fortgeschrittenen Tageszeit und dem noch bevorstehenden Stück entschied ich mich für einen Aufenthalt in der Graberlalm.

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Eine gute Entscheidung – alkoholfreies Weizen, Speckbrot, Mohnkuchen und Kaffee peppelten mich soweit wieder auf, dass ich meine Fahrt fortsetzen konnte. Viel kommt ja jetzt nicht mehr, dachte ich mir. Weit gefehlt. Von der Isar wehte ein gerade so starker Wind das Rissbachtal hinauf, das ich stetig pedalieren musste, um nicht bergab stehen zu bleiben. Das war schon mal sehr lästig und ich war froh, nicht bis in die Eng hinauf gefahren zu sein. Am Ende des Tals wechselte ich auf die Mautstraße in Richtung Wallgau. Für Fahrräder ist diese kostenfrei.

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Dank der Maut ist die Straße erfreulich wenig frequentiert. Lediglich ein paar Motorräder und einige Renn- und Reiseradler begneten mir. Irgendwo auf der Hälfte der Strecke nach Wallgau zweigte meine Route nach rechts ab. Ein kleiner Buckel noch, dann eine Abfahrt zum Walchensee und schon bin ich in der Jachenau. Toll!

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Der kleine Buckel, der Hochkopf, zeigte allerdings Zähne. Eine herrlich sonnige Südlage ließ das Thermometer auf über 30°C steigen. Und mich teilweise ab vom Rad. 😉 Zu allem Überfluss verfranzte ich mich noch etwas auf dem Gipfel. Endlich kam die Abfahrt. Ich war schon etwas genervt und gut fertig, aber nun ging es ja bergab. Aber irgendwie stimmte etwas nicht. Das Fahrgefühl wurde zunehmend schwammiger. Der Daumentest brachte es ans Licht – platt am Hinterrad. Super…

Tief durchatmen. Rad ausbauen, Schlauch inspizieren, wechseln oder flicken – eigentlich Routine. Ich baute also das Laufrad aus und zog den Schlauch von der Felge. Mittels etwas Spucke konnte ich die Schwachstelle am Schlauch ausmachen. Die Verklebung des Latexschlauches hielt nicht mehr dicht. Das hatte ich schon einmal. Ein paar selbstklebende Flicken sollten reichen, um das Leck abzudichten. Ich brauchte fast meinen ganzen Vorrat auf. Im Schweiße meines Angesichts pumpte ich den Reifen wieder auf, baute das Rad wieder ein und fuhr weiter. Yippie – Abfahrt! Die Freude währte nur kurz. Ein fieser Gegenanstieg und ein erneuter Luftverlust ließen mir neben der Anstrengungs- nun auch die Zornesröte ins Gesicht steigen. Also hielt ich wieder an, baute das Laufrad wieder aus und begutachtete den Schlauch. Natürlich hatten die Flicken nicht gehalten. „Also wechsele ich halt doch den Schlauch“ , dachte ich mir. Zum Glück hatte ich in Füssen einen neuen Latexschlauch gekauft. Ich kramte den Schlauch aus dem Rucksack, packte in aus – und bekam einen mittleren Tobsuchtsanfall in dessen Verlauf ich den Schlauch samt der Verpackung in die Pampa feuerte. Der Grund – ich hatte statt einem Schlauch mit Sclaverandventil einen mit Autoventil gekauft. Kurz darauf bereute ich meine Unbeherrrschtheit. Zum einen wegen der Umwelt. So etwas widerstrebt mir normalerweise völlig – etwas einfach so in die Natur zu werfen. Zum anderen hätte ich bloß die Luftpumpe mit wenigen Handgriffen umbauen können und auch die Verjüngung an der Felge hätte sich einfach lösen lassen. Ein Blick in die Richtung des Schlauch-Weitwurfes sagte mir aber: Der ist fort.
Gott sei Dank hatte ich einen herrkömmlichen Butylschlauch in der Satteltasche. Schon seit Jahren… Ich betete, dass der noch in Ordnung war. Er war es und kurz darauf setzte ich meine Fahrt fort. Wenigstens die Aussicht war schön.

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Ohne weitere Zwischenfälle und Experimente erreichte ich den heutigen Zielort Jachenau und meine dortige Residenz – den Gasthof Jachenau. Die Zeit bis zum Abendessen überbrückte ich mit etwas Internetrecherche. Ich wollte wissen, ob auf meinem weiteren Weg, idealerweise hier in der Nähe, die Möglichkeit bestand, meinen auf null geschrumpften Ersatzschlauchbestand aufzubessern. Tatsächlich, wenige Kilometer weiter in Jachenau Bäcker fand ich, wonach ich suchte. Nach kurzer telefonischer Rücksprache schwang ich mich auf mein Rad und besorgte zwei neue Butylschläuche. Damit fühlte ich mich jetzt wieder sicherer. Im Übrigen war der sehr ausführliche Smalltalk mit dem Inhaber von der Sorte, von dem man sich nur schwer loseisen kann… 😉 Wer mal in der Jachenau in die Verlegenheit kommt, einen Schlauch zu benötigen – hier werden sie geholfen: Münsinger Radl-Ladl.

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Es folgte ein ausgezeichnetes Abendessen und eine ruhige, erholsame Nacht. 🙂

Etappe 3

Fahrzeit: 05:19:53
Kilometer: 74,17 km
Durch. Geschw.: 13,91 km/h
Max. Geschw.: 48,96 km/h
Höhenmeter: 1514 m
Rad: Stevens Glide ES

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Keep on biking!

Alpencross 2013 – Auf dem Max-Weg von Füssen nach Brannenburg/Inn – Tag 2

Tag 2 (Mitwoch, 04.09.2013): Plansee – Scharnitz

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Was für ein Start in den Tag! Nach einem ausgiebigen aber schnellen Frühstück verließ ich zügig die Musteralpe, da heute die Königsetappe anstand.

Der Anblick des Plansees am diesem Morgen war fast schon surreal schön.
Die ersten Kilometer verliefen relativ flach bevor es bergab ging.

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Auf der Abfahrt zur Loisach vernichtete ich 200 Höhenmeter und spulte 15 der geplanten 80 Kilometer schnell ab. Ich folgte dem Track und dem Radweg entlang der Loisach bis zu der Stelle, wo der Track über die Loisach führte. Es verwunderte mich aber sehr, dass an dieser Stelle keine Brücke war. Gut, dachte ich mir, ein Stück weiter wird es schon eine geben, vorher war zumindest keine. Ich fuhr hin und her und konnte nichts entdecken. Wie war derjenige, von dem ich den Track hatte, bloß über die Loisach gekommen? An einem Parkplatz entdeckte ich die Überreste einer verfallen Brücke. Aha. Na toll. An der Stelle war an ein Überqueren des Flusses nicht zu denken. Zunehmend verzweifelt suchte ich nach einer geeigneten Stelle. Von meiner Zeit als Kajakfahrer wusste ich, dass mit so einem Wildbach nicht zu Spaßen ist. Leicht unterschätzt man die Kraft des Wassers.
Auf meinem Navi konnte ich flussabwärts auch keine Brücke ausmachen und bis Garmisch wollte ich nicht auf dem Radweg fahren, da so der Streckenabschnitt zum Eibsee weggefallen wäre.
Schließlich fand ich eine einigermaßen geeignete Stelle, an der das Risiko nicht allzu hoch sein dürfte.

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Nicht zu breit und nicht zu tief. So sah es zumindest aus. Ich zog die Schuhe und Socken aus und befestigte diese am Rucksack. Als nächstes testete ich die Wassertemperatur. Kalt – nein, saukalt. Okay, nutzt ja nix. Also schnappte ich mein Fahrrad und schob es auf der linken Seite, flußabwärts, ins Wasser hinein. Sofort ergriff die Strömung das Rad. Ich versuchte es zu heben. Aber das war unmöglich, da ich auf den glitschigen Steinen im kalten und strömenden Wasser keinen richtigen Halt fand. Und beeilen musste ich mich auch, da meine Füße wegen der Steine und der Wassertemperatur ordentlich schmerzten. Irgendwie schaffte ich es an das andere Ufer und setzte mich erst mal hin.

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Mit so etwas hatte ich ja gar nicht gerrechnet. Nach einem Riegel und etwas Auftauzeit für die Füße setzte ich meine Fahrt fort. Zu Hause sah ich dann, dass es nur ein paar Kilometer weiter sehr wohl ein Brücke gegeben hätte. 😉

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Ich stand dann doch am Eibsee und erfreute mich an dem Anblick. Schließlich hat man da auch auch einen Blick auf die Zugspitze, auf deren Rückseite ich mittags Brotzeit zu machen gedachte. Zum Glück war es noch nicht so spät, und die Eibsee-Ausflügler hielten sich noch in Grenzen. Ich umfuhr den See gegen den Uhrzeigersinn auf einem netten Wegerl.

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Kurz hinter dem See ging es bergab in Richtung Garmisch. Zunächst auf einem Schotterweg, später auf asphaltierten Radwegen. Langsam wurde mein Gertränkevorrat knapp und ich hielt Ausschau nach einer Tankstelle oder einem Trinkwasserbrunnen. Es kam nichts.

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Am Olympia Skistadion hoffte ich darauf, einen Kiosk zu finden. So war es dann auch. Ich trank einen Kaffee, füllte meinen Trinkflaschen auf und aß einen weiteren Riegel. Dann startete ich zu dem nächsten Highlight. Bei der Planung war ich mir noch nicht sicher, ob ich den Abschnitt zur Reintalangerhütte tatsächlich fahren würde. Das wollte ich von der Zeit abhängig machen. Da ich trotz meines Abenteuers an der Loisach gut in der Zeit lag, beschloss ich die Hütte mitzunehmen. Und ich bereute es nicht. Zunächst musste ich allerdings auf der anderen Seite der Partnachklamm zur Partnachalm keulen. Ich geb es zu, hier musste ich tatsächlich kurz aus dem Sattel und schieben. Das war mir zu steil und zu warm…
Doch schon bald danach erreichte ich den tollen Trail duch das Reintal.

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Das Tal und der Trail – ein Gedicht! 🙂

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Bergauf gab es ein paar Schiebestellen, die bergab sicherlich fahrbar waren. Ich freute mich schon tierisch. Auch hier waren nur wenige Wanderer unterwegs, mit denen es keinerlei Konflikte gab. Ich machte aber auch immer bereitwillig Platz.

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Auf der Hütte machte ich Brotzeit und gönnte mir einen weiteren Kaffee, ein Schinkenbrot und ein alkoholfreies Weizen. Dabei belauschte ich die Wanderer, die von hieraus noch auf die Zugspitze wollten. Sie waren nicht sicher, ob sie noch weitergehen sollten, da es auf der Knorrhütte keine Übernachtungsplätze mehr gab und die Reintalangerhütte auch schon gut voll war. Sie waren alle ganz schön gestresst, da die sonstigen Bedingungen so ideal waren… Ich hoffe sie sind alle gut da angekommen, wo sie hinwollten. Ich wollte jetzt wieder talwärts und freute mich auf die Trailabfahrt. Die war echt genial!

Noch voller Euphorie bog ich meinem Track folgend vor der Partnachklamm nach rechts ins Ferchenbachtal ab und blieb aprubt stehen.

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Und jetzt? Sch… Da musste ich aber durch. Zurück ging nicht, durch die Klamm war es verboten. Auf einer Übersichtstafel endeckte ich eine Alternative auf der gegenüberliegenden Hangseite, die mir zwar ein paar zusätzliche Höhenmeter und Kilometer bescheren würde, mich aber wieder auf den Track bringen würde. Was ich nicht sehen konnte, aber kurz darauf feststellte: Der Umweg bescherte mir auch mein einziges Tragestück auf der Tour. Der Steig hinauf zur Wettersteinalm war zu steil.
An der Kreuzung, an der ich wieder auf den Track traf, standen zwei Biker, die ich schon einmal gesehen hatte an dem Tag. Und zwar überholte ich beide vorher auf dem Trail von der Reintalangerhütte bergab. Wie zum Teufel kamen sie jetzt vor mir zu dieser Stelle? Ich hielt an und fragte nach. Sie hatten sich nicht von der Sperrung abhalten lassen und waren über den kleinen Erdrutsch gekraxelt. 😉
An dieser Stelle beschloss ich für mich, mich von keiner weiteren Sperrung mehr abhalten zu lassen.
Inzwischen war ich schon etwas geschwächt und es lag noch einiges an Strecke vor mir. Elmau ließ ich deswegen links liegen und fuhr in Richtung Schachen. Bzw. schob. Eine Rampe zwang mich auch hier aus dem Sattel. Ein entgegenkommender Wanderer machte mir nicht gerade Mut, als ich ihm von meiner weiteren Strecke erzählt. Seines Wissens sei der Bannholzweg, auf dem ich zum Ferchensee fahren wollte, gesperrt. Wegen Holzfällarbeiten. Wie war das noch? Von keiner Sperrung mehr aufhalten lassen!
Am Abzweig zum Bannholzweg stand tatsächlich ein Sperrschild. Ich ignorierte es und fuhr weiter. Es war nach 17 Uhr und ich hoffte, dass da keiner mehr arbeitete. Weit gefehlt. Auf einmal stand ein großer LKW mitten auf dem Weg, der mittels Seilwinde Baumstämme aus der Bergwald zog. Es gab kein Vorbeikommen auf dem Weg. So schlug ich mich, wohl unbemerkt, durch das Unterholz hinter dem LKW. Der weitere Weg zum Ferchensee verlief problemlos.

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Jetzt war es nicht mehr weit nach Scharnitz. Ein Trailversuch durch das Laintal scheiterte am Fahrverbot und den Passanten, die das einforderten. Zu Fuß war es aber auch nett. Mit dem Bike lohnte es sich nicht.

Hinter Mittenwald legte ich die letzten Kilometer auf dem Isarradweg bis nach Scharnitz zurück, wo ich mein Quartier für heute gebucht hatte – den Risserhof.

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Der Risserhof war mir bestens bekannt. Hier kehrte ich schön öfters auf dem Rückweg aus Südtirol zum Essen ein. Ein Heimspiel sozusagen. 😉

Etappe 2

Fahrzeit: 06:49:26
Kilometer: 90,99 km
Durch. Geschw.: 13,33 km/h
Max. Geschw.: 51,6 km/h
Höhenmeter: 1915 m
Rad: Stevens Glide ES

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Alpencross 2013 – Auf dem Max-Weg von Füssen nach Brannenburg/Inn – Tag 1

Tag 1 (Dienstag, 03.09.2013): Füssen – Plansee

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„Nehm‘ ich den Zug um kurz nach 6 Uhr oder den um kurz nach 7 Uhr?“ – diese Frage stellte ich mir Vorfeld. Ich entschied mich für den Früheren, was sich im Nachhinein als die richtige Wahl herausstellte. Genauso, dass ich die Tour um eine Woche verschob.

Frühes Aufstehen bin ich dank meiner Kinder gewohnt und so stand ich kurz vor sechs am Aschaffenburger Hauptbahnhof. Dort deckte ich mich mit etwas Reiseproviant ein und bestieg um 6.04 Uhr den Zug nach Würzburg. Doch dann ging es los.

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Der Zug nach Treuchtlingen hatte so viel Verspätung, dass ich den Anschluss nach Augsburg nicht mehr erreichte. Ich hatte also einen Zwangsaufenthalt in Treuchtlingen. Diesen nutzte ich für eine Tasse Kaffee und ein Rosinenbrötchen in einer bahnhofsnahen Bäckerei. Gerade hatte ich es mir unter einem Sonnenschirm gemütlich gemacht, als ich ein Zischen in meiner unmittelbaren Nähe wahrnahm. Wo mochte das wohl herkommen? Ein Blick auf mein Rad – und ich wusste bescheid…

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Spontaner Luftverlust. Aber warum? Ich baute das Laufrad aus und betrachtete den Schlauch. Ein großes Loch auf der Innenseite des Latexschlauches. Und ein Fast-Loch an derselben Position ein paar Zentimeter weiter. Seltsam. Es stellte sich heraus, dass das Felgenband an drei Stellen an der Speichenbohrung durchlöchert war. Na ja, nach 5 Jahren kann das mal sein. Die nette Bäckersfrau versorgte mich mit Tesafilm, mit dem ich das Felgenband mehrmals komplett überklebte. Einen Ersatzschlauch hatte ich auch dabei. „Besser jetzt als auf der Tour“ dachte ich mir. So ging auch der Zwangsaufenthalt in Treuchtlingen schnell vorüber.
Mit einer Stunde Verspätung kam ich um kurz vor 14 Uhr in Füssen an. Die Zeit würde trotzdem für die erste Etappe reichen. Bei Radsport Zacherl legte ich einen kurzen Zwischenstopp ein und versorgte mich mit einem neuen Latexschlauch (der später noch eine Rolle spielen würde) und einer Rolle Felgenband, sollte der Tesa nicht halten. Meine Trinkflaschen füllte mir der nette Verkäufer auch gleich auf.

Jetzt endlich durfte ich zu meiner Tour starten. Bei bestem Kaiserwetter. Kurz nach Füssen wartete der erste Singletrail auf mich – der Alpenrosensteig.

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Zunächst fiel mir das Fahren auf dem Steig recht schwer. Die wenigen MTB-Kilometer diesen Jahres, besonders auf solchen Steigen mit „Abgründen“ auf einer Seite ließen mich unsicher werden. Im weiteren Verlauf wurde das aber besser und ich genoss diesen Abschnitt zunehmend.

Die Strecke führte mich am Schloss Hohenschwangau und dem Alpsee vorbei. Schloss Neuschwanstein kam auch in Sicht.

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Selbiges musste ich passieren. Allerdings stellte sich mir eine ordentliche Schotterrampe in den Weg, auf welcher ich mein erstes ernüchterndes Erlebnis hatte. Im Spessart gehören E-Bikes ja noch zur Ausnahme, und wenn werden sie von Menschen reiferen Alters am Main entlang bewegt. Oder im Stadtverkehr. Hier sah es etwas anders aus – eine wahre Flut E-Bikes aller Klassen schwirrte um mich herum. An diesem steilen Anstieg gipfelte das aber ins absurde. Eine dreiköpfige Familie lieferte sich mit mir ein wahres Rennen. Wobei, ein Rennen war es nur für mich. Die drei pedalierten nämlich locker plaudernd in ihrem legeren Freizeitdress auf den geliehen City-E-Bikes mit mir um die Wette. Ich pfiff aus dem letzten Loch. Besonders hartnäckig war der ca. 12 Jahre alte Spross der Familie. Mit allerletzter Kraft rettete ich mich als erster ans Ende das Anstiegs. Na toll, bereits auf den ersten 10 Kilometern völlig ausgepowert. Wie das Trio die Abfahrt mit den 20-Kilo-Boliden mit schlechten Bremsen meistern würde, war fraglich. Nicht einmal Helme gehörten zu deren Ausstattung.
Heftig schnaufend betrachtete ich mir den Trubel auf der Marienbrücke, als ich mit einem Pärchen ins Gespräch kam. Beide auch Alpencrosser, verstanden sie meinen Unmut über die E-Biker. 😉
Schnell fotografierten wir uns gegenseitig vor der Brücke, die man auf dem Foto nicht sieht, und gingen bzw. fuhren unserer Wege.

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Der Weg führte nun weiter bergan, wenn auch nicht mehr so stressig. 😉 Dafür zwischendurch nochmals richtig steil. Zwei Einkehrmöglichkeiten, Bleckenau und Jagdhütte, ließ ich links liegen bevor ich endlich den Einstieg zum Schützensteig erreichte. Ein genialer Trail, den ich 2008 schon einmal fuhr. Daher kannte ich auch bereits den Weg von Hohenschwangau zum Plansee.

Der Trail war das Highlight des Tages. Bis auf wenige Stellen konnte ich ihn komplett fahren – was ein Spaß!

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Es kam mir auch nur ein Wanderer entgegen, den ich aber bereitwillig passieren lies. Allerdings erstaunte ich im Vorfeld zwei Fußvölkler, die der Meinung waren, dass man den Weg auf keinen Fall mit dem Rad fahren könne. Ich belehrte sie eines Besseren. 😉

Am Hotel Ammerwald wechselte ich auf die Straße und rollte dem Etappenziel entgegen. Am Hotel Forelle bog ich links ab, am Zeltplatz vorbei zur Musteralpe. Moment – Musteralpe? Ich hatte doch in der Musauer Alm reserviert. Wird schon dasselbe sein, dachte ich mir. War es aber nicht… 😉
Aus irgendeinem Grund verwechselte ich die beiden Lokalitäten bei der Reservierung. Zum Glück bekam ich trotzdem ein Zimmer – über dem Kuhstall. Das war eine Erfahrung! 😉
Dafür war die Übernachtung mit Frühstück günstig und das Abendessen war sehr gut.

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Vor dem Abendessen, weil ich noch genügend Zeit hatte, drehte ich noch eine Runde um den Plansee. Da es schon etwas später war, hoffte ich auf dem für MTBs eigentlich gesperrten Weg niemand mehr zu stören und so war es auch. Eine wunderschöne und schnelle Runde wurde das. 🙂

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Hungrig und ausgelastet kehrte ich zur Unterkunft zurück und lies den Abend gemütlich ausklingen.

Etappe 1

Fahrzeit: 02:10:16
Kilometer: 24,27 km
Durch. Geschw.: 11,18 km/h
Max. Geschw.: 42,00 km/h
Höhenmeter: 735 m
Rad: Stevens Glide ES

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Rund um den Plansee

Fahrzeit: 00:58:32
Kilometer: 17,95 km
Durch. Geschw.: 18,40 km/h
Max. Geschw.: 33,60 km/h
Höhenmeter: 30 m
Rad: Stevens Glide ES

Keep on biking!