Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 5

Tag 5 (Dienstag, 31.07.2012): Grosio – Pezzo

Das Frühstücksbuffet im Sassella war der Hammer. Nur schwer konnten wir uns davon losreißen. Aber es nutzte ja nichts, immerhin galt es heute wieder zwei Pässe mit insgesamt über 2.000 Höhenmetern zu bezwingen. Und den Löwenanteil gleich zu Beginn – ca. 1.800 Höhenmeter am Stück hinauf zum Passo dell‘ Alpe.

p1050026.jpg
Nach dem obligatorischen Etappenstartbild schwangen wir uns um kurz nach 8 Uhr auf die Räder. Wir durchquerten Grosio und fuhren ein gutes Stück mit moderater Steigung auf Straßen und Radwegen. Es war noch nicht zu heiß und der Verkehr hielt sich in Grenzen.

p1050041.jpg
Ab Le Prese begann der Spaß. Eine geniale Serpentinenstraße mit unzähligen Kurven wandt sich den Berg hinauf. Wenig Verkehr und die schattige Westseite machten den Anstieg erträglich.

p1050045.jpg
Kurze Entlastung der Problemzonen – ein kurzes Stück im Wiegetritt ist bei so einem langen Anstieg nie verkehrt.

p1050053.jpg
Nach meinem Rüffel vom Vortag fuhr ich nicht mehr außer Sicht- und Rufweite, obwohl diese geniale Straße mich schon zum Durchdrücken lockte… Mit dem Rennrad wäre das sicher auch ein großer Spaß.

p1050056.jpg
Kurz hinter dem Örtchen Fumero endete die Teerstraße und ein kurzes Stück weiter erst einmal der fahrbare Teil der Strecke. Die Strecke wurde steil und grobschottrig. Und heiß war es jetzt auch. Wir füllten unsere Trinkflaschen an der im Roadbook empfohlenen Wasserstelle auf. Allerdings kam da nur ein erbärmliches Rinnsal aus dem Brunnen. Ich hoffte, dass da keine tote Maus die Leitung verstopfte. Auf dem weiteren Weg kamen übrigens noch einige weitere Wasserstellen. Man muss also nicht an der Aufbereitungsanlage halten. 😉

p1050060.jpg
Inzwischen saßen wir wieder auf den Rädern und erfreuten uns an dem schönen Hochtal. Außer etwas Landwirtschaft war hier nichts los.

p1050063.jpg
Am einzigen Rifugio, Rif. La Baita, fuhren wir ohne zu halten weiter. Zwar lockte die Aussicht auf eine Mahlzeit, aber vor uns lagen noch gut 600 Höhenmeter bis zum Pass. Also besser keine Zeit verlieren und mit vollem Magen bergauf ist eh nicht so ideal.

p1050066.jpg
Wir waren wieder zum Schieben übergegangen. Zwischendurch fuhr ich immer mal ein paar Meter, aber jetzt so am fünften Tag unserer Tour fehlte mir etwas der Ehrgeiz. Außerdem fühlte ich mich an diesem Tag überhaupt nicht gut.

p1050073.jpg
Im weiteren Verlauf hatte ich sogar richtige Probleme. Selbst das Schieben fiel mir schwer. Ich bekam schwer Luft und hatte mit dem nicht wirklich steilen Gelände etwas zu kämpfen. Immer wieder sah es so aus, als ob wir die Passhöhe gleich erreichen würden, doch dann standen wir vor einer neuen Stufe oder Kurve.

p1050078.jpg
Das Gelände wurde flacher und die letzten Meter zum Passschild bewältigte ich dann doch im Sattel.

p1050083.jpg
Passo dell‘ Alpe auf 2.461 Metern – das nächste Häkchen im Roadbook. Endlich oben. Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt für eine Pause gewesen, aber zu frisch war der Wind hier oben. Ich merkte, dass ich jetzt dringend etwas zu essen brauchte. Immer wieder hatte ich das Essen hinausgezögert und hier oben stellte ich fest, dass ich seit dem Frühstück nur einen kleinen Riegel gegessen hatte. Vielleicht war auch das der Grund für meine Schwäche?

p1050085.jpg
Wir fuhren ein paar Meter auf einem sehr schönen Singletrail ab und rasteten an einer etwas windgeschützteren Stelle. Gleich zwei Riegel auf einmal verspeiste ich. Ein paar Regentropfen rissen uns jäh aus unserer Mittagsruhe und trieben uns zur Weiterfahrt. Der Singletrail wechselte auf einen Jeepweg und die Gavia-Passstraße kam in Sicht.

p1050095.jpg
Es warteten nochmals 350 Höhenmeter auf uns, aber die liefen auf der Passstraße echt zügig.
Ich ließ mich noch auf ein kurzes Rennen mit einem Rennradler und einem Mountainbiker ein, gab alles, und bog an der vermeintlichen Passhöhe als „Sieger“ von der Straße ab. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass das noch lange nicht der Übergang war, sondern nur das Rifugio Berni. Peinlich, peinlich. Ich wartete auf Diane.

p1050109.jpg
Und dann waren wir oben, am Gaviapass. Trotz der vielen Schieberei lagen wir gut in der Zeit. Es wartete nur noch die Abfahrt nach Pezzo, unserem Ziel für heute auf uns. So beschlossen wir, im Rifugio Bonetti etwas zu essen.

p1050112.jpg
Nach Cola, Polenta mit Salsiccia, einem Cappuccino und einem Foto mit Marco setzten wir unsere Fahrt fort.

p1050113.jpg
Just in dem Moment begann es zu regnen. Egal, dachten wir. Regenklamotten an und runter. Zwei Serpentinen später bereuten wir diese Entscheidung. Wir waren mitten in einem ordentlichen Gewitter. Unmittelbar auf den Blitz folgte der Donner. Einer meiner Albträume wurde war. Ein Gewitter im Gebirge. Ein paar Serpentinen weiter unten erspähte ich ein Tunnel. Da retteten wir uns hin und warteten das Gewitter ab. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei und die Sonne kam wieder heraus. Allerdings wurden wir nun von unten nass – auf der Straße liefen noch Sturzbäche von Wasser ab. Und der letzte Trail kurz vor Pezzo war auch ganz schön rutschig.

p1050122.jpg
Durchnässt und fröstelnd erreichten wir unser Ziel, Yuris Bed & Breakfast. Mit dem warmherzigen Empfang und einem Finisher-Bier verbesserte sich unser Zustand aber schlagartig. Die warme Dusche tat ihr Übriges. Nach einer kurzen Regenerationspause waren wir wieder hergestellt. In der Pension trafen wir auch die zwei österreichischen Gruppen wieder und gingen mit ihnen zum Essen. Die Schwarzwälder und zwei Jungs aus der Pfalz waren auch hier. Es war ein lustiger Abend und ich schaute etwas zu tief ins Grappa-Glas.

Fazit fünfter Tag:
Schinderei bis zum ersten Pass, aber landschaftlich sehr schön. Der Gaviapass ist dann nicht mehr schlimm. Yuris B&B ist ein absulotes „must have“ auf der Albrechtroute.

Fahrzeit: 06:00:27
Kilometer: 47,15 km
Durch. Geschw.: 7,85 km/h
Max. Geschw.: 40,08 km/h
Höhenmeter: 2086 m
Rad: Stevens Glide ES

1207310806_diag.gif

Keepon biking!

Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 4

Tag 4 (Montag, 30.07.2012): Lü – Grosio

Die heutige Etappe hatten wir beide als Erholungsetappe abgespeichert. Nur 1.500 Höhenmeter laut Roadbook – ein Klacks für uns. Im Hinterkopf hatte ich allerdings eine dumpfe Ahnung, dass der Abschnitt vielleicht doch nicht so leicht werden würde.
Doch zunächst mussten wir die Rechnung für Kost und Logis begleichen. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, wie teuer die Schweiz ist? Hier hatten wir mit Abstand die höchste Rechnung der ganzen Reise. Das Essen war zwar gut und die Unterkunft ok, aber dafür, dass wir Etagendusche und -WC hatten, war es schon teuer. Andere Biker bestätigten uns, dass ihre Unterkünfte auch sehr teuer waren, aber wesentlich schlechter als unsere. Sehr freundlich waren die Wirtsleute allemal und unsere Bike-Klamotten wurden auch gewaschen und getrocknet. Insofern war das dann schon in Ordnung.

p1040940.jpg
Auch in Lü konnten wir um 7 Uhr frühstücken und waren kurz vor 8 Uhr wieder unterwegs. Es war noch etwas frisch, aber ansonsten war das Wetter traumhaft. Für heute war auch die Wetterprognose ganz gut.
Wir hatten aber ein anderes Problem – dank unseres hohen Riegelkonsums waren unsere Vorräte auf ein Minimum geschrumpft. Ein Einkauf stand an. Wir fuhren von Lü nach Tschierv und gingen in den dortigen, kleinen Supermarkt. Unglücklicherweise gab genau zu der Zeit die einzige Angestellte ihre Wochenbestellung telefonisch an ihren Großhändler durch. Wir schnappten uns zwei 6er Pack Riegel und etwas zu trinken und warteten. Und warteten. Und warteten. Wir verloren so ungefähr eine halbe Stunde. Ein weiteres Ärgernis kam mit der Rechnung. 36 Euro für 12 Riegel und einen Softdrink… Zum Glück führte uns der Weg heute aus der Schweiz nach Italien!

p1040946.jpg
Unterwegs trafen wir unsere drei Österreicher wieder. Sie waren nach uns gestartet, aber dank des unfreiweilligen langen Aufenthalts konnten wir ein paar Kilometer gemeinsam durch das Val Müstair fahren. Am Berg zogen sie erst einmal davon. Auch die Gruppe der Benefiztour überholte uns. Überhaupt waren auf dem Weg ins Val Mora sehr viele Biker unterwegs. Heute war ich ganz gut drauf und mir war nach etwas sportlichem Wettkampf. Ich sagte Diane, dass ich etwas schneller fahren und dann auf sie warten würde.

p1040948.jpg
Ich gab Gas und überholte auf meinem Weg nach oben einige Biker. Das war sicher nicht klug, denn ich fuhr fast am Anschlag. Aber es machte mir zu viel Spaß in dieser grandiosen Landschaft den Berg hoch zu heizen.

p1040951.jpg
Am höchsten Punkt, Döss Radond auf 2.234 m, wartete ich auf Diane. Hier legten die meisten anderen Fahrer eine Verschnaufpause ein.

p1040958.jpg
Ich erfreute mich an der schönen Aussicht, labte mich mit Bedacht an einem schweizer Müsliriegel und wartete auf meine bessere Hälfte. Ich wartete ganz schön lange. Gerade als ich ihr entgegen fahren wollte kam sie auf der Passhöhe an. Sogleich kassierte ich einen „Anschiss“, weil ich so weit vorgefahren war. Sie hatte unterwegs eine Panne und konnte sich nicht helfen. Die Kette war vom kleinsten Kettenblatt gefallen und hatte sich übel verklemmt. Zum Glück waren aber viele Biker unterwegs und es fand sich auch ein hilfsbereiter Sportsfreund, der ihr aus der Patsche half. Die Kette hatte erfreulicherweise keinen Schaden genommen, ich gelobte Besserung und wir setzten die Fahrt nach ein paar weiteren Regenerationsminuten fort. Übrigens hatte sie mich auch angerufen, aber mein Handy war vorsorglich ausgeschaltet…

p1040959.jpg
Albrecht schreibt in seinem Roadbook „Val Mora, leicht abfallendes Hochtal wie im Indianerfilm“. Nun, er hatte nicht übertrieben – die Landschaft war echt super. Wir surften auf dem netten Schotterweg weiter und jubelten.

p1040964.jpg
An der Wasserstelle füllten wir unsere Flaschen und wechselten dann auf den Trail. Auf DEN Trail. Ich glaube fast, das war der beste Trail meines Lebens, auf jedenfall der bisherigen Tour. So viel Flow habe ich noch nicht erlebt. Vor allem nicht auf so einer langen Strecke.

p1040967.jpg
Die wenigen Fotos können gar nicht wieder geben, was das für ein Spaß war! Das muss man selbst gefahren sein.

p1040979.jpg
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir an dem Stausee San Giacomo di Fraele an. Wir umfuhren den Stausee auf der rechten Seite. Am zweiten See, dem Lago di Cancano, erspähten wir auf dem Parkplatz unsere drei österreichischen Freunde. Sie rasteten auf einem Parkplatz und luden uns zu Brot, Käse und Schinken ein. Eigentlich waren es ja vier, denn zu dem bikenden Trio gehörte noch Christian, der ihr Begleitfahrzeug fuhr. Er transportierte ihr Gepäck und wartete an vereinbarten Stellen mit Verpflegung auf die drei. Ein super Service.

p1040988.jpg
Wir rasteten also ein wenig und stärkten uns. Wir brachen etwas eher auf, wurden aber am Torri Di Fraele wieder eingeholt. Hier hatte ich zum ersten Mal Wegfindungsstörungen. Das GPS-Gerät funktionierte nicht richtig und der Track verlief nicht eindeutig. Den Österreichern und den Schwarzwäldern, die dann auch ankamen, ging es genauso. Aber dank der Kartenscans, die ich für solche Fälle dabei hatte, fanden wir den richtigen Weg. Da sieht man, dass man sich nicht nur auf die moderne Technik verlassen darf.

p1040997.jpg
Der Track lief ganz normal auf der Straße weiter. Wir fuhren drei Serpentinen ab, und bogen in den angegebenen Schotterweg ab. Ein Schild, welches uns darauf aufmerksam machte, dass dieser Weg gesperrt sei, ignorierten wir erfolgreich. Kurz darauf wurde klar, warum die Weiterfahrt eigentlich untersagt war. Drei Murenabgänge versperrten uns den Weg und erforderten etwas nicht ganz ungefährliche Kletterei… Dann lief wieder alles. Der Weg zog sich auf der Höhenlinie etwas in die Länge und es war ganz schön heiß oberhalb von Bormio. Langsam wurde klar, das die Etappe doch nicht so locker werden würde. Der Hintern meldete sich wieder. Zudem verfuhren wir uns bei Arnoga etwas. Wir machten zwar kaum zusätzliche Strecke, aber einige zusätzliche Höhenmeter nahmen wir deswegen mit.

p1050004.jpg
Der letzte Pass des Tages wartete auf uns – der Passo di Verva (2.314 m). Zu Beginn unverschämt steil, verlief er oben flacher. Aber es war ein hartes Stück Arbeit, auf das wir nicht wirklich gefasst waren.

p1050008.jpg
Aber auch diesen Übergang bezwangen wir.

Es folgte eine sacksteile, ewig lange Schotterabfahrt nach Eita. Wir waren sehr froh, Federgabeln, Dämper und vor allem Scheibenbremsen an den Rädern zu haben. Mein Gott war das ein Gerüttel – solche Abfahrten liegen mir ja gar nicht und ich ließ Diane den Vortritt.

p1050020.jpg
Endlich in Eita angekommen wählten wir die Variante 2 der Albrechtroute und fuhren über einen weiteren, saugeilen Trail nach Grosio ab. Die Originalroute verläuft rechts im Tal auf Asphalt, wir hopelten links hinab. Zuerst ein feiner Waldtrail, dann ein kurzes Stück Straße und zu guter Letzt ein alter, zugewucherter, grobpflastriger Karrenweg – einfach topp.

p1050023.jpg
Sehr erschöpft, erhitzt und leicht sonnenverbrand (für was hatten wir eigentlich beide Sonnencreme im Gepäck?) kamen wir in unserem Etappenziel Grosio und unserer Unterkunf, dem Hotel Sassella an. Die allabendliche Routine stellten sich ein – Räder weg stellen, auspacken, duschen, kurz chillen, zu Abend essen. Beim Abendessen leisteten uns die Schwarzwälder Gesellschaft, mit denen wir uns den Tisch teilten. Das Abendessen, ein spezielles Biker-Menu vom Chef das Hauses angepriesen, war lecker und wir gingen danach gleich zu Bett. Wir waren erledigt.

Fazit zum vierten Tag:
Mit Sicherheit keine Ruheetappe. Es war die längste der Tour. Aber die beiden geniale Abfahrten im Val Mora und später nach Eita waren einfach der Hammer. Das Hotel Sassella mit dem Restaurant Jim ist empfehlenswert.

Fahrzeit: 06:30:52
Kilometer: 82,20 km
Durch. Geschw.: 12,62 km/h
Max. Geschw.: 44,16 km/h
Höhenmeter: 1.413 m
Rad: Stevens Glide ES

1207300755_diag.gif

Keep on biking!

Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 3

Tag 3 (Sonntag, 29.07.2012): Bodenalpe – Lü

Auf der Bodenalpe ist man das frühe Frühstück der Biker gewohnt. Um Punkt 7 Uhr saßen wir am Frühstückstisch und schlugen uns die Mägen voll. Die Rucksäcke waren schon gepackt und wir hatten bereits die Bikeklamotten an. Der Berggasthof war ganz gut ausgelastet. Bis auf eine Handvoll Wanderer bestand der Rest der Gäste aus Bikern, die wohl alle auf der Albrechtroute unterwegs waren. Einen Teil davon, nicht nur die Schwarzwälder, trafen wir immer wieder auf der Reise.
So auch eine Gruppe aus Österreich, die mich am Vorabend mit ihrem Alkoholkonsum schwer beeindruckt hatten. Daß sie das ganze für einen guten Zweck taten, wurde mir erst ein paar Tage später klar – sie sammeln auf ihren Touren Geld für die Kinder-Krebs-Hilfe. Mehr darüber auf deren Internetseite: Benfizradtour.

p1040874.jpg
Aber nun weiter im Text. Zwanzig Minuten vor 8 Uhr saßen wir auf den Rädern und starteten die heutige Etappenfahrt, vor der wir gehörigen Respekt hatten. Immerhin sollte es über den Fimberpass mit 2.600 Metern gehen. Wir fuhren keine 2 Kilometer, da mussten wir auch schon wieder halten. Die Sonne hat uns vorher beim Frühstück nur gefoppt und war einem frischen Regen und tief hängenden Wolken gewichen.

p1040877.jpg
Der obligatorische Fotostopp an der grünen Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Zum Glück hatte Diane ihr Rad versteckt. 😉
Einige Meter weiter stand das richtige Grenzschild vom Nebel verborgen. Das sahen wir erst beim Vorbeifahren. Wir waren jetzt in der Schweiz.

p1040879.jpg
Das Wetter wurde dadurch aber auch nicht besser. Egal – wir erfreuten uns daran, dass es kein Schnee war, der da vom Himmel fiel. Zwischendurch konnten wir ab und zu einen Blick auf die umliegenden Gipfel erhaschen und deren Schönheit erahnen.

p1040883.jpg
Ohne Helm können die Helmüberzieher übrigens auch getragen werden und sehen wesentlich besser aus… 😉

p1040885.jpg
Schließlich tauchte die Heidelberger Hütte aus dem Nebel auf und markierte das Ende des fahrbaren Weges. Ab jetzt hieß es schieben und tragen.

p1040888.jpg
Kurzes Stoßgebet für besseres Wetter und hinein in das Vergnügen.

p1040890.jpg
Außer den verrückten Bikern war niemand am Berg. Sicherlich auch vernünftig bei diesem Sauwetter. Im Laufe der Plackerei hörte es wohl zu regnen auf, so richtig bekamen wir das nicht mit. Die Schiebepassage war bis auf das letzte Stück gar nicht so schlimm, es gab sogar einige Biker, die zwischendurch immer wieder ein paar Meter fuhren. Mir war das zu albern, wegen 5 Metern auf das Rad zu steigen.

p1040892.jpg
Nach gut zwei Stunden vom Start weg erreichten wir die Passhöhe. Schnell wurde ein Foto gemacht, dann verzogen wir uns an eine windgeschützte Stelle und bereiteten uns für die Abfahrt vor. Pünktlich mit unserer Ankunft auf dem Pass besserte sich das Wetter und die Sonne schenkte uns ein paar Strahlen. Wir bestaunten die umliegende Bergwelt bei einem Riegel und holten kurz Kraft für den Downhill.

p1040897.jpg
Dieser Anblick zaubert wohl jedem Mountainbiker ein Grinsen ins Gesicht. 🙂
So auch mir. Bis auf wenige Stücke konnte ich die komplette Strecke fahren, sogar meine gehassten Rechts-S-Kurven gelangen mir.

p1040903.jpg
Diane tat sich etwas schwerer, aber meisterte die Strecke auch sehr gut. Dennoch brauchten wir relativ lange und ich sah unseren Zeitplan etwas in Gefahr. Was aber nicht so war…

p1040906.jpg
Kurz vor der berühmten Brücke leisteten wir uns lustigerweise beide an der selben Stelle mit einigen Minuten Abstand einen Fahrfehler, der bei uns beiden zu einem harmlosen Sturz führte. Schlamm und Steine sorgten für ein Wegglitschen des Vorderrades und ein Ausklicken war wegen des Schlamms am Schuh und im Pedal nicht möglich. So kippten wir in Zeitlupentempo, unter Beobachtung einiger Biker, die hinter der Brücke rasteten, auf die Seite. Peinlich, peinlich.
Das war dann aber auch der einzige Sturz auf der Tour.

Es wurde wärmer und wir entledigten uns unserer Regenkleidung. Die Wasservorräte wurden knapp und wir bekamen Hunger. Mein Plan war, in Scoul an einer Tankstelle etwas einzukaufen. Für den Supermarkt, der Sonntags um 12.15 Uhr schließt, waren wir schon zu spät. Auch sonst fand sich just keine Einkaufsmöglichkeit oder Wasserstelle auf der Route durch Scoul. Ich setzte alle Hoffnung auf ein Tennisvereinsheim, das aber leider geschlossen hatte. Wenigstens waren die WCs offen, und wir konnten die Flaschen auffüllen. Dazu gab es mal wieder Riegel. Wir ruhten kurz aus und begannen dann den letzten Anstieg des Tages hinauf zum Pass da Costainas.

Es war sauheiß, als wir die Straße nach S-Charl erklommen. Das zog gut Körner, und der weitere Weg ins Dorf zog sich wie Kaugummi. Fünf Prozent Steigung kamen uns vor wie zehn. Jetzt tat auch der Hintern zum ersten Mal so richtig weh. Es war also eine ganz schöne Tortour, obwohl die Landschaft herrlich war. Endlich in S-Charl angekommen, legten wir eine kurze Pause ein und stellten fest, wie teuer die Schweiz ist. Cola, Eis und Schokoriegel müssen hier was ganz besonderes sein.

p1040924.jpg
Frisch gestärkt gingen wir den Rest der Strecke an. Die Stärkung hielt nicht lange… Es wurde jetzt fast noch ein richtiger Kampf, die letzten Kilometer zum Pass hinauf – eigentlich nicht steil, eigentlich nicht schwer zu fahren, trotzdem mühselig und zäh wie Kaugummi.

p1040927.jpg
Erst als wir auf den genialen Trail zum Pass wechselten, kam die zweite Luft. Zu genial war dieser Abschnitt, um sich nicht daran zu erfreuen.

p1040932.jpg
Kurz vor uns kam eine 3er-Gruppe aus Östereich am Pass an, die freundlicherweise ein Foto von uns machten. Wir revanchierten uns machten ebenfalls ein Foto.  In den nächsten Tagen trafen wir noch sehr oft auf Herbert, Harald und Margit und profitierten auch ab und an von dieser Bekanntschaft. Sie fuhren kurz vor uns ab in Richtung . Wir verweilten noch ein paar Minuten und folgten ihnen auf der schönen Abfahrt.

p1040938.jpg
Unterwegs überholten wir die Drei und trafen sie schließlich in unserer Unterkunft im Etappenziel Lü wieder – im Hirschen. Auch sie hatten hier gebucht.

p1040939.jpg
Ein letzter Blick aus dem Fenster; Abendrot – trockenes Brot; so lautet eine alte Bauernregel. Mal schauen ob sich das bewahrheitet.

Fazit zum dritten Tag:
Wie erwartet war das eine härtere Etappe. Das gute Essen im Hirschen und die Erinnerungen an die Abfahrt vom Fimberpass und den Trail am Costainas machten die Anstrengungen wieder wett.

Fahrzeit: 06:56:03
Kilometer: 64,15 km
Durch. Geschw.: 9,25 km/h
Max. Geschw.: 54,00 km/h
Höhenmeter: 1.989 m
Rad: Stevens Glide ES

1207290738_diag.gif

Keep on biking!

Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 2

Tag 2 (Samstag, 28.07.2012): St. Anton – Berggasthof Bodenalpe

Der nächste Tag begann mit schönem Wetter. Wir frühstückten zeitig, damit wir um 8 Uhr auf den Rädern sitzen würden. Schließlich begann ab jetzt die Tour richtig und wir hatten keine Zeit zu verschenken.

p1040797.jpg
Von nun an ging es bergauf und weg aus dem Trubel in St. Anton in die Stille der Berge.

p1040810.jpg
Das Hotel Moserkreuz dürfte „Albrecht-Routlern“ bestens bekannt sein – hier geht es ab ins Verwalltal. Von unserem Hotel bis hier bewältigten wir bereits 200 Höhenmeter – im Ort.
Wir fuhren weiter auf einer schönen, relativ einsamen Forststraße in Richtung Verwallsee.

p1040814.jpg
Hier legten wir einen kurzen Fotostopp ein. Das Wetter war immer noch prächtig und wir genossen das stille Tal und die schöne Bergwelt.

p1040821.jpg
Auf unserem weiteren Weg kamen wir an der Konstanzer Hütte vorbei, die wir aber links liegen ließen. Es war noch zu früh für eine Einkehr. Überhaupt wollten wir tagsüber so wenig wie möglich Pausen machen und unsere Hauptmahlzeit auf den Abend legen, um nicht zu viel Zeit zu verlieren und aus unserem Rhythmus zu kommen. So pedalierten wir weiter in Richtung Verbellener Winterjöchle, Heilbronner Hütte und unserem Etappenziel, der Bodenalpe.

p1040830.jpg
Hier begegneten wir den ersten „wilden“ Tieren der Tour. Murmeltiere wurden unsere ständigen Begleiter und sie feuerten uns des Öfteren mit ihren Pfiffen an. Oder pfiffen sie uns aus? 😉

p1040832.jpg
Die Fahrt durch das wunderschöne Verwalltal war das erste landschaftliche Highlight unserer Tour. Doch langsam änderte sich das Wetter. Es kam ein stärkerer Gegenwind auf, und ringsum zogen dunkle Wolken auf. Ich wurde schon etwas nervös…

p1040836.jpg
Aber es nutzte ja nichts, wir wollten und mussten über die Passhöhe. Und so schlecht war das Wetter ja auch noch nicht. Also fuhren wir weiter. Weiter unten trafen wir noch vereinzelt Biker, aber nun waren wir wirklich ganz alleine in dem Tal – von den Murmeltieren und einigen Kühen mal abgesehen.

p1040839.jpg
Wir wechselten von dem Forstweg auf einen Singletrail, den wir auf den ersten Metern noch befahren konnten, dann war Schluss. Es begann die erste Schiebe- und Tragepassage. Das gehört zu einem Alpencross einfach dazu, und wenn man das weiß, ist es auch gar nicht so schlimm.

p1040844.jpg
Wer sein Rad liebt… Das erste, aber nicht das letzte Schiebestück. Inzwischen war das Wetter komplett umgeschlagen. Es wehte ein kräftiger, kühler Wind und es tröpfelte schon ein wenig. Jetzt kam zum ersten Mal auf der Tour unsere Regenkleidung zum Einsatz. Und weiter ging es bergauf.

p1040848.jpg
Und dann kam die Heilbronner Hütte in Sicht. Besser – sie kam nicht so wirklich in Sicht. Wir überlegten kurz, ob wir nicht doch einkehren und das schlechte Wetter abwarten sollten, aber entschieden uns für einen schnellen Riegel und die Abfahrt, bevor das Wetter noch schlechter werden würde.

p1040851.jpg
Ein netter Wandersmann, mit dem wir uns noch kurz unterhielten, machte ein schnelles Foto von uns vor den Scheidseen, dann begannen wir die Abfahrt. Ein Donnerschlag auf den ersten Metern beschleunigte meinen Puls und die Abfahrt. Es blieb bei diesem einen Donner, doch der Regen wurde stärker. Wir hielten noch einmal kurz, um zusätzlich zur Regenjacke und -hose unsere Regenüberschuhe und Helmhauben anzuziehen. Die Helmhauben hatte ich erst wenige Tage vor der Tour besorgt. Ich fand sie immer sehr albern, war jetzt aber doch sehr froh (nicht zum letzten Mal), diesen Regenschutz dabei zu haben.
Es folgte eine längere Schotterabfahrt, auf der uns einige Teilnehmer eines Mountainbikerennens entgegenkamen. Die armen Kerle waren nur in kurz-kurz gekleidet und schauten alle recht grimmig drein. Auf unsere Anfeuerungsrufe reagierte jedenfalls kein einziger…
Ein kurzer Halt am Koppstausee, eine schnelle Abfahrt auf einer kleinen Bergstraße und schon waren wir in Galtür und rollten gen Ischgl. Hier begann es nun stark zu regnen. Wir waren von der Abfahrt im Regen noch ausgekühlt und der Starkregen zwang uns nun doch zu einer Pause. Und hungrig waren wir auch. Auf dem Weg kamen wir an der Wildererhütte vorbei. Wir fackelten nicht lang und legten einen gekonnten Einkehrschwung hin.

p1040862.jpg
Wir verdrückten eine Portion Spaghetti, begossen diese mit einem alkoholfreien Weizenbier und krönten das ganze mit einem Cappuccino und einem riesigen Stück Apfel-Streusel-Kuchen. Obwohl der Laden sehr tourismusorientiert aussah, war die Rechnung gar nicht mal so hoch. Und just in dem Moment wo wir weiter wollten, kam die Sonne wieder heraus – perfekt.
Nun warteten nochmals gut 400 Höhenmeter bis zur Bodenalpe auf uns. Dank des erneuten Sonnenscheins und der zum Teil sacksteilen Rampen wurde das nochmals zu einer schweißtreibenden Angelegenheit.

p1040868.jpg
Glücklich erreichten wir unser Etappenziel für heute – den Berggasthof Bodenalpe. Wir bezogen das schöne, neu renovierte Doppelzimmer, duschten und relaxten, bevor wir zum Abendessen gingen. Hier teilten wir uns den Tisch mit zwei Schwarzwäldern, die wir auf dem Rest der Tour noch öfters treffen sollten. Früh gingen wir zu Bett, um für den nächsten Tag ausgeruht zu sein. Irgendwie hatte ich aber einen unruhigen, nicht sehr erholsamen Schlaf. Das wurde auch in den nächsten Tagen nicht besser. Scheinbar vertrug ich dieses Jahr die Höhe nicht so gut. Bei meinen vorherigen Touren hatte ich dieses Problem nicht. Oder es war die Erschöpfung? Erst in der letzten Nacht, am Gardasee, schlief ich richtig tief durch.

Fazit zum zweiten Tag:
Das Verwalltal ist traumhaft und die Investition in Regenhauben lohnte sich trotz dämlichen Aussehens. Der Berggasthof Bodenalpe ist empfehlenswert.

Fahrzeit: 05:00:55
Kilometer: 51,29 km
Durch. Geschw.: 10,23 km/h
Max. Geschw.: 44,4 km/h
Höhenmeter: 1.632 m
Rad: Stevens Glide ES

1207280802_diag.gif

Keep on biking!

Alpencross 2012 – die Albrechtroute – Tag 1

Tag 1 (Freitag, 27.07.2012): Zams – St. Anton

Donnerstags reisten wir bei meinen Schwiegereltern an, um unseren Sohn dort abzuliefern.
Es fiel uns schon etwas schwer, aber wir wussten ihn dort in besten Händen.
Mitten in der Nacht auf Freitag, um 3 Uhr, standen wir auf und fuhren los in Richtung Zams. Die Hinfahrt verlief ohne Probleme und um kurz nach neun waren wir an dem mit Transalp-shuttle.com vereinbarten Abholungsort für unser Auto in Zams. Hier starteten wir auch die Tour.

p1040771.jpg
Letzte Vorbereitungen, Räder zusammenbauen – gleich geht es los.

p1040774.jpg
Jetzt aber, Räder gesattelt und los!

p1040778.jpg
Wir passierten in Pians eine Brücke über die Sanna, unter uns passierten die Rafter die Brücke.

p1040787.jpg
Mit dieserMotivationshilfe konnte ja nichts schief gehen. Danke St. Anton.

Die erste Etappe verlief recht lässig und wir kamen nach kurzer Fahrzeit in unserem ersten Etappenort St. Anton an. Wir verfuhren uns nur mal ganz kurz.

p1040789.jpg
Der größte Teil der Strecke verlief auf Asphalt und Schotter. Kurz vor St. Anton befuhren wir noch einen netten Naturweg.

p1040795.jpg
Entspannt und glücklich über den gelungenen Auftakt, wir hatten auch perfektes Wetter, genehmigten wir uns erst einmal einen Cappuccino und eine Kleinigkeit für den Magen, bevor wir unser Quartier im Nassereinerhof bezogen.

p1040796.jpg

Später bummelten wir noch etwas durch St. Anton und schauten den Vorbereitungen zum Arlberg Giro zu, der zwei Tage später stattfinden sollte. Und schon ging der erste Tag unserer Reise zu Ende.

Fazit zum ersten Tag:
Entschärfte erste Etappe bei Kaiserwetter – genau richtig zum Einrollen. Der Nassereinerhof war ok.

Fahrzeit: 02:29:15
Kilometer: 31,62 km
Durch. Geschw.: 12,71 km/h
Max. Geschw.: 35,76 km/h
Höhenmeter: 600 m
Rad: Stevens Glide ES

1207271005_diag.gif

Keep on biking!